Von blonden Wüterichen und Gazprom-Gerd
Eine Stunde und 20 Minuten redet Guttenberg überwiegend über Außen- und Sicherheitspolitik. Über US-Präsident Donald Trump zum Beispiel. Er wirbt um weiterhin gute Beziehungen zu den USA: «Nicht ganz Amerika besteht aus blonden Wüterichen.» Deutschland dürfe nicht mit «Klugscheißerei und Besserwisserei» über den Atlantik blicken.
Türkei, Nordkorea, Flüchtlingskrise, Europa - Guttenberg spricht mal ernsthaft, mal witzelt er. Das geschäftliche Engagement von SPD-Altkanzler Gerhard Schröder in Russland kritisiert er, Schröder ist für ihn «Gazprom-Gerd». Kanzlerin Angela Merkel (CDU) lobt er - und ist ganz der Wahlkämpfer für die Union: «Das Land ist bei ihr in den besten Händen.»
Sprüche aus dem Bierzelt in der Stadthalle
SPD-Kanzlerkandidat Martin Schulz ist für Guttenberg lediglich «der Mann aus Würselen». Seine Sprüche haben teils Bierzelt-Niveau, etwa wenn er zum Thema Leitkultur sagt, dass der Sankt-Martins-Umzug kein Lichterfest sei und der Christkindlesmarkt kein Winterfest.
Klar, das wollen viele seiner Zuhörer genau so hören. Ernst wird er, wenn er Leidenschaft für Europa einfordert und sagt, trotz des Flüchtlings-Abkommens mit der Türkei dürfe man nicht erpressbar werden.
Auch der Glamour ist zurück
Im lässigen Sakko und offenem weißen Hemdkragen weiß Guttenberg mit gewohntem Grinsen genau, was die Menschen hier erwarten: «Meine Heimat war, ist und wird immer dieses Oberfranken sein.» Und für die vielen Kameras gibt es am Ende eine Umarmung mit Ehefrau Stephanie. Es ist fast so wie früher, als die beiden als Glamour-Paar der deutschen Politik galten.
Aber wie steht es jetzt nun um die Comeback-Chancen für den einstigen Polit-Star? CSU-Chef Horst Seehofer macht keinen Hehl daraus, dass er sich eine Rückkehr von Guttenberg wünscht - und zwar nicht nur als Wahlkämpfer, wie nun in den kommenden Wochen auf einer Reihe von Terminen im Freistaat.
Erstmal nur als Gastwahlkämpfer da
Doch an welcher Stelle er «KT» sieht, darüber schweigt sich Seehofer aus. Nicht wenige in der Partei sehen in Guttenberg eine wichtige strategische Figur, mit der Seehofer die Machtambitionen von Finanzminister Markus Söder im Land wie in der Partei ausbremsen könnte.
Er sei als «engagierter Bürger» hier, lässt Guttenberg lediglich wissen. Am Wahltermin am 24. September werde er schon wieder in den USA sein. Dort habe er sich ein neues Leben aufgebaut. Zum Abschied ruft er noch: «Gottes Segen und auf Wiedersehen.»