Pegnitz digital Händler setzen auf Beratung

Von Wolfgang Karl

PEGNITZ. Die Stadt Hof hat die Bloggerin Debora Fikentscher eingestellt. Sie soll per Social-Media den Einzelhandel in der Stadt nach vorne bringen. In Bayreuth organisierte die Bayreuther Marketing und Tourismus Gesellschaft vor Kurzem eine sogenannte Instagram-Challenge, um die Ladengeschäfte in der Innenstadt zu stärken. Doch welche Strategie verfolgt eigentlich Pegnitz?

 
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Die Stadt Hof hat die Bloggerin Debora Fikentscher eingestellt. Sie soll per Social-Media den Einzelhandel in der Stadt nach vorne bringen. In Bayreuth organisierte die Bayreuther Marketing und Tourismus Gesellschaft vor Kurzem eine sogenannte Instagram-Challenge, um die Ladengeschäfte in der Innenstadt zu stärken. Doch welche Strategie verfolgt eigentlich Pegnitz?

Keine Strategie

Nein, eine Digital-Strategie gibt es nicht, sagt Christina Wellhöfer vom Arbeitskreis „Unser Pegnitz“. Sie selbst sei ja auch weder bei Facebook, noch Instagram. „Die meisten Geschäftsinhaber in Pegnitz sind in einem Alter, in dem soziale Medien keine Rolle spielen. Ich hätte auch gar keine Zeit dafür“, sagt Wellhöfer. Dennoch habe sie nichts gegen die neuen Medien. „Es müsste nur jemand machen, der bei uns dabei ist“, sagt Wellhöfer – und meint damit die Pegnitzer Einzelhändler.

Beratung das Besondere

Das Besondere am innerstädtischen Einzelhandel sind für sie die Beratung und der persönliche Kundenkontakt. Und wirklich: Während man sich mit Wellhöfer unterhält, kommt eine Kundin in den Laden, stellt sich mit an den Tisch, isst eine Suppe und beteiligt sich, ganz natürlich, am Gespräch. Man lacht viel, als die Kundin geht, sagt Wellhöfer: „Sehen Sie, der direkte Kontakt mit unseren Kunden macht eben Spaß.“

Soziale Medien keine Altersfrage

Eine Altersfrage ist der Umgang mit sozialen Medien nicht für Renate Schneider. Sie ist Gründerin und Administratorin der Facebook-Gruppe „Ich bin ein echter Pegnitzer“. Über die Resonanz wundert sie sich immer noch – die Gruppe hat rund 4500 Mitglieder. „Die Leute wollen eben doch ihre Heimatverbundenheit ausdrücken.

Früher ging man ins Wirtshaus

Früher ist man ins Wirtshaus gegangen“, heute tausche man sich eben digital aus, sagt Schneider. Auf Pinterest sei sie übrigens durch eine 86-Jährige gekommen. Die habe ihr gesagt: „Schauen sie da mal drauf, sie sitzen bis tief in die Nacht.“ Ihr persönlich hätten die sozialen Medien in einer schweren Phase ihres Lebens sehr geholfen, vor allem Instagram und die Facebook-Gruppe.

Digitalmarketing könne Innenstadt beleben

Dass digitales Marketing die Innenstadt beleben kann, davon ist sie absolut überzeugt. „Es gibt in Pegnitz viele kleine Geschäfte, in denen ich noch nie war. Wenn die schon einmal auf Instagram vorgestellt worden wären, hätte ich sicherlich weniger Hemmungen, da auch mal reinzugehen“, sagt Schneider. „Bei mir in der Gruppe posten ja viele Geschäfte, das scheint also gut anzukommen“, sagt Schneider. Sogar so gut, dass die Geschäfte sich für die Möglichkeit bedanken, indem sie an Weihnachten im Namen der Gruppe an bedürftige Pegnitzer Familien spenden – sozusagen eine gemeinnützige „Werbegebühr“, organisiert von Schneider.

Nierhoff findet Digitalmarketing gut

Was hält eigentlich die Stadt von der Idee? Der zweite Bürgermeister, Wolfgang Nierhoff, findet die Idee eines digitalen Stadtmarketings grundsätzlich gut. Schon jetzt können sich auf der Website https://leben-in.pegnitz.de/ die Gewerbetreibenden präsentieren. Das sei aber nur ein erster Schritt. „Eine Strategie gibt es sicher noch nicht“, sagt Nierhoff. Aber man möchte Stück für Stück aufholen im Digitalen.

Stadt twittert und ist auf Instagram

So könnten bald Meldungen wie „das Standesamt hat heute nur vormittags geöffnet“ über den stadteigenen Twitter-Account (@stadtpegnitz) laufen, ein eigener Instagram-Account existiert bereits. Doch die Stadt möchte auch mehr Bürgerbeteiligung: Informationsveranstaltungen zu neuen Medien sollen vorbereitet werden, denn nicht jeder könne etwas mit den sozialen Netzwerken anfangen, sagt Nierhoff.

Hofer Geschäftsinhaber noch unentschieden

Wolfgang Uhl ist Journalist und Inhaber eines Ladens für Outdoor-Ausrüstung. Auch sein Geschäft hat die Hoferin Fikentscher schon besucht. Hat es etwas gebracht? „Sie hat ihre Sache gut gemacht und den Laden schön dargestellt“, sagt Uhl. Neue Kunden habe er aber bisher dadurch noch nicht gewonnen. Andere Läden sprechen aber durchaus davon, dass plötzlich eine jüngere Kundschaft vorbeigeschaut habe. Es ist wohl auch eine Frage der Zielgruppe, sagt Uhl. „Der Blog von Frau Fikentscher konzentriert sich stark auf das Thema Mode.“ Allerdings könne es durchaus noch sein, dass der Effekt noch eintrete.

Bedarf erkannt

In Hof macht man es also vor, versucht Neues. Auch die Pegnitzer haben durchaus erkannt, dass man etwas im Digitalen machen könnte, um die Stadt zu beleben. Ein Strategie dafür gibt es noch keine, aber erste Gehversuche. Unter dem Instagram-Hashtag #pegnitz findet man bisher jedenfalls noch mehr Bilder von Nürnberger Flussufern, als aus der Stadt Pegnitz. Vielleicht ändert sich das in Zukunft.

Pegnitz in den neuen Medien

Die Stadt Pegnitz ist auf Facebook, Instagram und Twitter unterwegs: Wenn man möchte, kann man sich also auf vielen Kanälen aus dem Rathaus informieren lassen. Die eigentliche „digitale Hauptstraße“ ist aber unangefochten die Facebook-Gruppe „Ich bin ein echter Pegnitzer“ mit rund 4500 Mitgliedern. Die Stadt bietet außerdem den Vereinen, Kirchen, Jugendorganisationen und Gewerbetreibenden an, sich auf der Seite https://leben-in.pegnitz.de/ vorzustellen.

Wer es noch nicht kennt: Facebook ist ein soziales Netzwerk, mit dem man auf viele Arten digital mit seinen Mitmenschen in Kontakt bleiben kann. Twitter ein Dienst, der es einem ermöglicht, kleine Nachrichten in die Öffentlichkeit abzusetzen. Instagram funktioniert dagegen wie ein digitales Fotoalbum, in dem man Bilder und Videos teilen und ansehen kann.

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