Es verstört die Abfolge deutscher Albträume, aber auch Hrdlickas Auswahl. Viel ist von Stauffenberg die Rede, nichts von einem Georg Elser, einer Sophie Scholl, einem Bonhoeffer. Warum? Der Titel sagt es klar: Hrdlicka konzentrierte sich auf den Widerstand des 20. Juli 1944, 22 Blätter haben direkt mit Stauffenberg, dem Anschlag auf Hitler und der fürchterlichen Rache des Diktators tun.
Eine Armee, die sich einen Staat hält
Hrdlicka ordnet diese Blätter in den größeren Zusammenhang des deutschen Militarismus ein, frei nach dem alten Bonmot über Preußen: Man habe hier keinen Staat, der eine Armee halte, sondern eine Armee, die sich einen Staat halte. Hrdlicka glossiert die Ursprünge des Militarismus bei Friedrich II., das Chaos während der Endzeit der Weimarer Republik, Hitlers Kriegsregime, das zwangsläufiges Ende der deutsch-österreichischen Gewaltbesessenheit in einem Meer aus Blut. Hrdlicka zeigte Karriere-Militärs und geborene Landsknechte, zynische Militärs und reuige Soldaten, hochdekorierte Feiglinge und Andere, wie den Lebensraum-im-Osten-Vordenker Albrecht Haushofer, die ihren Irrtum noch erkannten, bevor Ihnen der Gefreite des Ersten Weltkriegs das Lebenslicht abdrehte. Kein Kleinbürger sei der Vater Hitlers, sagte Stauffenberg, sondern - der Krieg.
Dem Tode hinterher
Totentänze haben in der Kunstgeschichte eine lange Tradition, die bis ins Mittelalter zurückgeht. Sie zeigen Heilige und Huren, Kaiser und Bettler, die in einer Kolonne der skelettierten Gestalt des Todes hinterhertanzen.
Hrdlickas Totentanz jedoch ist in seiner weitgehenden Konzentration auf die Uniform ziemlich einzigartig. Keine Könige und Habenichtse, sondern Verirrte von Anfang an. Figuren, die dem Tod nicht hinterhertanzen, sondern auch seine Rolle eingenommen haben. Ganz am Ende steht ein mutierter Zivilist, Walter Rauff, gewesener SS-Mann und Mitorganisator des Massenmords des NS-Regimes. Später arbeitete er, quasi als Privatmann, für den BND, dann für Pinochets Terrorregime in Chile. Auf ihn laufen Hrdlickas Bilder zu: auf den Tod, den Meister aus Deutschland.