Obdachlose nicht an den Rand drängen

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Hinter Wertstoffcontainern und Bäumen versteckt sieht man das Obdachlosenquartier im Dreibrunnenweg kaum. Die alte Baracke soll abgerissen werden. Die dort untergebrachten Menschen sind bereits umgezogen. ⋌Foto: Melitta Burger Foto: red

Beide Örtlichkeiten waren in der Vergangenheit mehrfach Schauplatz spektakulärer Ereignisse: Es gab mehrere Messerstechereien. An Weihnachten 2015 starb ein Bewohner bei einem Brand. Doch weder im Kulmbacher Dreibrunnenweg noch in der Negeleinstraße werden sich Vorkommnisse wie diese wohl je wiederholen. Die Stadt Kulmbach hat die Obdachlosenunterkünfte, die sie dort unterhalten hat, jetzt geräumt.

 
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Sicher ist jedoch: In der Stadt soll künftig viel mehr für obdachlose Menschen getan werden. Oberbürgermeister Henry Schramm unterrichtete am Donnerstag den Stadtrat darüber, dass es ein Konzept geben wird, das den Umgang mit dem Thema Obdachlosigkeit ebenso regelt wie die Frage, was zu tun ist, um Menschen, die einmal aus dem sozialen Gefüge gefallen sind, wieder einen Platz in der Gesellschaft zu schaffen und sie nicht dauerhaft auszugrenzen. Zwischen 20 und 25 obdachlose Menschen hat die Stadt Kulmbach ständig zu umsorgen. Menschen, die aus unterschiedlichsten Gründen in normale Wohnungen nicht vermittelt werden können. Bislang wurden für solche Fälle einfachste Unterkünfte in verschiedenen Bereichen der Stadt vorgehalten.

Bewohner wurden umgesiedelt

Der Dreibrunnenweg war so einer, die Negeleinstraße 16 ein anderer. Die neun Bewohner der Baracke im Dreibrunnenweg sind in andere Unterkünfte umgesiedelt worden und auch die wenigen Menschen, die noch in der Negeleinstraße lebten, haben andere Quartiere erhalten. Die bisherigen Unterkünfte seien einfach nicht mehr zeitgemäß gewesen, informierte Schramm den Stadtrat. Das gelte auch für die Art des Umgangs mit den Menschen selbst. Viele lebten bereits seit vielen Jahren, manche mehr als 20 Jahre in Unterkünften, die eigentlich nur zur Überbrückung von akuten Notlagen und als vorübergehende Lösung gedacht sind. Sich selbst überlassen, fänden die Betroffenen aber kaum den Weg zurück in die Gesellschaft. „Wir wollen bessere Verhältnisse schaffen. Wie, das soll in diesem Konzept erarbeitet werden, das wir jetzt erstellen wollen“, erklärte Schramm. Wenn man etwas an der Lebenssituation dieser Menschen ändern wolle, müsse man das Thema strukturell angehen und auch neue Wege beschreiten. „Schließlich ist keinem geholfen, wenn diese Menschen dauerhaft abrutschen.“

Sozialarbeit als Schlüssel zum Erfolg

Sozialarbeit ist neben den Unterkünften selbst für Schramm der Schlüssel zum Erfolg. „Wenn diese Menschen zurückgeführt werden, braucht es fachliche Betreuung.“ Zuständig dafür sei der Landkreis. Mit dem habe sich die Stadt bereits in Verbindung gesetzt. Zusammen mit dem Kreis soll nun auch das Konzept erarbeitet werden. „Wir werden das in gutem Miteinander auf den Weg bringen“, ist sich Schramm sicher. Vorerst einmal sind die Bewohner dieser beiden schlechtesten Unterkünfte in andere Wohnungen gezogen, die der Städtebau gehören. Die Baracke im Dreibrunnenweg soll schnellstmöglich abgerissen werden. Momentan habe die Städtebau genügend Kapazitäten für die Unterbringung. Auf Dauer strebe er aber eine ganz andere Lösung an. Ein einfacher, leicht zu reinigender Neubau sei dabei durchaus denkbar. Wo die Menschen untergebracht werden, die notfallmäßig eine Bleibe brauchen, sei historisch gewachsen in der Stadt Kulmbach, erläuterte Schramm. Notunterkünfte müssen nur einfachsten Anforderungen entsprechen. Wenn eine Bleibe gebraucht werde, habe bislang die Stadt eine zugeteilt. Das neue Konzept soll die Problematik ganzheitlich angehen und umfassende Lösungsansätze enthalten.

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