Lindenhof ade: Philipp Wagner geht

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Ende Juni nimmt Philipp Wagner Abschied vom Lindenhof. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Zweieinhalb Jahre lang leitete der Biologe Philipp Wagner den Lindenhof des Landesbundes für Vogelschutz (LBV), und damit das Umweltinformationszentrum. Ende Juni nimmt er hier Abschied um als Kurator für Forschung und Artenschutz im Allwetterzoo in Münster zu arbeiten.

 
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Prinzessin kommt, Philipp Wagner geht. Am Lindenhof hat sich in letzter Zeit einiges getan. Weiße Esel sind hier zu Hause, ein Storchenhorst wurde gebaut und ein beringter Storch, die Prinzessin, ist angekommen. Wie fühlt man sich, wenn man das alles jetzt zurück lässt?

Philipp Wagner: Eigentlich fühlt man sich natürlich schlecht. Ich hatte ja noch viel vor mit dem Lindenhof und auch vor, ihn enger mit anderen Institutionen in Bayreuth zu verknüpfen. Natürlich gibt es schon erste gute Ansätze. Die weißen Esel sind eine erste Vernetzung zwischen dem Tierpark Röhrensee und dem Lindenhof und ich hoffe, dass dies auch unter meiner Nachfolge so weiter gehen wird, denn solche Projekte bereichern den Lindenhof. Und natürlich fühlt man sich einer solchen Arbeitsstätte dann sehr verbunden. Der LBV hatte mir ja die Chance gegeben und das Vertrauen geschenkt mich hier mit Freiheit kreativ auszuleben – solche Chancen bekommt man nicht oft. Da kommt man schon jeden Morgen zur Arbeit und fühlt sich privilegiert, hier arbeiten zu dürfen.

Der Umweltbildung haben Sie einen hohen Stellenwert am Lindenhof eingeräumt.

Philipp Wagner: Umweltbildung wird wichtiger denn je und wird doch noch viel zu stiefmütterlich behandelt. Nicht von der Stadt Bayreuth oder dem Freundeskreis Lindenhof, die uns immer stark unterstützt haben, sehr wohl aber vom Staat insgesamt, wenn man bedenkt, welche Unsummen in andere Themen gepumpt werden. Umso stärker ist die Eigeninitiative die man braucht und ich hoffe, ich habe dem Lindenhof in den letzten Jahren da einen guten Dienst erwiesen. Ich gehe also mit mehr als einem weinenden Auge, denn der LBV kämpft nicht nur für die richtige Sache, er ist auch ein äußerst attraktiver Arbeitgeber.

Welche neue Aufgabe steht bevor?

Philipp Wagner: Am Zoo erwartet mich ein vollkommen neuer Lernort. Ich bin an einem Forschungsmuseum groß geworden, dann zu einem Artenschutzverband gewechselt und werde nun diese beiden Themen, Forschung und Artenschutz, als Querschnittsaufgaben in einem Zoo betreuen. Da helfen mir natürlich meine Netzwerke und die Erfahrungen, die ich bisher gemacht habe. Völlig neu ist aber das Tagesgeschäft in einem Zoo und auch die Regionen, die ich betreue.

Welche sind das?

Philipp Wagner:Der Allwetterzoo hat vor allem in situ Projekte, also Artenschutz im Lebensraum, in Kambodscha und Vietnam, die alle in meinen Tätigkeitsbereich fallen und beherbergt auch wichtige Populationen von fast ausgestorbenen Schildkrötenarten. Und natürlich reizt mich die Aufgabe, die beiden Themen in einem Zoo strategisch weiter zu entwickeln. Zoos spielen beim Artenschutz einer immer wichtigere Rolle, weil sie in der Lage sind, Arten vor dem Aussterben zu schützen, wenn ihre Lebensräume für anderes geopfert werden. Der entscheidende Schritt ist dann die Wiederansiedelung sobald Lebensräume wieder ein Überleben sichern können, was leider immer noch viel zu selten vorkommt. In der Vergangenheit hat das bei vielen Arten gut funktioniert und sich somit gezeigt, dass es möglich ist und Zoos ihre hohe Bedeutung und Stellenwert innerhalb des Artenschutzes zu recht haben.

Was werden Sie am meisten vermissen aus Oberfranken?

Philipp Wagner: Man sieht mir an, dass ich das gute Essen vermissen werde. Ich bin in den zwei Jahren durchaus aufgegangen. Was ich vor allem vermissen werde, ist aber die Landschaft in Oberfranken. Mir fällt kein Flecken in Deutschland ein, wo man so viele verschiedene Lebensräume auf engstem Raum hat und das führt natürlich zu einem unglaublich hohen Artenreichtum. Allein die Vielfalt der Orchideen oder die tollen Vorkommen von Kreuzotter und Schlingnatter. Das sind Reichtümer, die sich Oberfranken hoffentlich erhält. Der LBV kämpft dafür, aber der Druck auf die Lebensräume wächst leider immer stärker.

Und was erwarten und erhoffen Sie in Westfalen?

Philipp Wagner: Das Münsterland ist landschaftlich sehr viel eintöniger und vor allem flacher. Und als alter Nordrheiner wollte ich eigentlich um Westfalen immer einen Bogen machen. Mit Münster selber wartet aber auch eine der wohl schönsten Universitätsstädte. Und dass das Kulinarische mit Grünkohl und Co. dort etwas zu kurz kommt, wird mir gut tun …

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