Polizeigewerkschaft fordert mehr "Taser"

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Der neue Landesvorsitzende der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) Rainer Nachtigall. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Hermann Benker, der langjährige Landesvorsitzende der Polizeigewerkschaft (DPolG), nahm seinen Hut. Das ging nicht ohne eine berühmte Melodie von Frank Sinatra.

 
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„My way“ sollte es sein. Jene insbesondere durch Frank Sinatra berühmt gewordene Melodie, die oftmals dann gespielt wird, wenn der Protagonist seinen Schlussvorhang im Blick hat. Es war vielleicht der emotionalste Moment beim Landeskongress der Deutschen Polizeigewerkschaft (DPolG) am Freitag im Arvena Kongress Hotel in Bayreuth, als das Saxophon-Quartett des Polizeiorchesters Bayern den Sinatra-Hit interpretierte. Manchmal sagt Musik eben mehr als tausend Worte.

Von letzteren gab es freilich zu Hauf, und der, um den es bei diesem Kongress zum letzten Mal ging, wählte einen individuell-gewitzten verbalen Einstieg in seine Abschiedsrede: „Vermutlich sind deshalb so viele gekommen, weil sie sich davon überzeugen wollen, ob ich wirklich abtrete.“ Herman Benker hatte sogleich die Lacher auf seiner Seite. Die Glückwünsche und Lobeshymnen folgten später.

14 Jahre lang stand Benker an der Spitze des Landesverbands Bayern. Jetzt darf er sich Ehrenvorsitzender nennen. 2018 beginnt sein Ruhestand. Sein Resümee: Vieles habe sich bei der Polizei sehr gut entwickelt – auch wenn Benker zunehmend Charakterköpfe mit Ecken und Kanten vermisst.

Viele Ziele erreicht

Zur Würdigung von Benkers Verdiensten war, ebenfalls aus der Riege der Ehrenvorsitzenden, Gerhard Vogler angetreten. Dieser attestierte dem scheidenden Landsvorsitzenden eine „beeindruckende Leistungsbilanz“. Bereits im Alter von 27 Jahren sei Benker als junger Polizeikommissar aufs Gleis gesetzt worden und von dort sei er sogleich unter Volldampf losgefahren. Viele seiner Ziele habe er erreicht. Eines davon lässt sich ganz konkret in Zahlen messen. Im Jahr 1984 zählte die Deutsche Polizeigewerkschaft in Bayern 3900 Mitglieder. Inzwischen hat sich die Zahl laut Vogler mehr als verfünffacht.

Der Ehrenvorsitzende sagte, dass Benkers Nachfolger Rainer Nachtigall ein bestens bestelltes Haus übernehme. Der 53-jährige Polizeibeamte aus Nürnberg war von den 260 Delegierten des Landeskongresses mit 96 Prozent als Landesvorsitzender gewählt worden. Vogler sieht in Nachtigall einen „Garant für Kontinuität“. Der neue Landesvorsitzende gestand ein, dass die Messlatte hoch liege. Und sprach sogleich drängende Probleme an: Terroristische Anschläge hätten deutlich gemacht, dass die Einsatzkräfte der Polizei unweigerlich diejenigen seien, die sich in lebensbedrohliche Situationen begeben müssen. Überdies erwarte man von den Polizeibeamten, dass sie Sozialarbeiter, Psychologen, Streitschlichter und Sanitäter seien. Außerdem müssten sie Demenzkranke, ausgebüxte Kinder oder Tier zurückbringen oder Todesnachrichten überbringen. Nicht zuletzt werde erwartet, dass die Polizisten bereit sein müssen, Terroristen zu erschießen.

Nachtigall betonte, dass zum Schutz der Kollegen bereits viel getan wurde. Man dürfe aber bei den Anstrengungen nicht nachlassen, diesen Dienst an der Basis etwa durch Erhöhung von Zulagen, bessere Förderungsmöglichkeiten und ausreichend Personal zu ermöglichen.

"Taser" in allen Dienststellen

Ein Thema beim Landeskongress waren auch die Elektroschockpistolen, die derzeit in Bayern getestet werden. Ein solcher „Taser“ war erst vor wenigen Tagen bei einer Geiselnahme in Pfaffenhofen an der Ilm erfolgreich zum Einsatz gekommen. Nachtigall sprach sich dafür aus, die Beamten mit noch mehr Elektroschockpistolen auszustatten. „Taser“ müssten künftig in allen Dienststellen zur Verfügung stehen.

Hermann Benker freilich wird sich mit dieser Technik nicht mehr auseinandersetzen müssen. Stattdessen konnte er von Gerhard Eck, Staatssekretär im Innenministerium, einen „Bayerischen Löwen“ und ein persönliches Schreiben von Innenminister Joachim Herrmann entgegennehmen. Der Löwe sei ein Zeichen für Kraft und Energie, betonte Eck.

Derart gestärkt konnte Hermann Benker dann erstmals in der Funktion des Ehrenvorsitzenden und vermutlich recht intonationssicher die den Kongress beschließende „Bayernhymne“ singen.

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