Michael Mittermeier kommt auf die Burg

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"Wild" heißt sein aktuelles Soloprogramm: Der Comedian Michael Mittermeier kommt im Juli zum Plassenburg Open Air nach Kulmbach. Foto: Manfred Baumann Foto: red

Was Donald Trump mit Linda Blair verbindet, warum Serienkiller nie erkannt werden und zum Nölen keine Zeit bleibt: Darüber spricht Kabarettist Michael Mittermeier im Kurier-Interview.

 
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Was ist eigentlich los mit unserer Welt? Haben Sie sich das gefragt, als Sie ihr Programm "Wild" schrieben?

Mittermeier: Ich spiele das Programm seit Januar 2016, und ich rede über die Welt, in der wir alle leben. Wir kriegen beigebracht, wenn‘s wild ausschaut, musst du vorsichtig  zu sein. Die Optik macht’s nicht mehr heute. Serienkiller sehen ja auch immer aus, wie der nette Nachbar von nebenan, deshalb werden sie auch nie erkannt. Weil Sie nicht rumlaufen, wie Wotan der Schreckliche.

Wer treibt’s denn in Ihren Augen besonders wild?

Michael Mittermeier: Es ist ja vieles wild. Das fängt bei den kleinen Dingen an, die dich fuchsteufelswild machen können. Im Großen geht’s ja auch zu wie im Wilden Westen. Als ich die letzten Interviews mit Donald Trump gelesen habe, also da sage ich nur noch „hilarious“ (dt.: saukomisch, Anm.d.Red.). Der ist natürlich bei allen von uns Comedians ganz weit oben. Was soll ich da noch draufsetzen?

Das ist schon Realsatire…

Mittermeier: Genau, und wenn er sich mit Kim aus Nordkorea trifft, da sind halt die zwei Richtigen beieinander. Darauf muss man erst mal kommen, den Diktator als ein „smart cookie“ (dt.: helles Köpfchen, Anm.d.Red.) zu bezeichnen. Da muss ich ehrlich sagen: „Wow, danke, da wäre ich nie darauf gekommen!“

Wenn einer schon so ist wie Trump, lässt sich da überhaupt noch eins draufsetzen?

Mittermeier: Geht immer, da braucht’s halt dann gute Comedians. Mir wäre ja auch lieber wenn der so ein Schäuble wär‘, also nichts gegen Schäuble, aber der ist nicht gerade besonders aufregend. Von mir aus wäre der Trump ein ganz großer Langeweiler, der schön brav die Sachen abarbeitet und die Welt danach ein bisschen besser wäre. Nach der Wende hatten wir mal den Begriff „Wendehals“, das trifft bei ihm nicht mehr zu, er ist eher wie Linda Blair aus „Der Exorzist“, weil er die 360 Grad-Wendung beherrscht. 

Was sind denn Ihre wilden Seiten?

Mittermeier: Meine wilden Seiten? Die kann ich auf der Bühne ausleben, das ist ja das Schöne.

Statt wild sind wir doch manchmal eher viel zu brav oder?

Mittermeier: Zu brav sind wir dann, glaube ich, wenn wir einfach alles fressen, was uns hingeworfen wird. Wir haben heuer Bundestagswahlkampf, ja, Germany’s Next Topheuchler wird gewinnen, das ist so. Jeder verspricht jetzt was und nach der Wahl ist wieder alles ganz anders. Vertrauen kannst du ja niemandem, außer deinem gesunden Menschenverstand. Bringt aber nichts, sich hinzustellen und zu sagen: „Ich finde alle Leute scheiße, die keine Deutschen sind.“ Unsere Gefühle können wir nur sprechen lassen, wenn es keinem anderen weh tut.

Und was macht Sie ganz besonders wild oder bringt Sie zum Ausrasten?

Mittermeier: Ich sehe Dinge, die mich auf der einen Seite wild machen, klar. Aber auf der anderen Seite, denke ich mir: „Die Menschheit bringt sich selber um.“ Wenn sich einer auf eine Eisenbahnbrücke setzt, sich mit dem Handy selbst fotografiert, sich dabei nicht festhält und dann im Abgrund liegt, das ist moderner Darwinismus. Haben wir denn keine anderen Probleme? Oder dass wir über Boden-Ampeln für Smartphone-User diskutieren, damit sie sicher über die Straße kommen. Wer nicht hoch gucken will, dem kann ich auch nicht helfen!

Was ist Ihnen lieber: Live-Publikum in einem TV-Studio oder draußen?

Mittermeier: Im Grunde macht das kaum einen Unterschied, im Fernsehen bist du halt kürzer dran. Live zweieinhalb Stunden auftreten ist schöner, als nur sechs, sieben Minuten in einer Fernsehsendung zu haben. Die Auftritte, bei denen man Kollegen trifft, machen natürlich auch Spaß. Mein Schwerpunkt sind aber Live-Touren. Wobei du durch das Fernsehen erst einer breiten Masse bekannt wirst. Ich gehe immer noch so gerne auf Tour wie vor dreißig Jahren. Da bleibt keine Zeit zum Rumnölen, es ist ein ewig währender Fluss.

Plassenburg Open Air 2017 – das Programm:

  1. Juli: Abbafever
  2. 12. Juli: Michl Müller (ausverkauft)
  3. 13. Juli: Wise Guys (ausverkauft)
  4. 14. Juli: Michael Mittermeier
  5. 15. Juli: Spider Murphy Gang
  6. 16. Juli: Klassik auf der Burg mit Sky Du Mont und Dirigentin Ljubka Biagioni zu Guttenberg

Shuttlebusse ab 18.45 Uhr Einlass jeweils 19.00 Uhr Beginn jeweils 20.30 Uhr

Karten gibt es im Internet unter okticket.de und an den bekannten Vorverkaufsstellen.

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