Die Restestube - Viel mehr als nur Stoff

Über die Frage, wohin sie ihre Kunden nun schicke, muss Marika Trunk lange nachdenken. Vermutlich werden einige nur noch im Internet fündig werden, sagt die Betreiberin der Restestube dann. Ausgerechnet im Internet, in dem die Ware nicht angefasst und Farbnuancen kaum wahrgenommen werden können. In dem aus Bequemlichkeit aber auch heute schon immer mehr Menschen einkaufen – auch Stoffe. Die Restestube hatte damit zu kämpfen, wenn auch die Gründe für die Geschäftsaufgabe am Ende andere waren. Ausnahmsweise, möchte man sagen.

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Ein letztes Fest für die Restestube

Was den meisten Kunden, die den schnellen Klick bevorzugen, aber gar nicht bewusst ist: Sie verzichten nicht nur auf Beratung und Inaugenscheinnahme der Ware, und machen sich damit nicht selten doppelte Arbeit, weil die Lieferung zeitaufwendig retour gehen muss. Schade ist es, dass sie damit auch darauf verzichten, Menschen wie Marika Trunk kennenzulernen. Menschen, die viel erlebt haben, die andere Zeiten kennen, einen anderen Umgang pflegen. Die Werte vermitteln, die heute wichtiger denn je sind. Sich eine halbe Stunde mit Menschen wie Marika Trunk zu unterhalten, ist Balsam für die Seele. Erholsam für Herz und Hirn wie ein Kurzurlaub. Erdet, gibt Orientierung und macht Mut, dass mit Visionen und harter Arbeit eben doch etwas zu erreichen ist.

Selbstverständlich sind diese Menschen nicht automatisch weg, nur weil es ihr Geschäft nicht mehr gibt. Sie verschwinden aber aus der Öffentlichkeit, ihre Bekanntschaft zu machen, wird wesentlich schwieriger. Folglich verliert das Leben in der Stadt jedes Mal ein Stück an Wert, wenn Geschäfte wie die Restestube verschwinden. Es geht um so viel mehr, als nur um Stoff. Schauen Sie mal wieder vorbei, im kleinen Laden um die Ecke. Solange es ihn noch gibt.

thorsten.guetling@ nordbayerischer-kurier.de