Millionenrisiken für den Wöhrl-Käufer

Von Roland Töpfer
Die Wöhrl-Filiale in der Nürnberger Innenstadt. Foto: Alexander Rösche/dpa Foto: red

Mit sechs bis zehn Millionen Euro beziffert Christian Gerloff, Restrukturierungsvorstand beim angeschlagenen Nürnberger Modehändler Wöhrl, im Gespräch mit unserer Zeitung die steuerlichen Risiken für Käufer Christian Greiner. Deshalb will Greiner nun nicht mehr die Rudolf Wöhrl AG sondern das operative Geschäft, das in einer neuen Wöhrl-Gesellschaft gebündelt wird, kaufen.

 
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Den Anlass dazu gab ein Urteil des Bundesfinanzhofs. Das Gericht hatte entschieden, dass Sanierungserlöse zu versteuern sind und einen Sanierungserlass des Finanzministeriums aufgehoben. Solche Sanierungserlöse sind Gewinne auf dem Papier, wie sie zum Beispiel durch den Verzicht der Gläubiger entstehen können.

Die neue Rechtslage könnte Greiner bis zu zehn Millionen Euro kosten, sagte Gerloff auf Nachfrage unserer Zeitung. „Das kam für die gesamte Branche völlig überraschend.“ Es gebe zwar eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass die Entscheidung vom Gesetzgeber wieder korrigiert wird. Aber, sagt Gerloff, das müsse ja alles mit EU-Recht abgestimmt werden. Vor dem Sommer sei wohl mit keiner Korrektur zu rechnen.

"Übernahme nicht gefährdet"

Man habe deshalb einen anderen Weg eingeschlagen, um zum gleichen Ziel zu kommen. Der zweite, bisher angedachte Weg bleibe prinzipiell offen, sei aber weniger wahrscheinlich, weil der Gesetzgeber vermutlich für Wöhrl zu spät komme.  „Für die Kunden, die Mitarbeiter und die Gläubiger ändert sich nichts. “ Die Übernahme sei nicht gefährdet. „Der zweite Weg ist bereits mit Herrn Greiner vereinbart.“

Christian Greiner, Sohn des Unternehmers Hans Rudolf Wöhrl und seit 2011 Vorstand beim Münchner Kaufhaus Ludwig Beck, will zusammen mit Co-Investoren das Modehaus übernehmen und auf weitere Filialschließungen verzichten. Wöhrl hat noch 30 Standorte, davon mit Bayreuth, Hof, Bamberg und Coburg vier in Oberfranken, über die es „überhaupt nichts Negatives“ zu sagen gebe, so Vorstandschef Andreas E. Mach gegenüber unserer Zeitung.  

Gläubiger müssen noch zustimmen

Gerloff sagte, Ziel sei nach wie vor, dass Wöhrl zum 1. Mai aus der Insolvenz ist. Die Gläubiger müssen noch zustimmen. Gerloff rechnet mit einer Gläubigersammlung Ende April. Die Gläubiger sollen auf 80 bis 90 Prozent ihrer Forderungen verzichten. Das gilt auch für die Käufer der Anleihe, unter ihnen viele Anleger aus Franken, die den größten Teil ihres Geldes verlieren werden.

Die Geschäfte bei Wöhrl würden weiter stabil laufen und sich im Rahmen der Planungen bewegen, sagte Gerloff. Er rechnet aber auch für das laufende Geschäftsjahr 2016/17 (31.7.) mit einem Verlust. Durch das Insolvenzverfahren habe es Sonderbelastungen gegeben. Bei den Verhandlungen über die Mietkosten gebe es Fortschritte. „Mit vielen Vermietern haben wir bereits Vereinbarungen getroffen, mit anderen sind wir auf einem guten Weg.“

Länger arbeiten fürs gleiche Geld

Durch die neue Lage nach dem Bundesfinanzhof-Urteil hat sich das Mandat von Restrukturierungsvorstand Gerloff nach seinen Worten nicht wesentlich verlängert. Ein bisschen länger arbeiten fürs gleiche Geld müsse er aber schon. „Wir rechnen nicht nach Stunden ab.“ Auf die Frage, ob es richtig sei, dass sein monatliches Salär bei 50.000 Euro liege, wollte Gerloff nicht konkret eingehen: „Wir bitten um Verständnis, aber zu den Honoraren äußern wir uns nicht.“