Nazi-Parolen an Kaminkehrer-Schule

Symbolfoto: Patrick Pleul/dpa Foto: red

Ein Ausbilder für Kaminkehrer soll in einem Schulungszentrum in der Oberpfalz Nazi-Parolen gebrüllt und verbotene Lieder gesungen - und Schüler dazu angestachelt haben. Es stehe der Vorwurf im Raum, dass auf einer Feier Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen verwendet wurden, sagte ein Sprecher des Polizeipräsidiums Oberpfalz. Nun ermittelt der Staatsschutz gegen den Ausbilder, der laut Kurier-Informationen aus dem Landkreis Hof stammen soll.

 
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„Eigentlich sind wir Glücksbringer“, sagt Richard Herbst, Innungsmeister der Kaminkehrer aus Ebermannstadt. Aber jetzt muss sich der Innungsmeister mit einem Kollegen beschäftigen, der mit seinen Schülern Naziparolen gegrölt hat. Er ist aus Oberfranken.

Ins Aus- und Fortbildungszentrum für Kaminkehrer in Mühlbach bei Dietfurt werden alle hingeschickt, die Kaminkehrer werden wollen. Das Alter der Schüler geht bei 16 los, es geht bis Mitte zwanzig zurzeit. Es hat nie Probleme gegeben, nicht solche jedenfalls. Nur die üblichen Probleme, „viele, wenn halt die Schüler zusammen sind“, sagt Richard Herbst. Aber Naziparolen hat es nicht gegeben. Bis jetzt.

Von den aktuellen Vorfällen gibt es offenbar ein Video, das dem Bayerischen Rundfunk zugespielt worden ist. Was genau darauf zu sehen ist - «dazu können wir noch nichts sagen», sagte der Polizeisprecher. Die Ermittlungen stünden noch am Anfang. Laut Kurier-Informationen soll der Ausbilder aus dem Landkreis Hof stammen.

"Sieg Heil" und Horst-Wessel-Lied

Der BR hat mittlerweile Ausschnitte aus dem Video veröffentlicht. Die Szenen sollen sich vor drei Wochen abgespielt haben. Es ist zu sehen und zu hören, wie jemand "Ein Volk, ein Reich, ein Führer" und mehrfach die Nazi-Parole "Sieg Heil" brüllt. Bilder und Stimmen sind verfremdet. Doch laut BR-Informationen sollen die Schulleiter im Video den Kaminkehrermeister identifiziert haben. Sie zeigen sich entsetzt.

Auch das Horst-Wessel-Lied, die verbotene Parteihymne der NSDAP, soll der Ausbilder mit seinen Schülern angestimmt haben. Auch sei zu sehen, wie der Schornsteinfegermeister antisemitische und homophobe Witze erzählt. Wer mit den Parolen und Liedern angefangen hat, ist unklar. Aber auch wenn der 49-jährige Lehrer nicht Initiator war, „ist uns wurscht“, sagt Herbst. „Er hätte es verhindern müssen.“

Ausbilder vom Dienst suspendiert

Zugetragen hat sich der Vorfall im Aus- und Fortbildungszentrum im Kaminkehrerhandwerk in Dietfurt an der Altmühl (Landkreis Neumarkt in der Oberpfalz). Wie Schulleiter Peter Wilhelm sagte, wurde der Kaminkehrermeister vom Dienst suspendiert und es wurde Strafanzeige gegen ihn erstattet. Zudem habe die Schule dem Ausbilder ein Hausverbot erteilt. Wilhelm zeigte sich entsetzt und verurteilte die Geschehnisse scharf. Die Lehrlinge und deren Eltern informierte er in einem Rundschreiben über den Vorfall von Mitte Januar.

Der Ausbilder wollte sich auf Anfrage des BR nicht äußern. Er ließ durch seinen Anwalt erklären, dass er sich von dem Vorfall distanziere und keine Sympathien für rechtsorientiertes Gedankengut hege. Der Kaminkehrer-Lehrer aus dem Landkreis Hof stand auch unserer Zeitung für ein Gespräch nicht zur Verfügung. Er hat nur seinen Anrufbeantworter an.

Der Anwalt des Kaminkehrers sagte dem Kurier: „Mein Mandant distanziert sich vollends von einer rechtsradikalen Gesinnung. Weitere Angaben werden derzeit nicht gemacht wegen des laufenden Verfahrens.“ Der Staatsschutz ermittelt.

dpa/ott

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