Besser verzichten?
Dass sich mehr Plastikrückstände im Fleur de Sel finden als im klassischen Meersalz, hängt seinen Angaben nach mit der Gewinnung zusammen. Viele Kunststoffe haben eine geringere Dichte als Wasser und schwimmen länger an der Oberfläche - und werden dann zusammen mit den Salzkristallen abgeschöpft. Sollten Verbraucher deshalb besser auf das Edel-Salz und andere mit Mikroplastik belastete Lebensmittel verzichten?
«Eine Risikobewertung ist zu diesem Zeitpunkt nicht möglich», sagt Matthias Gehling vom Bundesinstitut für Risikobewertung. «Bei dem Thema Mikroplastik in Lebensmitteln gibt es noch viele Datenlücken.» Das Problem: Mikroplastik ist ein sehr heterogenes Material. Die Partikel unterscheiden sich etwa in Größe, Menge und Art des Kunststoffes. Die eine analytische Methode für den Nachweis gebe es deshalb nicht, sagt Gehling. «Da ist noch ein sehr großer Forschungsbedarf.»
In der Vergangenheit hatte es wiederholt Kritik an Studien zu Mikroplastik in Lebensmitteln gegeben, unter anderem wegen der Messverfahren. «Gerade am Anfang sind keine guten Studien gemacht worden. Das hängt uns immer noch nach», gibt Gerdts zu. «Und es hat zur Verunsicherung der Verbraucher geführt.» Die Studie seiner Oldenburger Kollegin Scholz-Böttcher hält er jedoch für «absolut sauber.»
Bessere Risikoeinschätzung
Gerdts leitet zurzeit ein internationales Projekt, das Standards für eine einheitliche Analyse von Mikroplastik erarbeiten will. Auch Scholz-Böttcher ist daran beteiligt. Die Wissenschaftler hoffen, dass sie dadurch künftig vergleichbare Daten sammeln können, die helfen, die Auswirkungen von Mikroplastik auf das Ökosytem des Meeres und die Risiken einschätzen zu können.
Eine wichtige Frage ist: Was passiert, wenn Menschen Mikroplastik zu sich nehmen? Scheiden sie es aus? Oder dringen die Partikel ins Gewebe vor? «Das wird zurzeit heiß diskutiert», sagt Gerdts. Einen Hinweis könnte eine neue Studie mit Fischen liefern. Bisher hatte Gerdts nur den Verdauungstrakt von Fischen betrachtet. Völlig unklar sei, «ob sich Mikroplastik auch im essbaren Fleisch anreichert».
Für die Studie wollen die Wissenschaftler Fischen Futter geben, das fluorisierende Kunststoffpartikel enthält. Nach ein paar Monaten werden sie die Tiere schlachten und untersuchen. Das Ergebnis soll voraussichtlich Ende des Jahres vorliegen.