Marktführer bei Saiten Ein Chef, der auf Draht ist

Von Roland Töpfer
Willi-Josef Ferfers führt das Stahl- und Drahtwerk Röslau mit 150 Beschäftigten. Früher war er als Tischtennisspieler erfolgreich, spielte sogar in der zweiten 
Bundesliga. Foto: Roland Töpfer Quelle: Unbekannt

RÖSLAU. Er arbeitete sich vom Maschinenschlosser bis an die Spitze einer mittelständischen Firma: Willi-Josef Ferfers ist ehrgeizig und fleißig. Geprägt hat ihn auch der Sport.

 
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Ganz schön drahtig, dieser Chef, könnte man sagen. Das gilt nicht nur in sportlicher Hinsicht, sondern auch im Beruf, denn Willi-Josef Ferfers ist Geschäftsführer der Stahl- und Drahtwerk Röslau GmbH und der Roeslau Wire GmbH & Co. KG.

Die beiden Firmen mit 150 Beschäftigten stellen Drähte in allen Formen und Typen her: rund, oval, sechskant, vergoldet, verzinnt, verzinkt, vernickelt. Und Musiksaiten für Klaviere, Flügel und auch Violinen.

Hier sind die Oberfranken sogar unangefochtener globaler Marktführer. Rund 80 Prozent dieser in aller Welt verbauten Musiksaiten kommen aus Röslau, sagt Ferfers, der Rest vor allem aus Japan. Auch die Bayreuther Flügel und Klaviere von Steingraeber tragen diese Saiten in sich.

Woher kommt dieser Erfolg? Es sind die „hervorragenden Klangeigenschaften“, sagt Ferfers. Man arbeite nach sehr alten Prozessschritten und mit sehr engen Toleranzen. Der mit Abstand größte Absatzmarkt ist China.

Winzige Drähte für Lichtschalter oder Uhren

Rund 10.000 Tonnen Stahldrähte verlassen Röslau Jahr für Jahr, rund 30 Millionen Euro werden damit umgesetzt. 50 Prozent gehen in den Bereich Automobil, die Federindustrie (auch für Möbel) ist ein wichtiger Abnehmer.

Die Drahtstärken reichen von haardünnen 0,07 Millimetern bis zu 6,5 Millimeter. Die winzigsten Drähte werden zum Beispiel in Lichtschaltern oder Uhren verbaut. Auch Motorventilfedern kommen aus Röslau.

Automatische Öffnungssysteme bei Autos (Heckklappe) bringen neue Aufträge. „Wir sind voll ausgelastet“, sagt Ferfers. Der Umsatz soll die kommenden Jahre moderat wachsen.

Auch mehr Beschäftigte wären nötig, aber Personal zu finden sei sehr schwierig. Die Personalnot werde immer mehr zur Wachstumsbremse.

Weitere Risiken fürs Geschäft? „Wenn alle morgen E-Autos fahren würden, würde es uns schon treffen.“ Aber Ferfers glaubt, dass der Verbrenner, auch als Hybrid, noch viele Jahre vor sich hat.

Zehn Millionen Euro investiert

Zehn Millionen Euro hat die Firma 2015/16 in die Erweiterung und Modernisierung der Produktion gesteckt. „Das ist schon eine Nummer“, sagt Ferfers mit Blick auf die Umsatzgröße.

Der Mittelständler im Landkreis Wunsiedel ist ein Familienunternehmen, die Gesellschafter sind über ganz Deutschland verstreut. Diplom-Ingenieur Ferfers, der in Mönchengladbach Produktionstechnik studierte, ist seit fast 20 Jahren Chef in Röslau.

Der 57-Jährige arbeitete nach seinem Studium bei Alcatel in Mönchengladbach und bei Leoni in Nürnberg, dem mit rund 90.000 Beschäftigten größten Kabelsatz-Hersteller Europas.

Dann kam ein Telefonanruf mit einem neuen Job-Angebot. Ferfers nahm an. „Das hat mich gereizt. Was man im Konzern im Großen lernt, kann man hier im Kleinen umsetzen.“

In Oberfranken hat er sich längst eingerichtet, wohnt im kleinen Reinersreuth bei Sparneck nicht weit vom Waldsteinweg.

Die jüngste Tochter, Ferfers hat drei Kinder, ist noch im Haus, mit seiner Partnerin feiert er bald Hochzeit.

Ehrgeizig

Ferfers, ein gelernter Maschinenschlosser, hat auf dem zweiten Bildungsweg mittlere Reife und Abitur gemacht. Von seinen Eltern wurde er immer unterstützt, aber dass er seinen sicheren Job aufgab und studieren wollte, fanden sie nicht so gut.

Mit Jobs finanzierte er sein Studium. „Ich hab’ gesehen, dass ich noch mehr konnte.“ Ehrgeizig war Ferfers immer schon. Auch im Sport, wo er als Tischtennisspieler täglich trainierte und es bis in die zweite Bundesliga schaffte. „Das hat auch geprägt“, hat Kampfgeist und Disziplin gefördert.

Heute geht er mit seinen zwei Hunden raus, joggt, fährt Fahrrad, geht gerne in die Berge. „Alles, was in der freien Natur ist.“

Die Oberfranken, sagt der vor langer Zeit Zugereiste, hätten sich in den letzten Jahren deutlich verändert. Sie seien flexibler, mobiler, offener geworden. „Das war, als ich angefangen habe, noch sehr, sehr schwierig.“

Sauerbraten und Schäufele

Die oft deftige regionale Küche ist ganz nach Ferfers Geschmack. Sein Lieblingsgericht: Sauerbraten. „Auch Schäufele und Gansbrust sind nicht zu verachten.“

Das ernährungsphysiologische Korrektiv sitzt in der eigenen Familie: „Meine Tochter ist Vegetarierin. Es gibt auch Gemüse.“