Mit Spiderman im Hörsaal

Von Norbert Heimbeck
Sinnenseide ist ein faszinierendes Wunderwerk der Natur. An der Universität Bayreuth arbeiten Forscher intensiv daran, sie für medizinische Anwendungen nutzbar zu machen. Foto: Lili Nahapetian, Uni Foto: red

Ein menschliches Ohr aus dem 3D-Drucker? Auf der Basis von Spinnenseide? An der Universität Bayreuth ist das schon verwirklicht, arbeiten Forscher intensiv daran, die Medizintechnik weiter zu entwickeln. Ab Herbst 2016 eröffnet der neue Masterstudiengang Biofabrication Studenten den Zugang zu diesem Zukunfts-Know-How.

 
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„Spinnenseide ist fünfmal so reißfest wie Stahl und trotzdem so elastisch wie Gummi. Darüber hinaus ist das phantastische Material biokompatibel, hypoallergen und wundheilungsfördernd“, beschreibt Prof. Thomas Scheibel die Vorzüge. Der Wissenschaftler ist Inhaber des Lehrstuhls Biomaterialien an der Universität Bayreuth und erforscht mit seinem Team seit mehr als zehn Jahren die Eigenschaften der Spinnenseide. In Medienberichten wird er deswegen schon mal als "Spiderman" bezeichnet, auch wenn er nicht von Haus zu Haus schwingt. Sein Interesse gilt der Spinnenseide: „Sie kann beispielsweise in der Medizintechnik einen hervorragenden Beitrag zum technologischen Fortschritt liefern. Hier eröffnen sich ganz neue Möglichkeiten für die Regeneration von Herzmuskel-, Haut- oder Nervengewebe.“

 Was ist Biofabrication?

 Der englischsprachige Masterstudiengang Biofabrication, der zum Wintersemester 2016/17 an der Universität Bayreuth startet, greift diese Entwicklung auf. Biofabrication – im weitesten Sinne der Medizintechnik zuzuordnen – ist als interdisziplinäres Ingenieurstudium angesiedelt zwischen Chemie, Materialwissenschaften, Biologie und Medizin. In Biofabrication werden die Studenten zu hochqualifizierten und ethisch verantwortungsbewussten Ingenieuren an der Schnittstelle zwischen Medizin und Technik ausgebildet, heißt es in einer Info der Universität.

Internationales Netzwerk

 „Unsere Studenten können von den kurzen Wegen zwischen unseren hochmodernen Keylabs profitieren, die unter anderem im Zentrum für Materialwissenschaft und Werkstofftechnik sowie im neu gegründeten Bayerischen Polymerinstitut angesiedelt sind“, erläutert Scheibel. Der Masterstudiengang ist stark praxisorientiert: Ein Netzwerk von Partneruniversitäten und Forschungseinrichtungen in Australien, Thailand, Frankreich, Spanien, den USA und Niederlanden eröffnet den jungen Leuten die Möglichkeit, auf internationaler Ebene Erfahrungen zu sammeln und sie auf ein postgraduales Studium beziehungsweise auf eine wissenschaftsbezogene Tätigkeit in verantwortlicher Position vorzubereiten.

Wachstumsbranche Biofabrication

Biofabrication gilt als stark wachsende Branche. Die Kompetenzen, die der Masterstudiengang vermittelt, werden in vielfältigen Berufsfeldern benötigt, etwa in der medizinischen und biomedizinischen Grundlagenforschung oder in der Entwicklung medizinischer Implantate. Somit verspricht "Spiderman" Scheibel: „Absolventen des Studiengangs Biofabrication haben beste Berufsaussichten.“

Info: Zum Wintersemester 2016/17 erweitert die Universität Bayreuth ihre derzeit 47 Masterprogramme um fünf neue Studiengänge sowie ein Zusatzstudium mit Elite-Zertifikat. Das Besondere daran: Alle sind international orientiert und werden in englischer Sprache unterrichtet. Alle Infos gibt es hier.

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