Maik B., Jurist mit rechtsradikalem Hintergrund, kommt seiner Entlassung zuvor Neonazi-Richter kündigt selbst

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Beim Verlassen des Oberlandesgerichts: Maik B. Foto: Sat1Bayern Foto: red

Mit seiner Kündigung ist Maik B. (29), Zivilrichter auf Probe am Amtsgericht Lichtenfels mit rechtsradikalem Hintergrund, am Dienstag seiner Entlassung zuvorgekommen.

 
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Zum Schuss ging alles ganz ganz schnell. In wenigen Sekunden war Maik B. aus einem Wagen mit verdunkelten Scheiben ausgestiegen, war in gebückter Haltung über den Gehweg ins Gericht gerannt, braune Jacke, die Wollmütze tief ins Gesicht gezogen.

Der Rechtsextreme, der bei seiner Einstellung in den Justizdienst seine Gesinnung und seine Aktivitäten als Sänger einer rechtsextremen Band verschwiegen hatte, rannte seine letzten Schritte als Jungrichter. Denn im zweiten Stock des Bamberger Oberlandesgerichts wartete der Präsident, Clemens Lückemann, sein Chef. Er hatte Maik B. zum Gespräch gebeten wegen dessen rechtsextremer Vergangenheit. Was B. gesagt hat, wurde nicht bekannt. „Der Proberichter hat sich im Rahmen der Anhörung auch geäußert“, heißt es in einer dürren Pressemitteilung. Mehr nicht; denn Personalsachen sind vertraulich.

Schriftlich die Entlassung beantragt

„Der Proberichter hat im Zuge der Anhörung schriftlich seine Entlassung aus dem Justizdienst beantragt“, heißt es in der Mitteilung des OLG weiter. Sein Chef Lückemann kam dem nach, und es ist anzunehmen, dass er dem gerne nachkam. Denn der Proberichter hatte die gesamte Justiz – in Bayern und Berlin – düpiert. Indem er es geschafft hatte, Richter zu werden. Obwohl er seit zehn Jahren regelmäßig im Bericht des Brandenburger Verfassungsschutzes auftauchte. Obwohl er zu einer Geldstrafe wegen seiner Lieder verurteilt worden war, in denen er zu Straftaten aufgerufen hatte oder volksverhetzende Texte verbreitet hatte. Obwohl er mit einer gewaltbereiten und verbotenen Rechtsextremen-Organisation sympathisierte und sie wohl auch finanziell unterstützte.

Nach Bestnoten im Abitur begann der junge Mann, der aus Teltow stammt, in Berlin mit dem Jurastudium. Nach dem ersten Staatsexamen begann er mit seinem Referendariat in der Berliner Justiz, im Bezirk Neu-Kölln. Eine Sprecherin des Kammergerichtes Berlin bestätigt, dass B. in der Justiz gearbeitet hat. Zur Ausbildung gehört auch eine Station in der Staatsanwaltschaft.

Den zweiten Teil seines Referendariates absolvierte B. bei einem Anwalt. Nach Informationen der Lausitzer Rundschau handelt es sich um Wolfram Nahrat, NPD-Mitglied und Pflichtverteidiger für Ralf Wohlleben im sogenannten NSU-Prozess. Nahrat sagte dazu: „Ich rede grundsätzlich nicht mit der Presse.“

Tätowierungen verborgen

B.s Vergangenheit war beim Lichtenfelser Gericht nicht bekannt. Er galt als beruflich sehr gut. Seine starken Tätowierungen hat er verborgen wie seine rechtsextreme Gesinnung.

Als B.s Vergangenheit am Dienstag vergangener Woche bekannt wurde, war er bereits in Urlaub. Er soll sich in Norddeutschland aufgehalten haben. Für die Anhörung beim OLG in Bamberg kam er extra einen Tag früher zurück. Journalisten warteten seit dem frühen Morgen vor den Eingängen des Gebäudes um ein Foto zu schießen. Aber B. war zu schnell. Auch nach seiner Kündigung huschte er in das Auto – und war verschwunden. Aus dem Gebäude des OLG Bamberg und der gesamten Justiz. Er wird keine Sitzungen mehr abhalten und Urteile mehr sprechen.

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