Neues Konzept im Kindergarten

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Die Vorschulkinder Emely, Mia, Felix, Hannes und Mike (von links) üben in der Lernwerkstatt mit Steckperlen die Feinmotorik und mit Holzklötzen das logische Verständnis. Erzieherin Iwona Brütting leitet sie dabei an. Foto: Ralf Münch Foto: red

Iwona Brütting sprüht vor Begeisterung und ihren Beruf. Seit September vergangenen Jahres ist die 42-jährige Erzieherin die Leiterin des katholischen St. Thomas Kindergartens. Seit dem hat sie im Vorschulbereich ein neues Konzept umgesetzt.

 
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Vor sechs Jahren war sie schon mal in der Trockauer Einrichtung, dann in Kirchahorn, nun ist sie wieder zurückgekommen. „Von zwei bis sechs Jahren, das ist doch ein tolles Alter bei Kindern. Zu sehen, wie sie sich entwickeln“, sagt sie.

Lernwerkstatt ist Herzpunkt

Ein wesentlicher Herzpunkt in Trockau ist die Lernwerkstatt, neben einem Gruppenraum, einer Turnhalle, einem Klassenzimmer, einer Werkstatt, Küche, Aula und einem Snoezelen-Raum zum Entspannen, außerdem einem großzügigen Garten. Der eingruppige Kindergarten ist mit 24 Buben und Mädchen voll besetzt, acht davon sind Vorschulkinder. „Hier sind wir zu flexiblen Inhalten umgestiegen, um besser auf die Schule vorzubereiten“, sagt Brütting. Sie will nicht wie bisher starr an Modellen festhalten, sondern sich mehr an den Bedürfnissen der Kinder orientieren. Da wird zum Beispiel das Zahlenland durch eigenes Entdecken von Zahlen auf Verkehrsschildern oder Hausnummern ergänzt. Es wird die phonologische Bewusstheit gefördert mit Vorbereitung aufs Schreiben, mit Reimen, Silbenklatschen und Schwungübungen. „Alles spielerisch und wir gehen individuell auf die Kinder ein“, so Brütting.

Situationsorientiert fördern

Die Vorschulkinder gehen jeden Tag in die Lernwerkstatt für etwa eine Viertelstunde, können das machen, was sie möchten. Ob Steckperlen stecken, Musik machen, aus Holzklötzen nach Vorlage bauen. Dazu kommt einmal wöchentlich eine externe Vorschulerziehung in dem Klassenzimmer. Während dieser Zeit sind die acht Kinder „Wir ab 4“ in der Lernwerkstatt. „Wir fördern die Kinder situationsorientiert“, sagt Brütting. Da kann es auch sein, dass sie Yoga mit ihnen macht. „In der Schule wird viel verlangt, die Kinder sind oft überfordert und können nicht entspannen“, sagt die Erzieherin. Auch darauf werden sie in der Einrichtung vorbereitet. Je nach Bedarf, wo das einzelne Kind steht.

Rituale sind wichtig

Einmal wöchentlich gibt es ein Vorschulprojekt und eine Projektgruppe der „Wir ab 4“-Kinder. Zurzeit geht es um das Thema Heimat. Brütting zeigt ein Plakat mit Luftaufnahmen der Heimatorte der Kinder. Sie gehen unter anderem in die Orte besuchen sich gegenseitig.

„Eine feste Struktur ist schon wichtig, auch Rituale“, sagt Brütting. Die hat man ja im Tagesablauf mit Morgenkreis, gemeinsamer Brotzeit, Freispielzeit, angeleiteten Beschäftigungen oder Stuhlkreis. So hat Brütting zum Beispiel eingeführt, dass die Buben und Mädchen nicht wie bisher aus Dosen essen und Flaschen trinken, sondern es gibt jetzt Teller und Namensbecher und der Tisch wird gedeckt.

Nicht zu enge Struktur

Die Kinder sollen aber auch die Möglichkeit haben, sich frei zu entfalten. „Die Struktur soll aber nicht zu eng sein, ich will das Ganze etwas entzerren, bräuchte eigentlich mehr Zeit“, sagt Brütting. Die Betreuungszeit geht momentan von 7 bis 14 Uhr. Da wird es schon mal eng. Der Personalschlüssel ist gut. Zusammen mit zwei Kinderpflegerinnen – eine in Vollzeit, eine 15 Stunden die Woche – betreut sie die Kinder. Am Anfang war es nicht einfach, die Eltern von dem neuen Konzept zu überzeugen. Aber inzwischen sind alle davon überzeugt.

Der Kindergarten hat im September eine neue Einrichtung erhalten, die vom Elternbeirat und dem Träger finanziert wurde. Die alten Einrichtungsgegenstände wurden an einen Kindergarten in Rumänien gespendet. „In Trockau hat der Kindergarten einen hohen Stellenwert und wirkt ganzjährig aktiv am Ortsgeschehen mit“, so Brütting.

Info: Am 17. Juni wird der Kindergarten sein Sommerfest und 35-jähriges Bestehen feiern.

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