Medi-Team verliert Offensivspektakel

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Wieder zurück im Bayreuther Dress: Publikumsliebling Nate Linhart. Foto: Alex Müller Foto: red

Nicht nur wegen der außergewöhnlichen Atmosphäre wird der Auftritt von Medi Bayreuth beim traditionellen Karnevalsspiel der Telekom Baskets Bonn noch einige Zeit in Erinnerung bleiben, sondern auch wegen des außergewöhnlichen Spielverlaufs. Am Ende eines mitreißenden Offensivspektakels mit wechselnden Vorteilen hielt sich die Feierlaune bei den Gästen allerdings in Grenzen, denn mit der 94:101 (54:46)-Niederlage hatten sie eine gute Chance verpasst, ihren sensationellen vierten Tabellenplatz in der Bundesliga gegenüber einem Verfolger abzusichern.

 
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83 Sekunden vor dem Ende waren die Bayreuther nach einem Dreier von Trey Lewis zur 94:92-Führung auf einem guten Weg zum Sieg, der den Abstand zum Tabellensiebten auf acht Punkte ausgebaut hätte. Bis zu einer Restspielzeit von 15 Sekunden stand es dann immerhin noch unentschieden,  aber danach ging für die Gäste alles schief, was nur schief gehen konnte: Nach dem Dreier von TB-Spielmacher Josh Mayo zum 97:94 und der folgenden Auszeit von Medi-Trainer Raoul Korner unterlief dem bis dahin ganz stark spielenden Nate Linhart beim Einwurf an der Mittellinie ein Fehlpass, und sein Versuch, dieses Missgeschick durch einen Block beim Korbleger von Yorman Polas Bartolo wettzumachen, wurde von den Schiedsrichtern recht fragwürdig als unsportliches Foul gewertet. Der Bonner verwandelte zwar nur den zweiten Freiwurf zum 98:94, aber der zusätzliche Ballbesitz ließ kaum noch Zweifel am Sieg der Gastgeber.

Ex-Bayreuther Horton trifft in letzter Sekunde

Für das Medi-Team ging es nun hauptsächlich noch darum, seinen Vorsprung im direkten Gesamtvergleich aufgrund des 83:78-Sieges aus dem Hinspiel zu verteidigen. Doch sogar dieses Minimalziel blieb unerreicht, weil ausgerechnet der Ex-Bayreuther Ken Horton in der letzten Sekunde mit einem Wurf fast von der Mittellinie ins Schwarze traf. Somit benötigen die Bonner jetzt in den verbleibenden elf Saisonspielen nur noch zwei Siege mehr, um Bayreuth in der Tabelle zu überholen – im Falle eines Medi-Erfolges wären es fünf gewesen.

Dabei hatte es lange Zeit so ausgesehen, als würden die Gäste in dem offenen Schlagabtausch insgesamt ein wenig mehr zu bieten haben. Obwohl außer dem verletzten Robin Amaize auch noch David Gonzalvez fehlte, der am Morgen Vater geworden war, und damit die Guard-Positionen dünn besetzt waren, leisteten sie sich bei dem hohen Tempo deutlich weniger Fehler und dominierten die Rebounds (bei Halbzeit 19:8!). Selbst die großen Probleme in der Verteidigung mit TB-Center Julian Gamble schienen nicht entscheidend zu sein, weil die Bayreuther auf dieser Position durch Andreas Seiferth und vor allem den herausragenden Assem Marei noch häufiger punkteten.

Stabile Führung in der ersten Halbzeit

So lagen die Bayreuther nach einem 8:2-Start (3.) über weite Strecken in Führung. Kleine Krisen wie die 2:10-Serie zum 20:23-Rückstand (9.) überwanden sie unbeirrt, und im zweiten Viertel wirkten die Antworten auf alle Bonner Bemühungen sogar souverän. Vom 44:34 an kontrollierte das Medi-Team die letzten vier Minuten der ersten Halbzeit mit einem stabilen Vorsprung zwischen sieben und elf Punkten.

Die Kräfteverhältnisse verschoben sich erst, als der Bonner Topscorer aus der Versenkung auftauchte: 19 Minuten lang hatte Ryan Thompson unter der Bewachung von Nate Linhart nicht mehr als drei Freiwurfpunkte zustande gebracht, doch nach gut 26 Minuten standen dann schon 18 Zähler auf seinem Konto und am Ende 22. Selbst das war allerdings noch kein großes Problem, solange die Bayreuther ihrerseits ebenso hochprozentig trafen. Als es damit jedoch nach der 64:58-Führung (25.) erst einmal vorbei war, führten sieben Thompson-Punkte in Folge zum 64:65-Rückstand (27.), der dann gleich bis auf 69:76 (29.) anwuchs. Beim 73:85 (33.) drohte der Anschluss verloren zu gehen, aber bei dem hohen Tempo genügten zwei Minuten mit ein paar Erfolgen in der Defensive, um durch neun Punkte in Folge zum  87:87 (36.) auszugleichen. Zweimal gelang anschließend sogar noch eine erneute Führung, doch zum Sieg reichte es nicht.

Assem Marei glänzt mit Double-Double

Auffälligster Bayreuther war lange Zeit Assem Marei, der nach 23 Minuten schon 20 Punkte gesammelt hatte. Am Ende waren es 22 mit starken Trefferquoten (9/12 aus dem Feld, 4/4 Freiwürfe), und zusammen mit zehn Rebounds konnte er ein Double-Double vorweisen. Andreas Seiferth ergänzte die Bayreuther Center-Bilanz um zehn Punkte (davon neun in der ersten Halbzeit). In der Defensive hatten beide allerdings die gleichen Schwierigkeiten mit dem Bonner Center Julian Gamble, der mit eindrucksvollen 13 Treffern bei 16 Versuchen (nach einer Zwischenbilanz von 12/12!) auf eine persönliche Bestleistung von 29 Punkten kam.

In der zweiten Halbzeit waren Trey Lewis und Nate Linhart die erfolgreichsten Bayreuther Werfer mit jeweils elf Punkten, die ihre Gesamtbilanz auf jeweils 18 erhöhten. Die übrige Medi-Ausbeute verteilte sich auf Kyan Anderson (10),  De'Mon Brooks (6), Bastian Doreth und Steve Wachalski (je 5). Auf Bonner Seite leisteten neben Gamble und Thompson auch Mayo (25) und Horton (15) entscheidende Beiträge.

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