Playoff-Start für Medi-Team in Ludwigsburg

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Die Bewachung von Gabe York (Mitte) gehörte zu den entscheidenden Stärken der Ludwigsburger bei ihrem 73:70-Sieg vor knapp zwei Wochen in Bayreuth. In dieser Szene hatten gleich vier Gegenspieler den etatmäßigen Bayreuther Topscorer im Blick, der in diesem Spiel nur drei Freiwurfpunkte zustande brachte. Foto: Imago Foto: red

Natürlich kann man sich seinen Gegner in den Playoffs nicht aussuchen. Wenn Medi Bayreuth am Donnerstag um 18.15 Uhr das Viertelfinale bei den Riesen Ludwigsburg eröffnet, dann ist das aber wahrscheinlich genau der Rivale, für den sich viele Anhänger des Tabellensechsten auch bei freier Auswahl unter den vier Erstplatzierten entschieden hätten.

 
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Auf den ersten Blick erscheint das nicht sehr logisch, weil sich beide Mannschaften in dieser Saison schon viermal begegnet sind und die Bayreuther dabei gleich drei Enttäuschungen erlebten: Am 13. BBL-Spieltag wurden sie in Ludwigsburg mit 47:78 geradezu gedemütigt, im Viertelfinale der Champions League vergaben sie ihre große Chance nach dem 86:81-Auswärtssieg durch eine Heimniederlage mit 77:89, und erst vor zwei Wochen büßte das Medi-Team mit 70:73 in heimischer Halle gegen dezimierte Ludwigsburger die Chance auf den Heimvorteil im Viertelfinale ein. Entscheidend ist jedoch: Keines dieser Ergebnisse kam unter den aktuellen Vorzeichen zustande. Vor allem drei Aspekte sprechen dafür, dass sich die Kräfteverhältnisse eher zugunsten der Bayreuther verschoben haben:

Die Erholungspause: Wegen des Einsatzes der Ludwigsburger beim Top-Four-Turnier der Champions League am vergangenen Wochenende beginnt diese Viertelfinalserie später als alle anderen erst neun Tage nach dem Abschluss der Hauptrunde. „Ganz abgesehen davon, dass uns die Pause ganz allgemein gut getan hat, versetzt sie uns vor allem in die Lage, nun wieder auf De’Mon Brooks und Andreas Seiferth zurückgreifen zu können“, erklärt Trainer Raoul Korner. „Das wäre am Samstag noch nicht der Fall gewesen.“ Während der Amerikaner wegen einer Knieverletzung bereits im letzten Bundesliga-Duell mit den Riesen gefehlt hatte, war der Nationalcenter beim Saisonfinale in Würzburg ausgerutscht und hatte sich eine leichte Muskelverletzung zugezogen.

Die Belastung der Ludwigsburger: Neben zwei Spielen innerhalb von zwei Tagen gegen AS Monaco (65:87) und und UCAM Murcia (74:85) musste der Hauptrundendritte auch die Reise nach Athen bewältigen. „Am liebsten hätten wir alle diese Belastung selbst gehabt“, sagt Korner mit Blick auf das Aus im Viertelfinale der Champions League. „Aber wenn es daran etwas Positives gibt, dann ist es tatsächlich das: Jetzt mit null Pause in die Playoffs gehen zu müssen, wäre für unseren Kader fatal gewesen. Die Ludwigsburger sind allerdings anders aufgestellt mit ihren neun Ausländern, die sie durchrotieren lassen können.“ Gewisse Spuren der langen Saison habe man aber auch schon bei den Riesen feststellen können: „Da sie zudem eine Mannschaft sind, die von ihrer Intensität und Physis abhängig ist, gibt es vielleicht Grund zur Hoffnung, dass sie nicht durchgehend 120 Prozent abrufen können.“

Die schwere Verletzung von Riesen-Center Justin Sears: „So etwas wünscht man niemandem“, schickt Korner voraus. „Es ist wirklich ganz ehrlich gemeint, wenn wir ihm gute Besserung wünschen.“ Ganz nüchtern betrachtet, lasse sich aber nicht leugnen: „Das tut den Ludwigsburgern weh.“ Andererseits dürfe man nicht übersehen, dass die Riesen bei ihrem letzten Sieg in Bayreuth ohne Adam Waleskowski und Thomas Walkup angetreten waren. „Mit Jacob Wiley haben sie jetzt noch jemanden in der Hinterhand, der auch schon in der NBA gespielt hat.“ Selbst einen Einsatz von Nationalcenter Johannes Thiemann, dem Ende Januar nach einem Sehnenriss im Oberschenkel das vorzeitige Saisonende prophezeit worden ist, schließt der Medi-Coach nicht aus: Wir bereiten uns auch auf diese Eventualität vor.“

Problem: Gabe York ins Spiel bringen

Auf der anderen Seite erinnert die Begegnung mit Ludwigsburg aber auch an ein Problem für das Medi-Team: Wie kaum einem anderen Gegner ist es den Riesen vor zwei Wochen gelungen, Gabe York zu neutralisieren. Der Bayreuther Topscorer brachte beim 70:73 lediglich drei Freiwurfpunkte zustande und kam auch nur fünfmal überhaupt aus dem Feld zum Wurf.

„Es ist ja kein Geheimnis, dass man uns so Probleme bereiten kann“, bekennt Korner. „Es ist ein Lernprozess für Gabe, sich mit so einer gegnerischen Intensität auseinanderzusetzen. Das kennt er weder aus der G-League, noch vom College.“ So gesehen, sei es gar nicht schlecht, dass er diese Erfahrung noch kurz vor dem Playoff-Start gemacht hat: „Er wird in die Serie hineinwachsen.“ Korner traut seinem Team aber auch die nötigen Problemlösungen zu: „Wir haben schon bewiesen, dass wir auch Spiele gewinnen können, wenn nicht jeder zur optimalen Form findet.“

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