Dicke Luft im Lehrerzimmer Erhöhte Radonwerte in der Schule Bischofsgrün

Von Andreas Gewinner
Im Werkraum der Schule Bischofsgrün: Simon Pedall und Günther Just werten Radonmessungen aus. Foto: Gewinner Foto: red

Nun auch Bischofsgrün. In der Grundschule sind deutlich erhöhte Radonwerte gemessen worden. So wurden im Lehrerzimmer Spitzenwerte von 1900 Bequerel (bq) je Kubikmeter Raumluft gemessen. Auf EU-Ebene ist derzeit ein verbindlicher Referenzwert von 300 bq in Arbeit. In Bischofsgrün sind indes vorerst weitere Messungen nötig.

 
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Dienstagmorgen, 10 Uhr. Im Rektorenzimmer der Grundschule ist es warm und stickig. Seit vergangenen Montag verrichtet hier der "Alpha Guard" seine Arbeit. Das Messgerät, Neupreis 15.000 Euro, hat seit einer Woche die Radonwerte im Dienstzimmer von Schulleiter Dietmar Krause gemessen. Aufgestellt hat es der Diplomphysiker Günther Just vom FRB Forschungsbüro aus Großpösna. Er misst im Auftrag der Gemeinde gemeinsam mit Simon Pedall, Diplomingenieur und Radonfachkraft vom Ingenieurbüro Dr. G Pedall aus Haag, die Radonwerte in allen Räumen der Schule.

Seit gut einem Jahr sorgt das Thema Radon im Fichtelgebirge für erhöhte Aufmerksamkeit. Deutlich erhöhte Werte in der Schule Fichtelberg, geringe Werte in den Schulhäusern in Mehlmeisel und Warmensteinach. Aber wiederum stark erhöhte Werte im Rathaus Warmensteinach.

In Bischofsgrün hoffte man, beim Thema Radon ungeschoren davonzukommen. Die Schule, an der zwei Grundschulkombiklassen unterrichtet werden, steht auf Schiefer, nicht auf Granit, was für geringe Radonwerte sprechen würde, so die herrschende Meinung. Ein kritischer Leserbrief im Kurier zu dieser Einschätzung war mit ein Anlass für die nun stattfindende Messung.

Simon Pedall sammelt im ganzen Schulhaus Exposimeter ein: kleine Plastikbehälter, gefüllt mit Aktivkohle, ein Dutzend Stück, eines in jedem Raum der Schule. Die Aktivkohle nimmt Radon auf, die Auswertung ergibt den Durchschnittswert der vergangenen drei bis vier Tage. Was die Aktivkohle nicht kann, kann der Alpha Guard: den Verlauf der Radonbelastung anzeigen. Just steckt sein Laptop an den Alpha Guard an und liest die Daten aus. Nach wenigen Minuten ist auf dem Bildschirm eine stark gezackte Verlaufskurve zu sehen. Der höchste Wert fiel am Karfreitag an: über 1500 Bq. "Nie unter 400" murmelt Just, als er die Verlaufskurve studiert. Der Mittelwert der vergangenen acht Tage im Rektorenzimmer: 884 nq. Nebenan im Lehrerzimmer sind es noch mehr: bis zu 1900.

Just relativiert: "Wenn wir hier etwas messen, was sehr hoch ist, bedeutet das erst mal gar nichts. Wir haben hier gerade den 'worst case'. Weil alles zu ist. " Es sind Ferien, eine Woche lang wurde kein Fenster und keine Tür geöffnet. Und Radonwerte sind hoch bei fehlendem Luftaustausch, sie sinken rasch wieder, wenn Türen und Fenster geöffnet werden. Im Lehrerzimmer sind die Werte nach 15 Minuten bei geöffneter Tür von 1900 auf 1400 gefallen. In Fichtelberg behilft man sich fürs Erste mit einem Lüftungsplan, um dort die Werte für die Dauer des Unterrichts unter 400 Bq zu halten. Eine Dauerlösung ist das nicht.

Was bedeuten die Werte also? "Es wird weitere Messungen geben müssen". so Just. "Wie sehen die Werte aus, wenn normaler Schulbetrieb ist?", ergänzt Simon Pedall. Und die nächste Frage lautet: Wie kommt das Radon ins Haus? Ist es die Öffnung in der Bodenplatte, wo ein Wärmeübergabeschacht vom Kurhaus her gebaut wurde? Oder ist es unbekanntes Baumterial in dem fast 90  Jahre alten Schulgebäude?

Die Messungen laufen noch bis Ende dieser Woche. Deswegen will Bürgermeister Stephan Unglaub gegenwärtig nicht viel sagen: "Ich will die Werte und Empfehlungen der Fachleute abwarten. Aber wir wollen der Sache auf den Grund gehen." Deswegen war vorsorglich im aktuellen Haushalt Geld für weitere Messungen eingeplant. Vor wenigen Jahren wurde das Schulhaus im Zuge des Konjunkturpakets II wärmesaniert. "Seither sparen wir kräftig Heizungskosten. Aber die Dämmung trägt wohl auch zu den erhöhten Radonwerten bei", sagt der Bürgermeister nachdenklich.

Die Strahlung von Radon ist Teil der natürlichen Strahlung und tritt regional unterschiedlich stark auf. Das Fichtelgebirge gehört zu den besonders betroffenen Gebieten. Statistische Daten legen ein erhöhtes Lungenkrebsrisiko bei erhöhten Radonwerten nahe.

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