Nur fünf neue Jobs für Oberfranken

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 Foto: red

Die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner ist stolz auf die Erfolge der Ansiedlungsagentur des Freistaats. Doch der Einsatz von „Invest in Bavaria“ bringt den Städten und Gemeinden in Oberfranken so gut wie nichts.

 
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In den höchsten Tönen hat die bayerische Wirtschaftsministerin Ilse Aigner die Arbeit von „Invest in Bavaria“, der Ansiedlungsagentur des Freistaats Bayern, gelobt: „,Invest in Bavaria‘ ist und bleibt ein Erfolgsmodell: In den vergangenen 18 Jahren seit Bestehen konnten jeden vierten Tag ein Projekt erfolgreich abgeschlossen und jede Woche zirka 50 neue Arbeitsplätze geschaffen werden“ – mit diesen Worten wurde Aigner in einer Pressemitteilung des Staatsministeriums für Wirtschaft und Medien, Energie und Technologie zitiert.

Ein großer weißer Fleck

„Invest in Bavaria“ hat laut dieser Mitteilung im vergangenen Jahr mit 90 Neuansiedlungen und 25 erfolgreichen Unternehmenserweiterungen das zweitbeste Jahr seit Bestehen erreicht. Dabei sind nach Angaben des Ministeriums über 2500 Arbeitsplätze neu geschaffen und 3650 Arbeitsplätze gesichert worden.

Doch auf der Landkarte gibt es einen großen weißen Fleck im Nordosten des Freistaats: Nur fünf der 2500 neuen Arbeitsplätze sind in Oberfranken entstanden, wie eine Anfrage unserer Zeitung beim Ministerium ans Licht brachte. „Invest in Bavaria’ konnte im vergangenen Jahr ein Unternehmen in Oberfranken ansiedeln“, teilte eine Sprecherin des Wirtschaftsministeriums mit. Auch bei Firmenerweiterungen sieht die Bilanz der Ansiedlungsagentur nicht besser aus: 2016 wurde, wie die Sprecherin berichtete, in Oberfranken keine abgeschlossene Erweiterung von „Invest in Bavaria“ begleitet.

Investor entscheidet

Die Standortentscheidung treffe in einer freien Wirtschaftsordnung letztlich immer der Investor, betonte die Sprecherin: „Daher ist eine regionale Steuerung durch ,Invest in Bavaria’ nicht möglich.“ Die Ansiedlungsagentur des Freistaats lenke aber dennoch – „wo immer es das Anforderungsprofil eines Investors ermöglicht“ – gezielt den Blick auf Regionen jenseits der Ballungsgebiete. Und sie zeige auch die Vorzüge von Standorten im ländlichen Raum auf.

Ilse Aigner betont in der Pressemitteilung die besondere Rolle der Landeshauptstadt: „Gerade für internationale Hightech-Unternehmen hat München als europäischer Top-Standort große Bedeutung. Die Ansiedlung internationaler, großer Konzerne wie etwa IBM oder GE hat daher Ausstrahlwirkung auf ganz Bayern.“

Wie aus der Antwort des Wirtschaftsministeriums auf die Anfrage unserer Zeitung hervorgeht, sind in den Bezirk Oberfranken 2016 – jenseits der Aktivitäten von „Invest in Bavaria“ – im Rahmen der Regionalförderung Zuwendungen in Höhe von 18,1 Millionen Euro geflossen; damit seien 202 neue Arbeitsplätze geschaffen und 2093 bestehende Stellen gesichert worden.

Das ist "Invest in Bavaria"

Die Ansiedlungsagentur „Invest in Bavaria“ hat nach Angaben des bayerischen Wirtschaftsministeriums 2016 insgesamt 121 Projekte betreut. Ihr Akquiseschwerpunkt lag demnach auf dem Thema Digitalisierung mit rund 40 erfolgreichen Unternehmensansiedlungen, gefolgt von technologieintensiven Branchen wie Automotive, Luft- und Raumfahrt und Elektrotechnik. „Invest in Bavaria“ richtet dabei den Blick nicht nur auf Unternehmen in unmittelbaren Nachbarstaaten, die Firmen kommen aus 24 verschiedenen Ländern: Nummer eins war im vergangenen Jahr Frankreich mit 14 erfolgreichen Ansiedlungen, gefolgt von den USA (13), China (11) und Japan (10).

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