Oberfrankens Wirtschaftsbosse Handwerksfirma läuft am Limit

Von Roland Töpfer
Hans Schwender. Foto: Roland Töpfer Foto: Peter Gisder

THURNAU. Die Konjunktur brummt. Doch wie wirkt sich das auf den individuellen Betrieb aus? Hans Schwender, 69, Chef der gleichnamigen großen Thurnauer Handwerksfirma für Energie- und Gebäudetechnik, hat schon viele Konjunkturzyklen durchlebt. Aus der Ruhe bringt ihn so schnell nichts. Mit Blick auf die aktuelle Auftragslage muss aber auch er einräumen: „Im Moment ist es schon etwas hitziger. Wir laufen am Limit.“

 
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Die Auftragslage bei Schwender ist „sehr gut“. Das Bild deckt sich mit der Situation in weiten Teilen des oberfränkischen Handwerks, das oft am Anschlag arbeitet. Bei Schwender ging es schon vor dem aktuellen Boom stetig aufwärts.

Ein Zahlenvergleich: 2013 beschäftigte die Firma zusammen mit einigen Tochtergesellschaften 250 Mitarbeiter. Heute sind es gut 300. Der Umsatz kletterte im gleichen Zeitraum von 37 auf 47 Millionen Euro. Davon entfällt mit knapp 40 Millionen der größte Teil auf die Thurnauer Stammfirma mit ihren 230 Beschäftigten. Zur Gruppe gehören noch die Huber Haustechnik in Jahnsdorf/Erzgebirge, Hummel Haustechnik in Lichtenfels, der Schwender Service in Stuttgart und ein Ingenieurbüro in Chemnitz.

Schnell zur Stelle, wenn die Heizung ausfällt

Wenn Handwerker übervoll mit Aufträgen sind, müssen Kunden länger warten, oder? Das kommt drauf an, sagt Schwender. „Beim Noteinsatz muss der Kunde nicht länger warten.“ Wenn die Heizung im Winter schlapp macht, dann sei man auch künftig schnell zur Stelle. „Bei uns friert keiner.“

Große Investitionen wie vielleicht ein neues Bad könne man länger vorplanen. „Da hat man ja auch Zeit zum Planen.“ Die Preise würden zwar steigen, aber „nicht ungewöhnlich anziehen“.

Schwender schaut dabei vor allem auf seine Stammkunden: „Der Stammkunde wird heute vernünftig bedient und auch morgen.“ Der Spekulant, der immer nur das Billigste wolle, „wird vielleicht nicht mehr ganz so gut bedient“.

Bei Heizung und Sanitär sei man generell weniger konjunktursensibel. Als Beispiel nennt Schwender behindertengerechte Bäder für die ältere Generation, die oft den Standpunkt vertrete: „Ich leiste mir was.“

Auch für Schwender ist es schwierig, neue Lehrlinge und Fachkräfte zu finden. Geld allein reicht da nicht, sagt er. „Man muss auf seinen Betrieb stolz sein.“ Leuchtturmprojekte sollen das Image der Firma auffrischen.

Auch mit einigen Extras lockt Schwender neue Mitarbeiter. In Thurnau hat er acht Wohnungen für Monteure gebaut, die diese zu einem besonders günstigen Preis mieten können. Zur Kindergartengebühr zahlt die Firma einen Zuschuss. Kauft ein Mitarbeiter ein Haus, kann er vom Betrieb Finanzierungshilfen bekommen. „Man darf den Mitarbeiter nicht nur als Arbeiter sehen“, sagt Schwender.

Der Nachwuchs bleibt knapp

Noch immer sind die meisten Abiturienten auf ein Studium ausgerichtet. Aber Schwender ist sich sicher, dass die berufliche Bildung wieder an Wert gewonnen hat. Gleichwohl bleibt der Nachwuchs knapp. Mit Griechen und Spaniern hat es Schwender probiert, aber es hat nicht funktioniert - auch wegen der Sprachbarrieren.

In Kroatien und Ungarn schaut er sich um, um die Mannschaft zu verstärken. Flüchtlinge? „Viele wollen, haben aber  nicht die notwendigen Voraussetzungen.“ Schwender wirbt für Flüchtlings-Paten, die den Fremden zur Seite stehen. Verdiene jemand sein eigenes Geld, könne selbst für sich sorgen, dann solle er auch bleiben können.

Den Baufirmen und damit auch vielen Handwerkern wird die Arbeit auch künftig nicht ausgehen, sagt Schwender, der eine „gewisse Überhitzung“ am Bau feststellt, was durch einen forcierten sozialen Wohnungsbau noch gefördert werde. „Der Wohnungsbau wächst weiter. Man sollte aber auch an den Bestand denken, nicht nur an den Neubau. Da ist Bedarf da.“

Hans Schwender wird im nächsten Jahr 70. Ans Aufhören denkt er noch lange nicht, sagt aber auch gleich dazu: „So Gott will.“