Meinung Pro Bildungsstreik: Endlich steht die Jugend wieder auf

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Foto: Andreas Harbach Quelle: Unbekannt

KOMMENTAR. Die Protestaktion der Schüler muss gelobt werden, nicht bestraft. Trotz drohender Sanktionen und bei Kälte malen junge Leute Plakate, halten Reden und stehen öffentlich für ihre Sache ein. Das zeigt: Wenn es um für sie greifbare Themen geht, ist die Jugend in Deutschland immer noch (oder wieder?) bereit, aufzustehen und versteckt sich nicht länger hinter ihren Mobiltelefonen. 

 
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Die sozialen Medien sind freilich beim Bildungsstreik ein großes Thema. Über Facebook und Instagram mobilisieren sich die Schüler. Die Wohlfühlblase der Blogeinträge über Mode, Party und Lebensmittel aber haben sie verlassen. Stattdessen geht es um Gesellschaft und Zukunft. 

Und die jungen Leute erfüllen weitere positive Eigenschaften: Sie zeigen Mut – im vollen Bewusstsein etwaiger Konsequenzen. Sie machen nichts Unüberlegtes – wie Aktivisten im Hambacher Forst, die sich durch Einbuddeln oder Festketten selbst gefährdeten. Sie sind friedlich – im Gegensatz zu Linksradikalen, die den G8-Gipfel in Hamburg zur Profilierung nutzten. Die Teilnehmer am Klimaprotest wollen stattdessen schlicht auf ihre Ziele aufmerksam machen sowie Zeichen setzen – und erfüllen damit Grundprinzipien einer Demonstration.

Ja – sie tun das während der Schulzeit und verstoßen gegen Regeln. Aber mal ehrlich: Hätte die Demo so viel Aufmerksamkeit erhalten, wäre sie am Samstagnachmittag gewesen? 

Dazu kommt: Hätten Demonstranten nie den zivilen Ungehorsam geübt, hätte sich einiges nicht geändert. 2009 strömten bayerische Studenten aus den Hörsälen und wehrten sich gegen Studiengebühren. Fehlstunden und Prüfungen waren egal. Bis 1908 kämpften Frauenrechtlerinnen um Gleichbehandlung, obwohl ihnen politische Aktivitäten gänzlich verboten waren. Gesellschaftliche Ächtung und berufliche Nachteile nahmen sie in Kauf. 1989 konnten sich Teilnehmer der Montagsdemos in DDR-Städten nicht sicher sein, ob sie den Abend heil überstanden. Die Polizei hätte jederzeit das Feuer eröffnen können. 

Wie lächerlich ist im Vergleich ein Schulverweis, wenn es um die Zukunft des Planeten geht? Es ist zu hoffen, dass die „Streikenden“ zumindest eines erreichen: Dass viele Menschen beim nächsten Einkauf Tomaten und Gurken in eine wiederverwertbare Box werfen – statt in graue Tütchen, die schnell Plastikmüll werden.

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