Mobilitätskonzept Bewegung im Nahverkehr im Landkreis

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Alfred Distler aus Plankenfels steuert den Bürgerbus durch die Dörfer zwischen Hollfeld und Waischenfeld. Dieser Verkehrsraum soll ausgedehnt und dann geteilt werden. Foto: Thomas Weichert Quelle: Unbekannt

BAYREUTH. Im Öffentlichen Personennahverkehr des Landkreises tut sich etwas. Schon im nächsten Frühjahr sollen im Westen elektrisch betriebene Bürger-Taxis rollen. Im Fichtelgebirge folgt das E-Carsharing und später könnten in Pegnitz, Speichersdorf und Weidenberg sogenannte Mobilitätsstationen entstehen. All das soll den Wünschen der Bürger mehr entsprechen, als es bisher der Fall war.

 
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Bürger-E-Taxi: „In den vergangenen Jahrzehnten ist der Bürgerbus zu einer Erfolgsgeschichte geworden“, sagt Detlev Schmidt, Fachbereichsleiter im Landratsamt. Ein Fahrzeug rollte bislang im Raum zwischen Hollfeld und Waischenfeld. Ziel sei es nun, den Bereich Hollfeld/Waischenfeld um Pottenstein und Betzenstein zu erweitern. „Aus eins wird drei im Westen“, so Schmidt. Und zwar in drei Stufen, wenn der jeweilige Probebetrieb gut verlaufen ist. Geschätzte Kosten für die Kreiskasse pro Jahr: 210.000 Euro.

Elektro-Carsharing: Es sieht im Fichtelgebirge vor, Elektroautos für die stundenweise Vermietung bereitzuhalten. Zielgruppe sind die Bürger und Touristen. Dieses Angebot soll die strukturschwachen Gemeinden Warmensteinach, Mehlmeisel, Fichtelberg und Bischofsgrün unterstützen. Das Geld dafür könnte im Fall einer Kooperation mit einem etablierten Anbieter durch Sponsoring und Werbung aufgebracht werden. Ein Fahrzeug kostet rund 22.000 Euro. Hinzu kämen bis zu 9000 Euro für die Ladeeinrichtung. Der monatliche Beitrag der Gemeinde läge bei 600 bis 800 Euro, so das Mobilitätskonzept.

Mobilstationen: Sie sollen an ausgewählten Knotenpunkten des ÖPNV entstehen und helfen, kurze Distanzen beispielsweise mit dem Rad, dem Lastenrad oder Fuß zu überwinden. Die Mobilstation sieht dafür Abstellanlagen, Schließfächer, Witterungsschutz und sogar einen WLan-Punkt vor. Ein beispielhafter Standort dafür wäre der Pegnitzer Bahnhof. Die Kosten liegen bei 3700 Euro.

Darauf kommt es jetzt an: „Die Gemeinden müssen mitziehen“, sagt Schmidt. Und: Die Industrie muss liefern. Wann das Bürger-E-Taxi eingeführt werden kann, hänge auch davon ab, wie schnell die neuen Busse gekauft werden können. Der Kreishaushalt sehe bereits Geld für zwei Fahrzeuge vor. Im Herbst solle das Vorhaben in Creußen und Hollfeld vorgestellt werden. Dann werden die Bürger Details erfahren, dann sollen sich auch Freiwillige melden, die den ehrenamtlichen Fahrerdienst übernehmen wollen. Im nächsten Frühjahr könnte es dann im westlichen Teil des Landkreises losgehen, so Schmidt.

Hintergrund: Das Mobilitätskonzept ist ein weiterer Versuch, in Bayern zu gleichwertigen Lebensverhältnissen zu kommen. Alle im Konzept enthaltenen Überlegungen sollen die Verkehrspolitik und die Klimapolitik im Landkreis verknüpfen, sagt Schmidt. Dafür gebe es gute Gründe, wie Bernd Rothammel vom Klimaschutzmanagement des Landkreises erklärt. Nach seinen Worten verursacht der Autoverkehr im Landkreis überproportional viel Kohlendioxid. Wie Rothammel sagt, liege der Anteil über 50 Prozent, während er im Bundesdurchschnitt nur rund ein Drittel betrage.

Nach acht Monaten Arbeit hatte das Berliner Ingenieurbüro IGES das Mobilitätskonzept im Mai dem Kreistag vorgestellt. Das Papier schlägt gleich mehrere Maßnahmen vor, um den Personennahverkehr zu verbessern. Die darin enthaltenen Projekte wären Vorbilder für andere Regionen. Der Landkreis Bayreuth ist neben den Landkreisen Berchtesgadener Land und Cham eine von drei bayerischen Modellregionen im Rahmen der Initiative Mobilität 2030, die der Verband der bayerischen Bauindustrie und das Staatsministerium für Wohnen, Bau und Verkehr tragen. Das Landratsamt erwartet höhere Zuschüsse, wenn die Mobilität im Landkreis weiter entwickelt wird.

Ausblick: Das Mobilitätskonzept zeigt Perspektiven auf. Was tatsächlich entsteht, hängt vom Geld ab, mit dem der Freistaat helfen müsste. Schließlich hängt alles auch davon ab, ob und wie viel Geld sich der Kreistag für die Mobilität künftig kosten lassen will.

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