Mit Haftbefehl zur Premiere der Bayreuther Festspiele? Nein, sagt Schlagersänger Roberto Blancos Auftritt: Frech, aber legal

Von Frank Schmälzle und
Ein Scherz für den Autogrammsammler: „Nehmen Sie einen Blanko-Scheck?“, fragte Roberto Blanco, als er mit Ehefrau Luzandra die Festspielpremiere besuchte. Seine finanziellen Verhältnisse hat er seiner Ex-Frau inzwischen offengelegt. Foto : Kolb Foto: red

Der Auftritt ist ihm gelungen: Als Roberto Blanco bei der Festspielauffahrt am Premierentag aus einem Taxi stieg und über den roten Teppich flanierte, löste er ein wahres Blitzlichtgewitter und einen lauten Jubelschrei des Bayreuther Publikums aus. Was er in den Tagen danach allerdings auch auslöste, ist eine heiße Diskussion: Gibt Bayreuth einem per Haftbefehl gesuchten Sänger, der zuletzt mit allzu Privatem Schlagzeilen machte, die große Bühne?

 
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Überrascht von Blancos Auftritt waren wohl nicht nur die Bayreuther Zaungäste. Überrascht waren auch viele Offizielle. Roberto Blanco stand weder auf der Gästeliste der Stadt Bayreuth, noch hatte er die Premierenkarten für sich und seine Frau Luzandra bei den Bayreuther Festspielen bestellt. Wie er trotzdem reinkam? Darauf antwortet er nicht. „So was fragt man doch nicht.“ Aber: Er komme immer gerne zu den Bayreuther Festspielen, wenn es seine Zeit erlaube. Diesmal sei der Premierenbesuch schon seit Februar geplant gewesen.

Roberto Blanco ist inzwischen wieder zu Hause in Salzburg. Und zehrt noch von dem ausgesprochen freundlichen Empfang, den die Bayreuther ihm bereitet hatten. Das, sagt der 77-jährige Sänger („Ein bisschen Spaß muss sein“), tue gut. „Die Leute waren sehr nett. Ein wirklich schöner Empfang war das.“ Das Publikum – in Bayreuth und überall sonst, wo er auftrete – bilde sich seine eigene Meinung. Und lasse sich nicht von den Medien beeinflussen.

"Roberto ist blanco"

Die berichteten in den vergangenen Tagen und Wochen wenig Schmeichelhaftes über den Show-Star. Ein Rosenkrieg tobt zwischen ihm und seiner Ex-Frau, der er angeblich 150.000 Euro Unterhalt schuldet. Die könne er nicht zahlen, heißt es. Robert ist blanco, titelten Boulevard-Medien. Und: Gegen ihn liege ein Haftbefehl vor. Über seine Ex-Frau und seine finanzielle Situation will Blanco mit dem Kurier nicht sprechen. „Dazu sage ich nichts.“

Haftbefehl außer Vollzug

Ob bei der Festspielpremiere unter den Augen einer großen Zahl von Polizisten ein mit Haftbefehl gesuchter Schlagersänger auf dem roten Teppich entlang spazierte? Ein Sprecher der Bayreuther Polizei tut sich mit einer Erklärung zu Roberto Blancos Bayreuther Auftritt schwer. Er sagt nur: „Wir haben die Person Roberto Blanco überprüft. Es bestand kein Handlungsbedarf.“ Haftbefehl oder nicht? Das falle unter den Datenschutz. Mehr sagt er auch auf mehrfache Nachfrage nicht.

Roberto Blanco selbst dementiert am Telefon: „Es gibt keinen Haftbefehl. Und was gegen mich behauptet wird, stimmt alles nicht.“ Medienberichte interessierten ihn bedeutend weniger als die Reaktionen des Publikums. Und die seien nach wie vor positiv – so war das ja auch in Bayreuth. „Ich bin seit 60 Jahren im Show-Business. Ich bin ein Fels in der Brandung.“ Was der Bayreuther Polizeisprecher nicht sagen darf: Ein Haftbefehl gegen Roberto Blanco, ausgestellt vom Amtsgericht Kelheim, ist seit kurzem außer Vollzug gesetzt. Der Sänger hat inzwischen das getan, was seine Ex-Frau von ihm wollte: Er hat seine Vermögensverhältnisse offengelegt.

Bis zum roten Teppich

Auf den roten Teppich zu kommen, war für Roberto Blanco offenbar kein allzu großes Problem. Eine detaillierte Liste, welche Promi-Limousinen die gesonderte Zufahrt vor das Königsportal des Festspielhauses nutzen dürfen, gibt es nach Angaben der Polizei nicht. Die wäre in der Kürze der Zeit, die eine Festspielauffahrt bietet, nicht wirklich zu kontrollieren. Grundsätzlich würden Fahrzeuge, die erkennbar von Lotsen begleitet werden, vorgelassen. Das treffe natürlich nicht auf Taxen zu. Roberto Blancos Taxis wurde von einem Polizisten kurz kontrolliert, berichtet der Bayreuther Taxifahrer Bülent Bitikly. Er fuhr den Sänger und seine Frau vom Hotel Bayerischer Hof zum Festspielhaus. „Der Polizist hat mich kurz gefragt, wen ich dabei habe. Dann hat er mich reinfahren lassen.“ Blanco habe ihn gebeten, direkt an den roten Teppich zu fahren.

Tannhäuser mit Unterbrechung

Den Tannhäuser hat Blanco am vergangenen Freitag nur mit Unterbrechungen erlebt. „Meine Frau bekam während des ersten Aktes starke Kopfschmerzen“, sagt er. Den zweiten Akt habe er mit ihr im Festspielrestaurant verbracht, ihr Kaffee mit Zitrone serviert. „Das hilft bei Kopfschmerzen.“ Diesmal allerdings nicht. Deshalb zogen sich Roberto (77) und Luzandra Blanco (35) in ihr Hotel zurück, verbrachten den Abend nicht beim Staatsempfang, sondern auf der Hotelterrasse. Bei Wasser und einem Bayreuther Bier.

Taxifahrer Bülent Bitikly hatte das Paar vor dem letzten Vorhang gegen 21 Uhr wieder vom Grünen Hügel abgeholt. Bitikly jedenfalls ist von Roberto Blanco restlos begeistert: „Der Mann hat eine Stimme wie ein Bär und ist sehr nett, überhaupt nicht arrogant. Er kann sogar ein wenig Türkisch sprechen.“ Eines aber sei ihm aufgefallen: „Die letzten Wochen haben ihn scheinbar schwer getroffen.“

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