Ottmar Hörls "Folichon" Ziel von Dieben und im Visier des Stuttgarter Künstlers Claude Stockinger Geklaute Hundchen und goldene Häufchen

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Wilhelmines Schoßhündchen "Folichon" zieht an: Wie die Polizei jetzt mitteilt, wurde mehr als die Hälfte der Plastikhündchen, die der Nürnberger Künstler Ottmar Hörl entworfen hat, aus dem Hofgarten geklaut, 18 von 33 sind weg. Fast zeitgleich hat sich der Stuttgarter Künstler Claude Stockinger mit "Folichon" beschäftigt. Und hinter jedes der rund 130 Hündchen auf dem Landesgartenschau-Gelände ein goldenes Häufchen gesetzt.

 
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Kaum standen sie, waren sie schon wieder weg. Bernd Saupe, der Vorsitzende der Markgräfin-Wilhelmine-Gesellschaft und einer der Initiatoren der Hörl-Aktion mit Folichon, sagt am Montag im Gespräch mit unserer Zeitung: "Am Donnerstagabend waren wir fertig im Hofgarten. Am Samstag habe ich im Vorbeifahren bemerkt, dass einige Hunde fehlen." Vor dem neuen Schloss, am Glasenappweg, am Hans-Rollwagen-Weg, am Ausgang zum Schützenplatz standen die bunten Folichons. "Alle so verankert, dass man rohe Gewalt anwenden muss, um sie rauszubekommen", sagt Saupe. "Als ich die Erdanker wieder herausmachen wollte, musste ich erst mal heim und Werkzeug holen." 

1100 Euro Schaden

Der Schaden liegt laut Saupe bei rund 1100 Euro. "Der Schaden liegt damit erst einmal bei Ottmar Hörl", sagt Saupe. "Ottmar Hörl sagt, man müsse sich was überlegen. Denn er will ja nicht unbedingt Geld verbrennen." Es gebe Ideen, dass man "tageweise Projekte macht, wenn mehr Hunde geklaut werden. Aufstellen, abends wieder abräumen". Das - legale - Interesse an dem Hündchen sei groß: "Ich habe am Montagvormittag meinen Galeriedienst angetreten und schon vier Hunde verkauft."

130 goldene Häufchen

Doch nicht nur Langfinger haben Interesse an dem Schoßhündchen. Claude Stockinger, Künstler aus Stuttgart, hat sich, wie er im Gespräch mit unserer Zeitung sagt, recht spontan mit der vielfachen Installation auseinander gesetzt. Gezielt mit den rund 130 Hunden, die auf den Wiesen der Landesgartenschau verteilt sind. Hinter jedes der Hundchen setzte er ein goldenes Häufchen. "Ja", sagt Stockinger auf Anfrage unserer Zeitung: "Die Aktion sollte eine Frage aufwerfen: Ist das Kunst, oder kann das weg? Man soll sich Gedanken darüber machen, bis zu welchem Punkt geht die Kunst und ab wann flacht sie ab. Ich persönlich setze einfach andere Maßstäbe." Seine Aktion "eher gegen Abend" in der vergangenen Woche "zu den normalen Öffnungszeiten" sei "kein Angriff gegen Ottmar Hörl" oder gegen das Hündchen: Hund und Haufen gingen "eher eine Symbiose ein, die Fragen aufwirft. Das Hündchen allein hinterlässt bei mir nur Fragezeichen".

"Den Russ fand ich noch ganz gut"

Nicht einmal eine halbe Stunde habe es gedauert, die golden lackierten Styropor-Häufchen hinter die "Folichons" zu stecken, "produziert waren die auch in nicht einmal einem Tag", sagt Stockinger. "Ich bin in der zeit mit Besuchern ins Gespräch gekommen, die festgestellt haben, dass sie die Aktion gut finden, weil sie das Hündchen nicht gut finden." Stockinger sagt, die Aktion sei seine erste gewesen, die sich mit Hörls Kunststofftieren befasst habe. "Ich habe jetzt gehört, dass 2004 beim Wagner-Hund ,Russ' eine ähnliche Sache war. Wobei den ,Russ' fand ich noch ganz gut. Da haben die Proportionen ebenso gestimmt wie die Farbe. Das gibt einen anderen Sinn als diese Hündchen in den unmöglichen Farben."

"Ist das Kunst?" Oder können die Häufchen weg?

Seine goldenen Häufchen will Stockinger nicht als Protest gegen Hörl verstanden wissen. "Ich schätze ihn sehr. Er macht ja auch geniale Sachen." Aber der Hund, der sei ein bisschen zu viel des Guten. Und trotzdem führt das wieder direkt zur Ottmar Hörl und zu Bernd Saupe. "Ich habe jetzt den ganzen Scheiß hier stehen", sagt Saupe. "Drei Tüten voll." Mit der Frage: "Ist das Kunst? Oder kann das weg?" 

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