Mehlmeisel: Von Außenwelt abgeschnitten

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Keine Chance: Bei Manfred Prechtl sind Telefon und Internet seit einer Woche tot. ⋌Foto: Andreas Harbach Foto: red

Eigentlich müsste das Geschäft bei Manfred Prechtl jetzt brummen. Doch stattdessen macht der Mehlmeisler Reifenhändler vor allem eins - Däumchen drehen. Und sich ordentlich ärgern. Denn seit Tagen ist er so gut wie von der Außenwelt abgeschnitten: Internet, Mailzugang, Festnetztelefon - alles tot.

 
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"Das macht mir das Geschäft kaputt", schimpft der Unternehmer, als ihn der Kurier am Privat-Handy erreicht. Ein erster Reparaturversuch hat nichts gebracht. Dabei sollte der vergangene Freitag, der 29. September, eigentlich ein erfreulicher Tag sein. Sein Zugang werde auf das schnelle Internet umgestellt, habe ihm die Telekom schriftlich mitgeteilt. Er müsse sich um nichts kümmern. "Doch dann war plötzlich alles tot", sagt Prechtl. Anrufer landen sofort auf der automatischen Sprachbox. Mehr als zehn Mal habe er seither mit der Telekom telefoniert, seinen Fall immer wieder geschildert, versucht, die Dringlichkeit klarzumachen. Zunächst sei er vertröstet worden. "Ich habe doch schon vermerkt, dass Sie verärgert sind und dass es dringend ist", habe es bei der Störungsstelle geheißen. Immerhin wurde Prechtl dann ein Termin genannt, an dem ein Techniker bei ihm vorbeischauen und die Störung beheben soll. Aber erst am Freitag, 6. Oktober, also nach einer geschlagenen Woche.

Winterreifengeschäft läuft - eigentlich - an

Eine Woche, in der bei den Reifenhändlern der Region das Winterreifengeschäft so richtig anläuft. Schließlich lautet die gängige Regel "Von O bis O" - also von Oktober bis Ostern sollten wintertaugliche Reifen aufgezogen werden. Für das hohe Fichtelgebirge gilt das umso mehr. Prechtl, der sein Unternehmen "seit rund 40 Jahren" betreibt, fürchtet nun wohl nicht zu unrecht, dass ihm da einiges durch die Lappen geht. "In Zahlen kann ich das im Moment noch nicht fassen, aber natürlich macht sich das deutlich bemerkbar", sagt Prechtl. Um Dutzende Kunden wird es sich seiner Einschätzung nach schon handeln, die zu benachbarten Mitbewerbern abwandern.

Bestellung funktioniert nicht

Dabei hat er nicht nur das Problem, dass ihn seine Kunden nicht erreichen und damit auf diesem Weg keine Termine für Reifenwechsel oder Neukauf ausmachen können. Mancher Stammkunde komme zwar auch einfach so vorbei, um zu schauen, was bei mir los ist, wenn er mich nicht erreicht. "Aber dann kann ich ja auch nicht im Internet nachschauen, welcher Reifentyp bei welcher Größe auf welches Auto passt. Und die Bestellung bei Großhändlern funktioniert auch nicht. Ich bin aufgeschmissen", klagt Prechtl, der ganz vereinzelt von ähnlichen Problemen bei Privatleuten in seiner Nachbarschaft gehört hat.

Schnelles Internet in der Gemeinde

Zwei, drei entsprechende Anfragen habe es im Rathaus gegeben, bestätigt Thomas Prechtl, Geschäftsleiter der Gemeinde Mehlmeisel, der mit Manfred Prechtl übrigens nicht verwandt ist. "Und", ergänzt er lachend, "ich war auch selber betroffen. In fünf Minuten habe der Telekom-Techniker den Schaden behoben." Allerdings habe er vorher auch elf lange Tage auf ihn gewartet. Dass weitere Unternehmen in der Gemeinde betroffen waren oder sind, "davon habe ich zumindest nichts gehört", ergänzt Prechtl. Die Gemeinde könne da sowieso nicht weiterhelfen, nur an die Telekom verweisen. Für die Betroffenen sei es natürlich sehr ärgerlich, aber letztlich sei man froh, dass es im Großteil von Mehlmeisel trotz offenbar kleinerer Anlaufschwierigkeiten jetzt schnelles Internet mit 50 Mbit gebe.

Reparaturversuch fehlgeschlagen

Die Telekom meldete sich auf mehrfache Nachfrage des Kuriers erst gar nicht und dann mit einer dünnen Mail, in der Pressesprecher Hubertus Kichkewitz darauf hinweist, dass Wartezeiten wie bei Prechtl bedauerlich seien, sich aber nicht immer vermeiden ließen. Immerhin habe man den Servicetermin um einen Tag vorziehen können. Stimmt: Am heutigen Donnerstag, 5. Oktober, war ein Techniker bei Prechtl, konnte aber trotz einstündiger Bemühungen nichts ausrichten. "Da muss wohl ein Bautrupp ran", habe er noch gesagt. "Hoffentlich dauert das nicht nochmal acht Tage", sagt Prechtl, ein Termin wurde ihm aber nicht genannt. Und so muss er weiter Däumchen drehen statt Winterreifen zu montieren.

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