Ode an die Wissenschaft

Von Jette Westermann
Prof. Harald Lesch. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Wie ist das Universum entstanden? Sind wir Menschen allein im Weltraum? Und was bringt uns dieses Wissen überhaupt? 500 Leute hörten am Freitagabend zu, als der Physikprofessor und Philosoph Harald Lesch diese und weitere Fragen beantwortete. Und erfuhren, dass man kein Experte sein muss, um das Universum zu begreifen.

 
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Lesch beginnt seinen Vortrag. Und tut das, was er am besten kann. Erklären. Und zwar so, dass ihn jedermann versteht. Er nutzt den Raum, der ihm zur Verfügung steht. Spaziert einmal quer durch die Halle, diese Strecke seien 13,8 Milliarden Lichtjahre. Die Zeit, die seit dem Urknall vergangen ist. Er macht abstrakte Dinge greifbar, holt sie vom Weltall auf die Erde. Zu uns, ins 21. Jahrhundert. Er ersetzt Gravitationswellen durch Transatlantikkabel, Atome durch Fußballstadien und Protonen durch Reiskörner. Nur mit Worten. Fachbegriffe gebraucht er selten, wenn er durch diese Bilder Albert Einsteins Allgemeine Relativitätstheorie erläutert. Und erklärt, warum sich die drei US-amerikanischen Physiker ihren jüngst erhaltenen Nobelpreis redlich verdient hätten. Denn ihnen gelang es erstmalig, besagte Theorie nachzuweisen.

Typisch für Lesch ist auch der trockene Humor, mit dem er unterschiedlichste naturwissenschaftliche Fragen beantwortet. Ein Laser etwa, sagt er, funktioniere nur, „weil viele Teilchen gezwungen werden, genau dasselbe zu tun. Das ist perfekter Kommunismus, und deswegen ist der Laser auch rot.“

Übersiedeln auf den Mars ist unmöglich

Lesch ist überzeugt, dass es nicht nur auf der Erde Leben gibt. „Wir müssen aufhören zu glauben, wir seien das Nonplusultra. Wir sind vielmehr ein einzelnes Beispiel für die Existenz von intelligentem Leben.“ Doch werden wir in Zukunft überhaupt auf der Erde bleiben? Oder werden wir auf unseren Nachbarplaneten, den Mars, übersiedeln? Unmöglich, meint der Astrophysiker. „In einem Experiment hat man Mäuse ähnlichen Strahlungsbedingungen ausgesetzt. Die kognitiven Fähigkeiten haben mehr und mehr nachgelassen.“ Die Diagnose: Alzheimer. Das menschliche Hirn träfe das gleiche Schicksal, sagt Lesch.

Zum Schluss kommt der Philosoph in Lesch durch, er weicht dem Physiker, wird politisch. „Ich würde es befürworten, wenn ein jeder in diesem Land morgens niederkniet und die Ode an die Freude singt. Wir können so froh sein, dass wir zu dieser Zeit in Europa leben. Lasst euch vom Internet nichts vorgaukeln. Vor nicht allzu langer Zeit war Deutschland ein Ort, von dem Menschen fliehen mussten. Jetzt sind wir einer geworden, zu dem Menschen kommen. Das ist wunderbar.“

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