Medi zu Gast beim Berlin-Bezwinger

Von
So sieht man sich wieder: Bei seiner Rückkehr nach Bayreuth fand Javon McCrea (rechts) keinen einzigen seiner Teamkollegen aus der Saison 2014/15 vor. Dafür trifft er nun in Bremerhaven auf David Brembly (links), mit dem er damals nicht nur in Bayreuth auf dem Feld stand, sondern sogar auch im Allstar-Spiel jener Saison. Foto: Archiv/Imago Foto: red

Diese Aufgabe ist wie geschaffen dafür, auf die leichte Schulter genommen zu werden: Bei den Eisbären Bremerhaven trifft Medi Bayreuth am Sonntag um 15 Uhr auf einen Gegner, der mit 2:12 Punkten tief im Tabellenkeller der Bundesliga liegt.

 
Schließen

Diesen Artikel teilen

Folglich fällt es Trainer Raoul Korner nicht schwer, Argumente gegen die scheinbar offensichtliche Favoritenrolle seiner Mannschaft vorzubringen: „Man muss sich nur mal anschauen, gegen wen die Eisbären ihre bisher einzigen Punkte geholt haben“, verweist er auf den 66:64-Erfolg am zweiten Spieltag bei Alba Berlin. Immerhin markiert dieses Ergebnis bis heute die einzige Niederlage des amtierenden Tabellenführers. „Das zeigt, wie unberechenbar und gefährlich dieser Gegner ist.“

Die ansonsten dürftige Bilanz der Bremerhavener hängt sicher auch damit zusammen, dass sie von den bisherigen sieben Spielen nur zwei mit Heimvorteil bestreiten konnten. Dabei gab es zwar auch schon zumindest in der Höhe des Ergebnisses eine herbe Enttäuschung gegen Ludwigsburg (77:98), aber die zweite Leistung vor heimischer Kulisse (allerdings in Bremen) gegen Bayern München (83:85) konnte sich sehen lassen. Auch zuletzt in Ulm (77:85) deutete die Mannschaft von Trainer Sebastian Machowski über weite Strecken an, dass sie gerade gegen höher eingeschätzte Gegner gute Leistungen abrufen kann.

Eisbären mit gefährlichen Distanzschützen

Als auffälligstes Merkmal des Eisbären-Teams nennt Korner „zwei außergewöhnliche Werfer auf den Positionen eins und zwei“. Jordan Hulls und Johnny Berhanemeskel nehmen zusammen pro Spiel neun Würfe von der Dreierlinie und treffen gut 45 Prozent davon. Letzterer traf in Ulm gleich drei Distanzwürfe, obwohl er dabei gefoult wurde. „Die beiden können einen erschießen“, warnt Korner, der sein Team für derartige Aufgaben aber gut gerüstet sieht: „Wir hatten in letzter Zeit öfter mit solchen starken Werfern zu tun – gerade auch wieder in der Türkei mit Andy Rautins –, und haben das immer ganz gut gelöst.“ Sogar eine Schwachstelle der Bremerhavener Aufbauspieler verraten die Statistiken: Keine Mannschaft in der BBL verzeichnet mehr Ballverluste (16,6 pro Spiel). Das ist einer der Gründe dafür, dass die Eisbären die wenigsten Würfe bekommen (56,0) und dadurch trotz gar nicht allzu schlechter Trefferquoten die wenigsten Punkte erzielen (72,57).

Zu den Stärken der Gastgeber zählt Korner die Tiefe ihres Kaders. „Das gilt gerade auch auf den großen Positionen, wo wir ja im Moment ein Problem haben“, sagt der Medi-Coach mit Blick auf die Verletzung seines Centers Assem Marei. Zwar wurde mit Javon McCrea schnell eine Alternative gefunden, deren Qualität in Bayreuth aus der Saison 2014/15 in bester Erinnerung ist, aber einen sofortigen gleichwertigen Ersatz für den beständig formstarken Ägypter könne man vom amerikanischen Rückkehrer nicht erwarten: „Man merkt ihm an, dass er seit einiger Zeit nicht mehr Vollgas trainiert hat. Der schnauft schon ganz schön. Für ein komplettes Spiel wird das wohl noch nicht reichen.“

Zudem müsse man jedem Neuzugang die übliche Zeit für die Integration in die spielerischen Abläufe zugestehen, auch wenn Korner in dieser Hinsicht keine großen Probleme erwartet: „Als Spielertyp ist er Assem Marei ähnlich genug, dass wir nichts Grundlegendes verändern müssen. Größere Umstellungen machen auch keinen Sinn, wenn man sie ein paar Wochen später wieder rückgängig machen muss.“

Autor

Bilder