Lesen Sie auch:
Anton S. wurde später erwischt, behauptete, er habe die Tat in einer „Lebenskrise“ mit zu viel Alkohol und hohen Pokerschulden begangen. Die Halskette habe er – „über seine Tat entsetzt“ – im Ilsesee zwischen Augsburg und Königsbrunn versenkt.
Auch nach dem aus dem Ruder gelaufenen Diebstahl bei Friedrich Kuhn will Anton S. von seinem schlechten Gewissen geplagt worden sein. Er sagt, er sei derjenige anonyme Anrufer gewesen, der am 12. April um 23.15 Uhr von einem Münztelefon am Crailsheimer Bahnhof bei der Polizei in Aalen anrief und mit den Worten „Bayreuth Innstraße – ein alter Mann liegt in seinem Blut“ Hilfe für den schwer verletzten Friedrich Kuhn auf den Weg brachte. Wie mehrfach berichtet, kam die Hilfe zu spät, der schwer verletzte Senior starb am 14. April im Krankenhaus. Gerichtsmediziner urteilten gar, der 88-Jährige wäre auch bei noch schnellerer Hilfe nicht zu retten gewesen.
Lässt sich die Aussage mit anderen Indizien stützen?
Die Aussage von Anton S. ist bislang das gewichtigste Indiz dafür, dass er und der Mitangeklagte T. mit dem Tod von Friedrich Kuhn zu tun hatten. Die Aussage wird dann umso bedeutender, wenn sich die Schilderungen von Anton S. mit anderen Indizien stützen lassen.
Beispielsweise legen DNA-Spuren nahe, dass Anton S. und Firat T. im Haus in der Innstraße gewesen sein dürften. Doch dass die zwei Angeklagten ausgerechnet bei dem menschenscheuen und misstrauischen Friedrich Kuhn mit einem sogenannten „Nachbarstrick“ Einlass bekamen, steht zumindest in Zweifel. Wie berichtet, soll sich Firat T. mit einer Flasche Wein und Kuchen an der Tür als neuer Nachbar vorgestellt haben – eine Erzählung, die Nachbarn und Angehörige als unvorstellbar bezeichnet haben.
Wie also gelang es Anton S. und einem möglichen Komplizen, den misstrauischen Friedrich Kuhn dazu zu bewegen, Einlass zu gewähren? Doch mit dem „Wasserwerkertrick“, der älteren Menschen doch einiges an Druck und Sorgen macht wegen einer kaputten Leitung, Reparaturen und Ärger?
Ein kleines Indiz ist hier die Aussage eines Jungen, der mit Freunden am Abend in der Donaustraße Trampolinspringen übte. Die Jungs sahen zwei Männer in Richtung des Hauses Innstraße gehen. Die besondere Beobachtung eines der Jungs: Einer der Männer trug einen Holzkoffer am langen Arm. Ein Koffer, der als Werkzeugkiste angesehen werden könnte?
Noch ein weiteres Detail könnte Anton S. Lügen strafen: Er, der Mann, der Gewalt bei seinen betagten Opfern ablehnte, ist in Österreich wegen eines Verbrechens des gemeinschaftlichen Raubes vorbestraft. Der Sachverhalt dieser Tat ist noch nicht bekannt gegeben worden, aber: Ein Räuber wendet entweder Gewalt an oder droht seinem Opfer mit einer Gefahr für Leib und Leben.
Der Prozess wird fortgesetzt.