Mit neun Jahren schon Lebensretterin

Von Peter Rauscher
Carina Leisner aus Waischenfeld wurde für ihren Mut von Ministerpräsident Markus Söder ausgezeichnet. Foto: Bayerische Staatskanzlei/Rolf Poss Foto: red

Sie ist eine der jüngsten Lebensretterinnen Bayerns: Die heute elfjährige Carina Leisner aus Waischenfeld ist am Mittwoch in München von Bayerns Ministerpräsident Markus Söder mit der Christophorus-Medaille ausgezeichnet und belobigt worden.

 
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Ihren Vater Alexander Leisner schaudert es heute noch, wenn er an die dramatischen Ereignisse an jenem Nachmittag im November 2016 zurückdenkt: Seine Schwiegermutter war mit dreien seiner vier Kinder nach Reuth an die Wiesent gegangen, um Enten zu füttern. „Es war das erste richtig kalte November-Wochenende mit drei oder vier Grad, das Wasser hatte vielleicht sieben oder acht Grad, erzählt Leisner dem Kurier.

Carina bekam ihn zu fassen

Selbst war Alexander Leisner nicht dabei, aber seine Kinder und deren Oma berichteten ihm, was passierte: „Julian ist schnell hingelaufen auf den etwa vier Meter langen Steg in die Wiesent, der Steg war glatt vom Rauhreif. Als der Junge anhalten wollte, rutschte er weg und stürzte kopfüber in das zwei bis drei Meter tiefe Wasser.“

Seine Tochter Carina, damals noch neun Jahre alt, habe sofort reagiert. Sie sei hinterhergerannt und ohne Rücksicht auf das eiskalte Wasser mitsamt ihrer Kleidung dem Bruder nachgesprungen. Der sei schon ein paar Meter abgetrieben gewesen, doch Carina, die schon schwimmen konnte, bekam ihn noch zu fassen und zog ihn wieder an den Steg. „Wenn sie nicht so geistesgegenwärtig und mutig gewesen wäre, hätte Julian bei der Strömung und mit der dicken Kleidung, die sich voll Wasser gesogen hat, keine Chance gehabt“, sagt Vater Alexander Leisner.

„Ich glaube, Enten füttern mag ich nicht mehr.“

Bei ihm und seiner Frau saß der Schock tief und wirkte lange nach. „Ich konnte fast eine Woche lang nicht mehr schlafen“. Bei der Verleihung der Christophorus-Medaille an Carina Leisner am Mittwoch konnte der gerettete Julian nicht dabei sein. Zu seiner Oma habe er später gesagt: „Ich glaube, Enten füttern mag ich nicht mehr.“

Zu den 54 Lebensrettern, die am Mittwoch mit der Christophorus-Medaille geehrt wurden, gehört außerdem Wolfgang Großmann aus dem Landkreis Kulmbach Er rettete am Trebgaster Badesee einen jungen Mann, der sich nicht mehr über Wasser halten konnte. Großmann sprang in den See, schwamm hin und zog den Ertrinkenden ans Ufer, wo er erstversorgt wurde.  

Stichwort: Christophorus-Medaille

Mit der Bayerischen Rettungsmedaille wird ausgezeichnet, wer bei der Rettung eines Menschen aus Lebensgefahr sein eigenes Leben eingesetzt hat. Seit 1952 haben 4240 Personen diese Auszeichnung erhalten. Wer jemanden unter besonders schwierigen Umständen aus Lebensgefahr rettet, erhält vom Freistaat Bayern eine öffentliche Belobigung und die Christophorus-Medaille. Mit ihr wurden seit 1983 bislang 1671 Personen geehrt.

 

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