Neues Biotop Wo Schwarzstorch und Biber wohnen

Von Peter Engelbrecht
Im grünen Bereich: Hansjorg Behr (links) und Wolfgang Wurzel vom Landratsamt Bayreuth vor dem neuen Biotop in der Leismühle. Foto: Peter Engelbrecht Quelle: Unbekannt

HAAG. Die einsame Leismühle am kleinen Gosenbach. Das ist ein Fleckchen Erde, das kaum jemand kennt. Hier im Tal läuft das jüngste Projekt des Landkreises Bayreuth, ein neues Biotop entstehen zu lassen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Ein bisschen Stolz ist schon zu spüren, wenn die beiden Naturschutzfachleute Wolfgang Wurzel und Hansjorg Behr das Vorhaben in der Gemeinde Haag erläutern. Ein wenig Wildnis hat sich schon angesiedelt, und es soll noch mehr werden. Auf einer Gesamtfläche von drei Hektar soll ein neues Biotop entstehen. Solche ökologisch wertvollen Flächen im Besitz des Landratsamtes gibt es im Fichtelgebirge und in der Fränkischen Schweiz, in Weidenberg, Speichersdorf und Obernsees.

Der Naturschutzfonds hilft

Die Mittel für den Kauf der Grundstücke stammen aus dem Bayerischen Naturschutzfonds. Wer Eingriffe in Natur und Landschaft vornehmen will, etwa durch den Bau von Windrädern und Sendeanlagen, der muss entsprechende Mittel an den Fonds zahlen. „Für ein Windrad können das bis zu 130 000 Euro sein“, berichtet Wurzel. Im Landkreis Bayreuth wurden in den vergangenen 15 Jahren bereits 1,6 Millionen Euro aus dem Fonds für Grundstückserwerb und Pflegekosten ausgegeben. 68 Hektar Fläche seien erworben worden, lautet die Bilanz von Wurzel. Für einen kleinen Teil der Flächen übernehmen auch Naturschutzverbände die Pflege.

Nasse Wiesen und Wälder

Die gekauften Areale stehen nicht in der landwirtschaftlichen Nutzung, erläutert Hansjorg Behr. Es handelt sich um nasse Wiesen, Wälder, Teichanlagen oder bereits wenig genutzte Flächen. So auch in der Leismühle: Die früheren sieben Fischweiher wurden zu drei zusammengelegt und entlandet. Die Ufer sind flach, einige Hundert Meter Biberschutzzäune wurden auf eine Tiefe von zwei Meter eingegraben. „Die Biber werden sicher kommen“, vermuten die beiden, denn erste Tiere sind vom Roten Main aus den Gosenbach bereits hochgewandert. Die Teiche werden nun fischereilich nicht mehr genutzt. Hier sollen sich Amphibien, Libellen und Vögel ansiedeln. Eventuell soll auch ein Schwarzstorch heimisch werden, der in der Nähe vermutet wird. Seit der Umgestaltung im Frühjahr 2018 sind der Teichfrosch, der Grasfrosch und das kleine Nixenkraut, das stark gefährdet ist, zu finden. „Ein Biotop ist entstanden. Jetzt warten wir mal ab, was sich ansiedelt“, ist Behr schon etwas gespannt.

Wo die "Schlotfeger" wachsen

Die Experten werden nicht groß eingreifen und gehen davon aus, dass die drei Weiher zunehmend verlanden werden, allerdings soll ein Teil der Wasserfläche frei bleiben. „Die Verlandungszonen sind für die Vogelbrut, die Entwicklung von Insekten wichtig“, berichtet Behr. Schilf hat sich bereits am Randbereich der Weiher angesiedelt, auch Rohrkolben („Schlotfeger“) wachsen vereinzelt. Und es gibt erste Erfolge zu beobachten: Der Zwergtaucher, der unter Wasser nach Insekten sucht, ist schon da. Aus den Mitteln des Naturschutzfonds sind im Landkreis aktuell noch rund 1,5 Millionen Euro vorhanden. Nach den Vorgaben müssen die Grundstücke „naturschutzfachlich aufgewertet“ werden, der Erwerb muss den Arten- und Biotopschutz fördern. Gezahlt würden ortsübliche Preise, berichtet Wurzel. „wir wollen den Landwirten keine Konkurrenz machen“. Durch die vorgesehene extensive Nutzung sollen wieder Blumenwiesen wachsen oder Gallowayrinder auf Weiden grasen, wie etwa im Fichtelgebirge. Auch der Umbau von dichten Fichtenwäldern in Mischwälder ist vorgesehen. Die beiden Fachleute tragen dazu bei, neue grüne Paradiese zu schaffen.

Bilder