Ostertaufe „Das hat mich immer interessiert“

Von Julian Seiferth
Alina Yilmaz (rechts) freute sich schon lange auf diese Gelegenheit. Die Elfjährige wurde in der Osternacht im Beisein ihrer Patin Sabine Kraus (links) von Dekan Gerhard Schoenauer (Mitte) getauft. Foto: red Quelle: Unbekannt

PEGNITZ. In einer Zeit, in der die Kirchen um Zulauf ringen, hat sich in der Osternacht eine Elfjährige aus Pegnitz taufen lassen – weil sie das möchte. Das Mädchen hat sich wochenlang darauf gefreut, die Familie unterstützt und vorbereitet. Am vergangenen Wochenende war es dann soweit.

 
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Der Dekan ist sich sicher: „Ostern ist der beste Tauftermin“, sagt Gerhard Schoenauer. „Die Person, die getauft wird, wird von Wasser, dem Ursprung des Lebens, komplett umhüllt und daraus symbolisch wiedergeboren – und das passt wunderbar zu dem, was wir Christen an Ostern feiern.“

Das Kind soll selbst entscheiden

Diesen Termin hat in der Osternacht die elfjährige Alina Yilmaz genutzt, um sich in der St. Bartholomäuskirche in Pegnitz taufen zu lassen. „Wir hatten bei der Geburt gesagt, dass wir sie selbst entscheiden lassen wollen, ob und wie sie religiös sein will. Bei meinem älteren Sohn haben wir das auch so gehalten und er hat sich auch dafür entschieden“, erklärt Conny Yilmaz, die Mutter von Alina. „Ihr Vater ist ein moderner Muslim. Wir wollten, dass sie sich eines Tages entscheiden kann, in welche Richtung es für sie gehen soll.“

Muslimischer Vater trägt die Entscheidung mit

Alinas Entscheidung zum jetzigen Zeitpunkt trägt er mit. „Das ist für ihn kein Problem“, sagt Conny Yilmaz. „Er unterstützt sie bei dem, was sie tun will. Er ist auch immer mit in der Kirche.“ Die Patin der Elfjährigen ist Sabine Krauß aus Betzenstein, eine Freundin der Familie. „Wir sind ihr alle sehr dankbar. Sie ist kurzfristig eingesprungen und nimmt die Aufgabe sehr ernst“, so Conny Yilmaz.

Als einzige nicht getauft

Doch warum lässt Alina sich taufen, in einer Zeit, in der die Menschen – gerade auch die jungen – eher in die Kirche getragen werden müssen, als dass sie freiwillig hineingingen? „In der Schule wollte ich immer den Religionsunterricht besuchen. Das hat mich interessiert, das war immer schon spannend für mich“, sagt Alina. „Also saß ich da, habe am Unterricht teilgenommen, aber war die Einzige, die nicht getauft war. Damit habe ich mich irgendwann nicht mehr wohl gefühlt.“

"Hatten nur die Jugendweihe"

„Sie ist dann auf mich zugekommen und hat mir gesagt, dass sie getauft werden will“, erinnert sich die Mutter. „Ich unterstütze sie bei all ihren Entscheidungen.“ Selbst ist die ehemalige DDR-Staatsbürgerin zwar gläubig, „aber ich bin da auch nicht so tief drin. Wir hatten damals ja nur die Jugendweihe. Das war sehr schade, eben weil es so unzeremoniell war. Außerdem wollte ich immer in einer Kirche heiraten, aber da ich nie offiziell getauft wurde, hat sich das zerschlagen. Ich freue mich, dass sie diese Möglichkeit einmal haben wird, die ich nicht hatte.“

Konfirmation im kommenden Jahr

In der Vergangenheit war Alina auch schon öfter in der Kirche involviert, wie sie erzählt: „Im Kindergarten war ich im Krippenspiel einmal die Maria.“ Und nach der Taufe wird auch der nächste kirchliche Termin nicht mehr allzu lange auf sich warten lassen: Bereits im kommenden Jahr will Alina sich konfirmieren lassen. „Das macht für mich einfach am meisten Sinn. Im nächsten Jahr werden meine Klassenkameraden die Konfirmation feiern. Wenn ich damit warten würde, dann wäre das für mich nicht so eine schöne Zeit wie es sein könnte. Ich würde dann ja die Zeit mit lauter Unbekannten verbringen. Gerade die Konfirmandenfreizeit soll ja Spaß machen und eine gute Zeit sein, die ich mit Freunden erlebe.“

Lange Suche nach einem Termin

Der Termin in der Osternacht war nicht von Anfang an im Visier, erinnert sich Conny Yilmaz: „Wir haben recht lange über einen Termin nachgedacht. Dann hat eine Arbeitskollegin davon Wind bekommen und von den Gottesdiensten in der Osternacht geschwärmt. Und da hatten wir unseren Tauftermin.“

Feiern - im wahrsten Sinne des Wortes

Die richtige Entscheidung, wie Dekan Gerhard Schoenauer in einem Gespräch vor dem Osterwochenende erklärte: „Die Osternacht feiern wir ganz groß. Wir haben viele junge Leute da, die Kirche wird ganz still und abgedunkelt sein, nur Kerzen werden brennen. Erst beim Gloria geht dann alles los: Posaunenchor, die Lichter gehen an, wir entzünden noch mehr Kerzen, die Glocken fangen an zu läuten. Wir feiern die Auferstehung also im wahrsten Sinne des Wortes. Das wird ein tolles Spektakel.“ Diese Hoffnung hatte auch Conny Yilmaz: „Das wird sehr emotional werden.“

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