Die in der Osteifel gemessenen Erdstöße unterhalb von 40 Kilometern Tiefe seien "die tiefsten jemals in Deutschland gemessenen Erdbeben", heißt es. Insgesamt treten die niederfrequenten Beben ("Deep Low-Frequency"; DLF) in dieser Region in größeren Tiefen auf und haben niedrigere Schwingfrequenzen als tektonische Beben. DLF-Beben würden weltweit als Hinweis auf Bewegung magmatischer Fluide gedeutet und regelmäßig unter aktiven Vulkanen etwa auf Island, in Japan oder auf der russischen Halbinsel Kamtschatka beobachtet.
Unklar ist laut Hensch, seit wann es solche Beben unter dem Laacher See gibt. Das Messnetz in Rheinland-Pfalz sei erst in den vergangenen zehn Jahren deutlich ausgebaut worden. "Seitdem sind wir in der Lage, solche Beben zu messen und zuverlässig zu lokalisieren." Es liege aber nahe, dass es ähnliche Aktivitäten auch schon vorher gab.
Nach Angaben des Geophysikers Dahm ist der Eifel-Vulkanismus bundesweit einmalig, weil er sehr jung ist. Der jüngste Vulkan Deutschlands stehe dort: Das Ulmener Maar entstand vor rund 11 000 Jahren. "Die anderen Zonen sind nicht ganz vergleichbar, weil sie alle älter sind." Lediglich in der Oberpfalz, vor allem im deutsch-tschechischen Grenzgebiet, gebe es noch Beispiele für CO2-Entgasungen mit Hinweis auf magmatische Prozesse im oberen Mantel.
"Die Eifel ist das größte Vulkangebiet Mitteleuropas", sagt der Geschäftsführer des Natur- und Geoparks Vulkaneifel, Andreas Schüller, in Daun. "Sie ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse." Insgesamt um die 450 kleine und große Vulkane zeugten von Ausbrüchen, die das Mittelgebirge über mehr als 40 Millionen Jahre immer wieder erschüttert hätten. Die meisten davon seien nur kurz aktiv gewesen. Die Ergebnisse der Studie beunruhigen den Fachmann nicht. "Ich sehe das ganz entspannt."
Der Ausbruch des Vulkans unter dem Laacher See vor rund 13 000 Jahren sei der "letzte heftige Vulkanausbruch in Mitteleuropa" gewesen: Damals seien rund sechs Kubikkilometer Material ausgeworfen worden - Ascheablagerungen konnten bis nach Südschweden und Norditalien nachgewiesen werden.
"Die Auswertung früherer explosiver Zentren in der Osteifel legt nahe, dass die Aktivitätsphase des Laacher See-Vulkans noch nicht beendet ist und es dort auch in Zukunft wieder zu Ausbrüchen kommen kann", sagt Dahm. Die Gefährdung in Deutschland sollte auch wegen der Endlager-Problematik neu erfasst werden. "In Deutschland existiert bisher noch kein Vulkan-Überwachungssystem, was aber sinnvoll wäre." Wie das aussehen könnte, darüber wollen Experten auf einem Workshop der Deutschen Vulkanologischen Gesellschaft am 28. Februar und 1. März in Mendig sprechen.