Pendler fühlen sich von Polizei abgezockt

Von Dieter Jenß
Ein Thema, das seit drei Jahren die Bürger von Glashütten und bis ins Ahorntal beschäftigt: die Raserei auf der Staatsstraße zwischen Glashütten und Volsbach. Beim Bürgertreff am Samstag unter dem Motto „Pendler blitzen, Motorradraser schützen“, gab es viel Kritik an Verkehrsbehörden und Polizei. Mit im Bild AFW-Vorsitzender Sven Ruhl, Werner Schubert, Bürgermeister Werner Kaniewski und Landtagsvizepräsident Peter Meyer. Foto. Dieter Jenß Foto: red

Die Diskussion um die Motorradraser auf der Staatsstraße zwischen Glashütten und Volsbach hat einen neuen Höhepunkt erreicht. Beim traditionellen Bürgertreff vor Weihnachten vor der Metzgerei Wiegärtner in Glashütten unter dem Motto „Pendler blitzen, Motorradraser schützen“ kochten die Emotionen erneut hoch.

 
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Rund 50 Bürger fanden sich im Laufe des Samstagvormittags vor dem Stand der AFW ein, die dabei Glühwein, Plätzchen und heiße Suppe anbot. Hauptsächlicher Kritikpunkt der Bürger, unter ihnen auch aus dem Ahorntal: „Die Polizei sollte verstärkt am Wochenende kontrollieren, wenn die Motorradraser aus ganz Deutschland vor Ort sind, statt an Werktagen um 8 Uhr früh die Pendler aus dem Ahorntal abzuzocken.“

Bekanntlich sorgt das Thema Lärmbelästigung und Verkehrsgefährdung durch Motorradfahrer seit dem Ausbau der Staatsstraße Glashütten-Volsbach im Jahr 2013 in Glashütten und der Region für viel Gesprächsstoff.

Zweirad-Hölle

Den Stein ins Rollen brachte die Allgemeinde Freie Wählergruppe (AFW) genau vor drei Jahren bei ihrem Bürgertreff vor Weihnachten, als sie mit Schlagwörtern wie „Stoppt den Biker-Wahnsinn“, „Zweirad-Hölle Glashütten“ oder „Biker-Raser gefährden Fußgänger“ auf die Problematik aufmerksam machte.

Seitdem gab es zwar verstärkt Polizeikontrollen und Blitzereinsätze sowie die Reduzierung der Geschwindigkeit durch die Straßenverkehrsbehörde zwischen Glashütten und Volsbach auf 60 km/h und teilweise im Kurvenbereich auf 40 km/h. Damit wurde allerdings auch der Nerv der Bürger in der Gemeinde Ahorntal getroffen, die als Pendler nach Bayreuth fahren und die sich durch die Geschwindigkeitsbegrenzung gegängelt fühlen.

162 Sachen statt Tempo 60

Zurück zum Bürgertreff am Samstag: Bereits vor zwei Wochen sorgte Bürgermeister Werner Kaniewski, der am Samstag ebenfalls vor Ort war, bei der Bürgerversammlung mit seinen Informationen über die auf der Staatsstraße zwischen Glashütten und Volsbach vom Staatlichen Bauamt Bayreuth gemessenen Spitzengeschwindigkeiten für einen Paukenschlag.

Spitzenreiter war dabei ein Motorradfahrer, der es auf der auf 60 Km/h begrenzten Staatsstraße auf sage und schreibe 162 km/h brachte. Derzeit liegen die Daten, so Kaniewski, zur Auswertung bei der Straßenverkehrsbehörde. „Warten wir ab, was rauskommt“.

Der Bürgermeister hat sich, wie er am Samstag betonte, mittlerweile vertrauensvoll an Landtagsvizepräsident Peter Meyer (Freie Wähler) gewandt, der zusammen mit Florian Wiedemann, Vorsitzender der Kreisvereinigung der Freien Wähler Bayreuth-Land, vor Ort war und zusagte, sich des Themas anzunehmen.

Nicht mit deutlicher Kritik sparten die in Hintergereuth, Gemeinde Ahorntal, wohnhaften Bürger Anton Heinlein und Thomas Zeilmann, die beide als Pendler täglich die Strecke zwischen Volsbach und Glashütten befahren. Durch den Kurier sind sie auf die Veranstaltung in Glashütten aufmerksam geworden.

Schuss nach hinten losgegangen

Nach Anton Heinlein ist mit der Geschwindigkeitsbegrenzung „der Schuss nach hinten los gegangen“. Seitens der Behörden hat man sich darauf verlassen, dass Motorradraser erwischt werden, stattdessen geht es den Pendler an den Kragen, so Heinlein. Seit dem Ausbau der Staatsstraße hat sich die Streckenführung nicht verändert. Vielmehr sind viele Bäume rechts und links der Straße entfernt worden, so dass die Motorradfahrer noch bessere Sicht zu den nächsten Kurven haben.

In die gleiche Kerbe schlug auch Thomas Zeilmann, der bis vor kurzem seinen Sohn täglich nach Neustädtlein zur Lehre fuhr. Das was auf der Staatsstraße passiert, hat nichts mit Prävention zu tun, es ist reine Abzocke. Es ist unmöglich, auf so einer Strecke die Pendler zu bestrafen, die nicht die Verursacher sind, so Zeilmann. Man sollte die Straße für Motorradfahrer sperren, sonst kehrt keine Ruhe ein, so Zeilmann.

Polizei verarscht

Nach Ansicht der beiden Ahorntaler „verarschen“ die Motorradraser die Polizei. Es ist bedauerlich, dass rund zehn Prozent der Bikerfahrer die anderen 90 Prozent in Misskredit bringen. Ausdrücklich Wert legte Werner Schubert, Vorsitzender von AWF-Kultur, der zusammen mit AFW-Vorsitzenden Sven Ruhl den Bürgertreff organisierte, dass die Aktion nicht gegen die „normalen“ Motorradfahrer gerichtet ist, die durch Glashütten in die Fränkische Schweiz fahren und sich an die Verkehrsregeln halten.

Diese sind in Glashütten herzlich willkommen, so Schubert. Die Kritik der Freien Wähler richtet sich gegen die Biker, die vor allem im Sommer mittlerweile aus ganz Deutschland kommen und meist vom Standort in Höhe der katholischen Kirche am Ortsende von Glashütten aus bis zum kurvenreichen Bereich im Glashüttener Forst hochrasen und illegale Rennen veranstalten.

Keine Sonntagsruhe

Ausgerüstet mit Helmkameras, deren Aufnahmen dann noch ins Internet gestellt werden, wird losgefahren, wenn über Funk grünes Licht gegeben wird, das heißt die Straße für einen kurzen Moment frei ist. Bereits am Ortsschild haben diese die doppelte Geschwindigkeit. Die Lärmbelästigung ist dabei gewaltig, da oftmals die Schalldämpfer ausgeschaltet werden. Mit der Sonntagsruhe in Glashütten ist es durch den Motorradraser vorbei.

Die Polizei sollte, so die Forderung der Freien Wähler, verstärkt am Wochenende, statt unter der Woche um 8 Uhr früh, kontrollieren. Darauf sollte die Polizei verzichten.

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