Münchner Holding übernimmt Vitrulan

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Vitrulan gehört jetzt zu 90 Prozent der Münchner Adcuram-Gruppe. Foto: Ronald Wittek/Archiv Foto: red

Die Vitrulan-Gruppe mit Sitz in Marktschorgast und rund 400 Mitarbeitern hat einen neuen Eigentümer. Der bisherige geschäftsführende Gesellschafter Peter Cordts hat 90 Prozent der Anteile an die Münchner Industrieholding Adcuram abgegeben.

 
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Es handle sich um eine Nachfolgeregelung heißt es in einer am Mittwochnachmittag veröffentlichten gemeinsamen Pressemitteilung beider Unternehmen. Der Kaufvertrag sei am vergangenen Freitag unterzeichnet worden. Der bisherige Mehrheitsgesellschafter Hans Peter Cordts bleibt demnach mit je zehn Prozent an den operativen Gesellschaften Vitrulan Textile Glass GmbH in Marktschorgast und Vitrulan Technical Textiles GmbH in Haselbach beteiligt und führt die Gruppe auch weiterhin als Geschäftsführer.

Langfristig orientierter Käufer

„Die Nachfolgeregelung in Familienunternehmen ist ein wichtiger, komplexer und oft auch emotionaler Prozess“, wird Cordts zitiert: „Zur Sicherung der Zukunft von Vitrulan war es mir wichtig, das Unternehmen an einen langfristig orientierten Käufer zu übergeben, der das Unternehmen wirklich voranbringen kann. Ich freue mich deshalb besonders, mit Adcuram den optimalen Partner gefunden zu haben der Vitrulan noch einmal einen großen Schritt voranbringen wird.“ Für Nachfragen war Cordts zunächst nicht zu erreichen.

Schon einmal zurückgezogen

Er hatte sich bereits einmal aus der operativen Geschäftsführung zurückgezogen, war dann aber 2013 wieder auf den Chefsessel zurückgekehrt, nachdem sich die Geschäfte damals negativ entwickelt hatten. Im Zuge der Neuausrichtung hatten damals auch gut 20 der etwa 400 Mitarbeiter ihren Job verloren. Seither hatte Cordts das Unternehmen aber wieder in ruhiges Fahrwasser geführt.

Adcuram-Vorstand Armin Bire sagte: „Mit dem Erwerb der Mehrheit an der Vitrulan-Gruppe beteiligen wir uns an einem technologisch als auch qualitativ führenden Hersteller technischer Textilien. Wir freuen uns darauf, die äußerst respektable Erfolgsgeschichte dieses Familienunternehmens partnerschaftlich fortzuschreiben.“ Auch hier waren weitere Nachfragen nicht möglich, weil weder ein Vorstandsmitglied noch die Pressestelle zu erreichen sei, hieß es bei Adcuram kurz nach Veröffentlichung der Pressemitteilung.

Vitrulan soll wachsen

Allerdings kündigte Broder Abrahamsen, Investment-Partner der Adcuram, an, dass Vitrulan unter dem neuen Eigentümer auf Wachstumskurs gehen soll. Geplant seien unter anderem Investitionen in Produktionsanlagen, den Ausbau der Internationalisierung und die Erschließen neuer Kundengruppen. „Vitrulan soll ihren Stand als führender Hersteller von Wandbelägen aus gewebtem Textilglas und Glasvlies stärken und durch Investitionen in neue Technologien auch in der Beschichtung neue Wachstumsfelder erschließen“, sagte Abrahamsen.

Mitarbeiter überrascht

Melanie Prechtl, stellvertretende Betriebsratsvorsitzende bei Vitrulan, wollte und konnte dem Kurier am Mittwochnachmittag zu der Übernahme noch nichts sagen. "Wir haben es selber heute erst erfahren." Sie müsse sich zunächst mit dem derzeit erkrankten Betriebsratsvorsitzenden und natürlich der Belegschaft beraten.

Das ist Vitrulan

Die Vitrulan-Gruppe produziert aus Textilglas strapazierfähige Wand- und Deckenbeläge für Innenräume im Objekt- und Privatbereich sowie Armierungs- und Trägergewebe, Laminate und Spezialprodukte. Ihre Ursprünge reichen bis ins Jahr 1921 zurück. Sie erwirtschaftet laut Mitteilung mit rund 400 Mitarbeitern rund 60 Millionen Euro Umsatz, auf der Homepage ist sogar von 70 Millionen Euro die Rede. Peter Cordts führt das Unternehmen in dritter Generation. Die Vitrulan-Gruppe besteht aus den beiden Unternehmen Vitrulan Textile Glass GmbH (Marktschorgast), und Vitrulan Technical Textiles GmbH (Haselbach/Thüringen). Außerdem gibt es eine 36-prozentige Beteiligung an der lettischen Valmiera Glasfaser AG sowie mehrere internationale Vertretungen.

Das ist Adcuram

Adcuram ist eine Industriegruppe in Privatbesitz mit Sitz in München. Sie investiert nach eigenen Angaben in Nachfolgeregelungen und Konzernabspaltungen und entwickelt ihre Beteiligungen in Industrie, Handel und Dienstleistungen strategisch und operativ weiter. Hierfür stehen laut Homepage ein 50-köpfiges Expertenteam der Holding sowie derzeit 300 Millionen Euro an freiem Kapital zur Verfügung. Die fünf Beteiligungen der Gruppe haben laut Adcuram über 2500 Mitarbeiter und kommen auf knapp 500 Millionen Euro Jahresumsatz.

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