Meinung Plastik: Wann kann Kunststoff einpacken?

Von
Mikroplastikkügelchen: Die kleinen Plastikteilchen mit einer Größe unter fünf Milimetern verschmutzen die Meere und werden oft von Fischen und anderen Meeresbewohnern aufgenommen.) Foto: Oregon State University/dpa Foto: Verfügbar für Kunden mit Rechnungsadresse in Deutschland.

KOMMENTAR. Ein neuer Sonderforschungsbereich an der Universität Bayreuth erforscht die Folgen von Mikroplastik für Mensch und Umwelt. Um die Wechselbeziehungen genau zu verstehen, werden Kunststoffe zerlegt und neue entwickelt. Daraus könnten auch neuartige Geschäftsideen entstehen.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Die Situation ist beunruhigend. Jährlich werden weltweit hunderte Millionen Tonnen Kunststoff produziert. Und trotzdem wissen wir nicht, was die übrig bleibenden, kleinsten Plastikpartikel in unserem Körper anrichten.

Daher ist es höchste Zeit, dass sich Wissenschaftler die Kreisläufe genauer ansehen, die Plastik durchläuft, bis es auf Äckern, in der Luft und in Flüssen und Meeren landet. Vögel, Fische und wir Menschen nehmen die Plastikteilchen auf, manchmal sind sie so winzig, dass man sie mit bloßem Auge gar nicht erkennen kann. Ob sie gefährlich sind, ist genauso wenig erwiesen, wie ob sie ungefährlich sind. Hier für mehr Klarheit zu sorgen, tut Not.

Natürlich wird es eine Welt ohne Plastik nie mehr geben. Die Frage ist, wie wir mit den Kunststoffen umgehen. Und ob es nicht mehr biobasierte Kunststoffe geben könnte, also Kunststoffe, die aus nachwachsenden Rohstoffen hergestellt werden. Oder solche, die biologisch abbaubar und besser wiederverwertbar sind. Daran scheint die Kunststoff-Industrie und die chemische Industrie noch zu wenig Interesse zu haben.

Dabei geht es nicht nur um die Plastiktüte. In der Umwelt entsorgt, verschandelt sie Strände und Ufer. Wenn man sie mehrfach verwendet, hält sie wahrscheinlich länger als eine Papiertüte.

Warum wird Obst, Käse und Wurst in Plastikverpackungen eingeschweißt? Warum trinken wir unsere Milch nicht aus Glasflaschen, die an einer Milchtankstelle immer wieder aufgefüllt werden können? Warum brauchen wir einen Coffee-to-go-Becher? Oft ist es unbequem auf Plastik zu verzichten und anstrengend, nach einer Alternative zu suchen.

Unbestritten: Plastik hat Vorteile. Man muss nur sein eigenes Alltagsverhalten anschauen: Glasflaschen statt Plastikflaschen einzukaufen ist zwar ein guter Vorsatz. Wenn die Plastikflasche leichter und genauso stabil ist, siegt die Bequemlichkeit. Sie müsste schon teurer sein als die Mehrwegflasche, damit Verbraucher umdenken. Um eine gesetzliche Regelung kommt die Politik nicht herum, wenn sie Konsum lenken will.

Umso besser, wenn die Folgen des Plastik-Zeitalters endlich intensiv erforscht werden. Noch besser, wenn dabei bessere Materialien entdeckt werden. Dann kann Plastik einpacken.

ute.eschenbacher@nordbayerischer-kurier.de

Autor