Rund 97 Prozent organisch
Eine im Winter 2017 und Frühjahr 2016 vorgenommene Biogutanalyse der Abfallberatung am Landratsamt Bayreuth ergab einen Anteil von 3,1 Fremdstoffen im Schnitt. Gefunden wurden verpackte Lebensmittel, Kunststoffbeutel, Glas, Steine, Porzellan, Metalle sowie Binden, Windeln, Gestecke, Textilien, Holz und Staubsaugerbeutel. Am Buchstein und in Pegnitz werden aus den Bio-und Grünabfällen Komposte erzeugt. Seit mehr als 20 Jahren würden sie das Gütesiegel der Bundesgütegemeinschaft Kompost erhalten, erklärt Abteilungsleiter Peter-Michael Habermann.
Das Sammelgut unterscheidet sich, je nachdem, wo es herkommt: "Während bei Ein- und Zweifamilienhäusern in ländlich-dörflicher oder kleinstädtischer Struktur sehr gute Sammelergebnisse erzielt werden, weisen in der Regel verdichtete innerstädtische Bereiche mit Mehrfamilienhäusern und Geschossbauten deutlich schlechtere Qualitäten auf." Die Gründe könnten schlicht Unkennntnis oder Desinteresse sein. Oder mit der größeren Anonymität in Städten und deren Sozialstruktur zu tun haben.
Buchstein: Anlage wird erneuert
Die Kompostierungsanlage Buchstein soll technisch erneuert werden, wie das Landratsamt Bayreuth mitteilt. Zusätzliche, aktuelle Verfahren sollen dann den Fremdstoffanteil weiter verringern. Wichtig sei, dass die Fremdstoffe nicht mit zerkleinert werden. "Probleme mit Kunststoffpartikeln im Endprodukt haben vor allem solche Anlagen, welche die Biotonneninhalte mit Fremdstoffen häckseln." Mehrfach im Kreislauf fahrende Siebüberläufe könnten ebenfalls zu Fremdstoffen in Komposten beitragen. Sollten Plastikanteile nicht aussortiert werden, seien die Komposte nicht verkaufsfähig.
3000 Tonnen Biomaterial sammelt der Landkreis Kulmbach Zenk zufolge jährlich ein. Der Biomüll wird nach Katschenreuth zur Kompost und Humus GmbH Eichner geliefert. Die Betreiber kennen die Plastik-Problematik, sagen aber: "Der Anteil ist verschwindend gering." Müllsäcke tauchten häufiger auf. Oder Hochglanzprospekte.
Teilchen, kleiner als ein Reiskorn
Der Bioabfall wird auf Belüftungsfeldern gelagert und gesiebt. Durch ein 25 Millimeter, dann durch ein 15 Millimeter Gitter, sagt Geschäftsführerin Heike Gunsenheimer. Teilchen, kleiner als ein Reiskorn, fallen durch. "Wir haben in fünf Jahren ein Mal etwas in der Größe eines Fingernagels gefunden."
Welche Folgen die Kunststoffe für den ökologischen Kreislauf haben, was sie mit Tieren und Pflanzen machen, ist wissenschaftlich noch nicht beantwortet. Die entsprechenden Analysemethoden und Nachweisverfahren fehlten. "Möglicherweise haben wir erst die Spitze des Eisberges entdeckt", sagt Laforsch. "Allerdings wurde bis dato von der Tiefsee bis zu Bächen und von den Tropen bis zu den Polen Kunststoffmüll nachgewiesen, so dass die Problematik eine globale ist."
Hintergrund
Die Bundesgütegemeinschaft Kompost mit Sitz in Köln vergibt das RAL-Gütezeichen für Qualitätskomposte. Dafür sind strenge Grenzwerte bei Hygiene, Pflanzenverträglichkeit und Schadstoffgehalt einzuhalten. Sie sollen als Dünger geeignet sein und die Bodenqualität verbessern. Ein Labor untersucht alle Vierteljahre die Komposte auf 30 Merkmale. Darunter sind der Fremdstoffgehalt oder der Anteil von Folien, woraus der Grad der Verunreinigung ermittelt wird. Wenn die Grenzwerte überschritten werden, darf das Produkt nicht im Garten oder in der Landwirtschaft verwendet werden. Dann endet es in einer Müllverbrennungsanlage.