Medi-Team verliert hektisches Spitzenspiel

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Peinliche Panne: Der Ausfall der Uhren über den Körben führte zu einer Verzögerung des Spielbeginns um mehr als eine halbe Stunde. Schließlich mussten die Korbanlagen sogar abgebaut werden. Foto: Peter Kolb Foto: red

Vergeblich hat Medi Bayreuth versucht, die Erfolgsserie von Bayern München zu stoppen. Das Spitzenspiel gegen den Tabellenführer der Bundesliga, der zuvor schon wettbewerbsübergreifend 18 Spiele in Folge gewonnen hatte (davon zehn in der BBL), ging am Freitagabend vor 3300 Zuschauern in der ausverkauften Oberfrankenhalle mit 77:86 (35:45) verloren.

 
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Die Partie hatte mit gut 35-minütiger Verspätung begonnen, weil die Uhren über den Körben nicht funktionierten. Nachdem alle Bemühungen erfolglos geblieben waren, mussten die Korbanlagen schließlich abgebaut werden. Erstmals seit dem Bayreuther BBL-Aufstieg im Jahr 2010 wurde somit wieder auf die von der Hallendecke hängenden Körbe gespielt.

Trainer Raoul Korner disqualifiziert

Auch als das Spiel endlich begonnen hatte, entwickelte es sich denkwürdig. Aus viel Kampf wurde in der zweiten Halbzeit zunehmend Hektik, die zwei Sekunden vor dem Ende des dritten Viertels in der Disqualifikation von Medi-Trainer Raoul Korner nach zwei technischen Fouls gipfelte. Da sich dabei auch noch Bastian Doreth ein „Technisches“ einhandelte, führten drei Freiwürfe von Nihad Djedovic zum 48:67 nach 30 Minuten. Damit hatte der Favorit seine Führung schon vorentscheidend ausgebaut, die er im zweiten Viertel (27:16) vorgelegt hatte.

Mit toller Dreier-Quote im letzten Abschnitt (7/9 nach zuvor 5/14) ließ das nie aufsteckende Medi-Team aber noch einmal Stimmung aufkommen. Nachdem ein unsportliches Foul von Anton Gavel optimal genutzt worden war, um mit Freiwürfen von James Robinson und einem Dreier von Gabe York auf 67:75 zu verkürzen, wurde es gut dreieinhalb Minuten vor dem Ende sogar noch einmal spannend. Der Tabellenführer ließ sich aber nicht mehr beirren und brachte seinen Sieg letztlich sicher ins Ziel.

Am ehesten nach den Bayreuther Vorstellungen war die Partie im ersten Viertel verlaufen, als einige Aktionen der beiden abgekühlten Teams noch ungenau waren. Viel wurde von harter Arbeit unter den Körben geprägt. Devin Booker sammelte dort zwar acht der ersten zwölf Punkte für die Münchner, aber die Gastgeber hielten vor allem über Erfolge beim Offensivrebound dagegen. Die 19:18-Führung der Bayreuther nach dem ersten Viertel hatte viel damit zu tun, dass sie sich neun Würfe mehr erarbeitet hatten (22 gegenüber 13).

Von da an fand der Favorit aber nicht nur zunehmend gute spielerische Lösungen, sondern er steigerte auch seine Intensität in der Verteidigung. Vor allem in den letzten fünf Minuten vor der Halbzeitpause tat sich das Medi-Team schwer, sichere Würfe zu erspielen, so dass aus der 29:26-Führung ein 33:43-Rückstand wurde. Die Moral der Gastgeber blieb aber auch 48:69 (31.) noch ungebrochen.

Vertrag mit Javon McCrea aufgelöst

Das Engagement von Javon McCrea bei Medi Bayreuth ist beendet. Der Vertrag des 25-jährigen US-Centers, der Anfang November als Reaktion auf die Verletzung von Assem Marei nachverpflichtet worden war, wurde vorzeitig aufgelöst. Laut Mitteilung des Vereins wechselt McCrea innerhalb der BBL zu einem anderen Verein. Im Medi-Team absolvierte er mit durchschnittlich jeweils gut siebenminütiger Einsatzzeit fünf Bundesligaspiele (3,4 Punkte, 2,0 Rebounds) und vier Partien in der Champions League (2,0/1,5).

Einzelkritik (Von Florian Kirchner)

JAMES ROBINSON (2 Punkte / 19:34 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -10): Der US-Spielmacher konnte nicht an seine Galavorstellung vom Straßburg-Spiel anknüpfen, der Kräfteverschleiß war ihm anzusehen. Offensiv blieben zwei Punkte von der Freiwurflinie seine einzige Ausbeute (0/4 aus dem Feld); zwei Rebounds, drei Assists.

John Cox (7 / 19:07 / -15): Kam frühzeitig für Gabe York und brachte Ruhe in das anfangs hektische Bayreuther Spiel. Sehenswert: Sein eiskalter Dreier zum 32:33 mitten in das Gesicht von Nihad Djedovic. Insgesamt eine solide Vorstellung des Bayreuther Teamseniors: 2/4 Würfe, 2/2 Freiwürfe.

