Oldtimertreffen Erstbesitzerin: Eine Farmerin in Neuseeland

Von Thomas Weichert

KUCHENMÜHLE. Bei herrlichem Herbstwetter wurde die Kuchenmühle im Aufseßtal zum achten Mal zum Mekka der Oldtimerfans aus der gesamten Region und weit darüber hinaus. Vor allem wohl wegen des guten Wetters kamen diesmal so viele Teilnehmer wie nie zuvor. Werbung dafür muss Roman Hohmann, der Wirt der Kuchenmühle, nicht mehr groß machen. Das Treffen hat sich in der Szene längst herumgesprochen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Auch diesmal waren wieder sehr seltene und zum Teil einzigartige Karossen gekommen. So zum Beispiel erstmals Udo Maly aus Wölfersheim im Röhn-Grabfeld Kreis. Er reiste mit einer „betagten Dame namens Edna“, die 1,5 Tonnen wiegt und aus Neuseeland stammt, an. Gebaut wurde der Hudson 112-Saloon – er ist das einzige Wagen dieses Fabrikats, das in Deutschland zugelassen ist – 1938 in Detroit.

Weltweit einziger Rechtslenker-Hudson

Weil die 80 PS starke Limousine dann aber nach Neuseeland exportiert wurde, ist sie der einzige Hudson weltweit als Rechtslenker. Edna Henson, eine Farmersfrau, war die erste Besitzerin. Zwei begeisterte Oldimer-Freundinnen aus Aachen kauften den Hudson in Westport Ende der 1990er Jahre von Edna Henson ab und ließen ihn mit einem Frachtschiff, das normalerweise Kiwis und Äpfel nach Deutschland exportiert, nach Hamburg verschiffen.

Eigentlich wollte Maly anderes Auto kaufen

Udo Maly kam dann wie die Jungfrau zum Kind zu dem Fahrzeug. Eigentlich wollte er einen anderen Oldtimer kaufen, sah dann aber den Hudson und war begeistert. Ein ganzes Jahr lang hat es dann gedauert, bis er das Gefährt restauriert hatte. Es musste auch neu lackiert werden. Möglichst mit dem gleichen Farbton wie im Originalzustand, was gar nicht so einfach war.

Begeistert von der Kuchenmühle

Heute sieht der Hudson, der tadellos läuft und bis zu 150 Stundenkilometer schnell ist, aus wie frisch aus der Fabrik. Durch Mundpropaganda von Oldtimerkollegen hatte Maly von dem Treffen bei der Kuchenmühle erfahren. Er ist begeistert und will wiederkommen.

Seltener Opel Aero Kadett

Mit der Erstzulassung 1978 ist der Opel Aero Kadett von Claus-Dieter Vogel aus Eckersdorf zwar bei weitem noch nicht so alt wie Malys Hudson. Dafür aber auch sehr selten, da der Kadett Aero von der Firma Baur-Karosserie nach den Plänen von Erich Bittner im Auftrag von Opel in der Zeit von Mai 1976 bis Mai 1978 nur 1346 Mal gebaut wurde. 1242 Stück davon wurden einst über das Händlernetz von Opel in Deutschland verkauft.

Vogels erstes Auto ist immer noch in seinem Besitz

Seit 1988 ist der heute 48-jährige Vogel im Besitz des seltenen Kadetts. Es war sein erstes Auto, als er damals mit 18 Jahren den Führerschein gemacht hatte. An seinem Opel, den er restauriert hat, ist noch alles original. Vom Opel Radio Le-Mans-Super über das abnehmbare Targa-Dach bis hin zu den geschmiedeten Fuchsfelgen die eine absolute Besonderheit sind. Alleine diese Felgen kosteten damals schon 800 Mark, was dem durchschnittlichen Monatslohn eines Arbeiters entsprach. Als Vogel den Wagen gekauft hatte, prophezeite man ihm, dass er damit nicht lange fahren darf. Weil er keinen Katalysator hat. Heute hat er ein H-Nummernschild und darf überall unterwegs sein.

Stammgast Petz kommt mit 180 PS-Chevy

Ein Stammgast beim Oldtimertreffen ist Hans Petz aus Ebermannstadt. Nur einmal, als schlechtes Wetter war, war er nicht dabei. Diesmal kam der Oldtimersammler mit seinem Chevrolet Monte Carlo der aus dem Jahr 1979. Er hat 180 PS unter der Haube und ist seit 33 Jahren im Besitz von Petz. Alles ist noch im Originalzustand, nur einmal musste das Fahrzeug komplett neu lackiert werden. Das Treffen in der Kuchenmühle findet Petz „wunderbar“, vor allem auch weil so viele verschiedene Oldtimer zu bestaunen sind.

Rare Knutschkugel mit 14 PS

Zündapp ist eigentlich ein Begriff für Zweiräder, made in Nürnberg. Dass das Unternehmen auch Autos gebaut hat, wissen die Wenigsten. Sehr wohl aber Brigitte und Werner Krause aus Forchheim, die mit ihrem Zündapp Janus 250 anreisten. Der 14 PS starke Wagen, der bis zu fünf Sitzplätze bietet, wurde 1958 in Nürnberg gebaut und läuft in der Spitze 80 Stundenkilometer. Er hat zwei Türen, eine hinten und eine vorne und entgegengesetzte Fahrgastbänke. 6900 Stück wurden davon einst gebaut. Im Vergleich: Die Isetta von BMW lief 160 000 Mal vom Band. „Das Auto war aber ein Flop, weil es zu spät auf den Markt kam“, sagt Werner Krause, der auch fast jedes Jahr beim Treffen in der Kuchenmühle dabei ist.

Ein Barockengel ist auch dabei

Viele weitere historische Fahrzeuge gibt es noch zu bestaunen. Wie den BMW 502, Barockengel genannt, aus dem Jahr 1962. Er weist 160 PS und einen V-8-Motor auf und gehört Kfz-Meister Karlheinz Wunder aus Marktrodach. Gebaut wurden damals davon nur 1323 Exemplare, aktuell in Deutschland zugelassen sind nur noch 43 Stück. Der „Barockengel“ war das erste Auto, das BMW mit einem Acht-Zylinder-Motor gebaut hat. Vertreten waren auch eine „Frankenente“, aber auch einige historische Motorräder wie ein BMW-Wehrmachtsgespann, das Peter Kraus liebevoll restauriert hat.

Bilder