Menschen auf der Gartenschau: Ronny Schuster hat das Programm für die Junge Landesgartenschau aus dem Boden gestampft Die Junge Gartenschau: Lachen, lauschen, lernen

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Der Wind streicht durch das Weidenlabyrinth. Mystisches Rauschen. Schmetterlinge jagen sich. Zwei Hornissen brummen durchs Grün. Links vom Labyrinth glättet ein Baggerfahrer das Erdreich mit der Schaufel. Dort wird die Tribüne stehen. Eine besondere Tribüne, eine Landschaft aus Paletten und Polstern. Von der aus hat man – im Sitzen, im Liegen – einen prima Blick auf eine Bühne, die im Rohbau schon steht. „Die ist von der Fläche so groß wie die Hauptbühne am See“, sagt Ronny Schuster.

 
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Eine Bühne, auf der Theater gespielt wird. Auf der Nachwuchsbands ihr Können zeigen können. Auf der diskutiert und improvisiert wird. 171 Tage lang ab dem 22. April 2016. Mehr als 1000 Veranstaltungen, bis zu 15 am Tag – und das ist nur das Programm der Jungen Landesgartenschau. Ein Programm, das eigentlich gar nicht geplant war. Das aber knapp ein Viertel aller Veranstaltungen der Landesgartenschau 2016 ausmachen wird. Als verbindendes Element für alle Generationen.

Der Kopf hinter dem Programm

Ronny Schuster (34) ist der Planer, der Strippenzieher, der Kopf hinter diesem Programm. Geboren in Dresden, lebt Schuster seit zwölf Jahren in Bayreuth. „Theater und Medien habe ich hier studiert“, sagt Schuster. Hängen geblieben in der Stadt, mit der er erst einmal warm werden musste. „Von der Großstadt hierher, das war hart.“ Kulturell war in Dresden mehr los, sagt Schuster. „Und die fränkische Mentalität muss man auch erst mal kennenlernen.“ Inzwischen leiht Schuster seiner derzeitigen Heimat Gesicht und Witz. Schlüpft – „man hat mich angesprochen, weil man meinte, ich sehe ihm ähnlich“ – in die Rolle Richard Wagners. Wirbt seit sechs Jahren als Richard Wagner auf Tourismus-Messen für Bayreuth. „Ich habe mich gewundert, dass das vorher nicht schon touristisch ausgenutzt worden ist. Ich mache auch regelmäßig etwas andere Stadtführungen. Führungen mit einem gewissen Augenzwinkern.“

Erfahrung durch Projektarbeit

Bevor Ronny Schuster den Vertrag bei der Landesgartenschau-Gesellschaft unterschreibt, macht er „viel Projektarbeit. Film, Fernsehen, Theater. Seit meinem 14. Lebensjahr bin ich außerdem in der Jugendarbeit tätig, habe viel Präventionsarbeit gemacht“. Die Erfahrungen fließen ein in das Programm. Ebenso wie die Wünsche und Ideen der Bayreuther, die bei den Workshops im Vorfeld der Gartenschau dabei waren. Einer der zentralen Wünsche: Eine Küche im Freien. „Die kann man mit der essbaren Stadt verbinden, kann mit Kindern Cremes herstellen aus dem, was auf den Beeten vor der Küche wächst. Kann Brot backen. Sachen zeigen, die viele Kinder schon gar nicht mehr kennen.“ Dazu gehört auch die Schule im Grünen, „die allein schon rund 300 Programmpunkte hat“, wie Schuster sagt. Die Kooperationspartner der Jungen Gartenschau sind hier die Grundschule St. Georgen mit ihrer Klimawerkstatt und das Graf-Münster-Gymnasium (GMG) mit seinem Schulgarten.

Von der Wilhelmine in die Zukunft

Die Junge Landesgartenschau schlägt auf den rund 4000 Quadratmetern Fläche eine Brücke zwischen der Welt der Wilhelmine, dem Jetzt und dem Morgen. Denn die jungen Besucher sollen auch einen Blick in die Zukunft werfen, sollen sich vorstellen, wie Bayreuth im Jahr 2100 aussehen könnte. Verspieltes Labyrinth trifft HipHop, neben dem Weiden-Dom können die Jugendlichen auf großen Boden-Trampolins springen und die Kleineren sich im Bälle-Bad wälzen. Im hölzernen Medienhaus werden Videos produziert, wird Radio gemacht - und Präventionsarbeit für den Umgang mit sozialen Netzwerken. „Schätzungsweise 20 Tonnen Steine werden am Fossilienklopfplatz zerkleinert“, sagt Schuster. „Leider hat sich dafür kein regionaler Sponsor gefunden. Der Schiefer kommt jetzt aus der Nähe von Schwäbisch-Hall.“ Über 25 Sponsoren, sagt Schuster, tragen dazu bei, dass statt einer großen Wiesenfläche Spiel, Sport und Kultur stattfinden können. „Baulich ist ein Budget von rund 50.000 Euro eingeplant worden für die Junge Gartenschau.“ Nachträglich.

Wie vieles andere auf dem Gelände ist auch die Junge Gartenschau ein Erlebnis auf Zeit. „Es sei denn, der Stadtrat entscheidet, dass die Küche und das Labyrinth stehen bleiben können.“ Zum Forschen. Zum Entdecken.

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