NATE LINHART (3 / 20:57 / -13): Der Routinier konnte dem Spiel diesmal nicht seinen Stempel aufdrücken. Nur einer seiner sechs Würfe fand das Ziel, dazu drei Ballverluste neben vier Rebounds.

Bastian Doreth (12 / 20:13 / 1): Der Medi-Kapitän suchte die Verantwortung in der Offensive und traf vier Dreier bei nur fünf Versuchen; vier Assists, zwei Rebounds.

ANDREAS SEIFERTH (15 / 29:07 / -13): Der Medi-Center beherrschte zu Beginn das offensive Brett und punktete zweimal im Nachfassen. Allerdings hatte er in der Defensive auch einige Probleme mit dem athletischen Booker. Bei Halbzeit war er Bayreuther Topscorer mit neun Punkten trotz seiner drei Fehlwürfe von der Freiwurflinie; am Ende 6/9 aus dem Feld, dazu starke vier Ballgewinne und vier Assists.

Steve Wachalski (2 / 12:24 / -16): Der Bayreuther Distanzwurfspezialist konnte nicht in Wurfposition gebracht werden: nur 1/2 Zweier, drei Rebounds.

Robin Amaize (8 / 20:29 / 9): Kam wie immer mit viel Energie von der Bank und sicherte seinem Team mit einem feinen Treffer den 19:18-Vorsprung nach dem ersten Viertel. 1/2 Zweier, 1/3 Dreier, 3/4 Freiwürfe, zwei Ballgewinne.

DE’MON BROOKS (14 / 27:23 / 7): Startete enorm fleißig, konnte aber seine Chancen unter dem Korb nicht immer nutzen (4/12 Zweier) und defensiv den Wirkungskreis von Milan Macvan am Brett (zwölf Punkte vor der Pause) nicht entscheidend einschränken. Nach der Pause ein wichtiger Faktor in der Offensive dank seiner 2/3 Dreier; fünf Rebounds.

GABE YORK (12 / 19:01 / 1): Der Scharfschütze fand vor der Pause keine Wurfpositionen und erzielte nur einen Korb (1/1) aus dem Feld, legte im Endspurt aber noch drei Dreier nach (bei fünf Versuchen); drei Ballverluste.

Marius Adler: Nicht eingesetzt.

Assem Marei (2 / 10:40 / 4): Räumte Anton Gavel beim Korbleger einmal spektakulär ab (13.), war selbst aber offensiv ohne Präzision (0/4 aus dem Feld; 2/2 Freiwürfe). Dazu auch nur zwei Rebounds: Eher ein gebrauchter Tag für den Ägypter.

Statistik

Medi Bayreuth: Feldwurfquote: 26/62 (42 Prozent), davon 12/23 Dreier (52 Prozent): Doreth (4/5), York (3/5), Brooks (2/3), Cox (1/2), Amaize (1/3), Linhart (1/4); Freiwürfe: 13/19 (68 Prozent); Rebounds: 20 defensiv, 7 offensiv (Seiferth 4/2, Brooks 2/3); Ballgewinne: 13; Ballverluste: 11; Assists: 18 (Doreth 4, Seiferth 4); Effektivität: 85 (Seiferth 22, Doreth 15, Brooks 13, York 9, Amaize 8).

Bayern München: Hobbs (7 Punkte / 22:17 Min. Einsatzzeit / Plus-Minus-Bilanz: -2), King (0 / 6:39 / 4), CUNNINGHAM (8 / 24:44 / 6), Gegic, MACVAN (16 / 20:13 / 4), Djedovic (7 / 19:26 / 8), REDDING (14 / 29:11 / 0), Barthel (10 / 19:26 / 7), GAVEL (4 / 19:59 / 13), BOOKER (16 / 22:19 / 9), Zirbes (4 / 14:41 / -4), Jallow; Feldwurfquote: 28/59 (47 Prozent), davon 5/26 Dreier (19 Prozent): Redding (2/5), Barthel (1/2), Booker (1/2), Hobbs (1/5); Freiwürfe: 25/29 (86 Prozent); Rebounds: 30 defensiv, 13 offensiv (Redding 3/4, Cunningham 4/2, Macvan 4/2); Ballgewinne: 7; Ballverluste: 16; Assists: 17 (Hobbs 5); Effektivität: 104 (Macvan 19, Redding 17, Booker 16, Barthel 13, Hobbs 10, Cunningham 10).

SR: Madinger, Kovacevic, Hegemann; Zuschauer: 3300 (ausverkauft).

Stationen: 4:0 (1.), 10:16 (6.), 19:18 (1. Viertel), 26:22 (13.); 32:33 (17.), 35:45 (Halbzeit), 37:51 (25.), 44:51 (26.), 48:67 (3. Viertel), 48:69 (31.), 67:75 (37.), 77:86 (Ende).

Bilder