Leuschner-Stiftung: Wir müssen reden

Von Michael Weiser
Wolfgang Hasibether mit seinem Brandbrief. Foto: Andreas Harbach Foto: red

Muss die Leuschner-Stiftung ihre Arbeit einstellen? Nachdem die Oberfrankenstiftung nicht mehr fördern wll, spricht Wolfgang Hasibether von der Leuschner-Stiftung vom bevorstehenden Ende. Man kann das als Schreckgespenst sehen. Oder als Chance, grundsätzlich mal über die Rolle und Außenwirkung dieser Stiftung nachzudenken.

 
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Die Leuschner-Stiftung schickt Alarmsignale, spricht vom drohenden Ende ihrer Arbeit und darf auf Aufmerksamkeit hoffen. Will sich das als Hitlers Lieblingsstadt verschriene Bayreuth mal wieder peinlich aufführen? Diesmal als Stadt, die das Andenken an einen Widerstandskämpfer vernachlässigt? Nur: So einfach ist es nicht. Nicht mit den Fragen der Förderung, noch der Gedenkstätte, noch der Leuschner-Stiftung.

Deutungshoheit über Geschichte des Widerstands?

Wolfgang Hasibether steht an der Spitze der Leuschner-Stiftung, er hat auch die Gedenkstätte mit aufgebaut. Das wäre an sich verdienstvoll. Man kann es aber auch so sagen: In Fragen des Gedenkens an den Widerstand gegen Hitler in Bayreuth hat er beharrlich – manche sagen: stur – die Deutungshoheit beansprucht. Nun zeigt er sich verständnislos, weil die Oberfrankenstiftung die Arbeit der Leuschner-Stiftung nicht mehr fördert. Zeugt die Einstellung der Förderung von Geschichtsvergessenheit? Tatsache ist eher, dass die Oberfrankenstiftung Projekte für einen gewissen Zeitraum und von Mal zu Mal fördern kann. Eine Sockelfinanzierung für Einrichtungen aber darf sie nicht gewähren. Für den Rückzug hatte sich die Oberfrankenstiftung vor drei Jahren entschlossen, auch aufgrund eines Gutachtens.

Viel Geld, wenig Außenwirkung

Vielleicht deswegen, weil sich die Wirkung des Projektes in Grenzen hält. Die 300.000 Euro, die nach Hasibethers Worten seine Stiftung von der Oberfrankenstiftung erhalten hat, sind ja nur ein Teil der Fördergelder gewesen, die in den vergangenen zehn, fünfzehn Jahren geflossen sind. Weitere Stiftungen haben Geld beigesteuert. Fazit: Viele Hunderttausend Euro, wenig Ertrag. Auf eineinhalb Millionen Euro wiederum beziffert Hasibether die Summen, die Stiftern und Förderer aufbrachten. Wie viel da für was gegeben wurde, sollte Wolfgang Hasibether demnächst genau belegen – auch um die Ernsthaftigkeit seiner Arbeit zu unterstreichen.

Aus für die Stiftung - und dann?

Der nächste Punkt, der zu klären ist: was passiert denn, wenn die Stiftung nicht mehr arbeitet? Die Außenwirkung hält sich in Grenzen, die Leuschner-Gedenkstätte wird von der Stadt unterhalten. Offiziell gehört die Gedenkstätte zum Historischen Museum. Führungen? Gibt es auch vom Verein Schoko e.V. Viel Betrieb ist ohnehin nicht, vielleicht, weil die Stätte unbekannt ist, sicher aber auch, weil dort so viel auch wieder nicht zu sehen ist. Ohnehin muss man sich fragen, ob diese Konzentration auf Wilhelm Leuschner so angeht. Wilhelm Leuschner, ausersehen für eine wichtige Rolle in einer Nachfolgeregierung nach dem Sturz Adolf Hitlers, wurde in Bayreuth geboren, ja. Gewirkt aber hat er in Hessen, zuletzt als Innenminister.

In Hessen wird sein Andenken entsprechend gepflegt, sein Wirken wissenschaftlich aufgearbeitet. In Bayreuth aber nahmen auch die Herren Seeser, nahmen Friedrich Puchta und Oswald Merz den Kampf gegen die Nazi-Barbarei auf. Sie zahlten einen hohen Preis. Dennoch überdeckte bislang das fragwürdig konzipierte Leuschner-Projekt alles andere. Sie stehen im Schatten eines Mannes, der nichts dafür kann: Wilhelm Leuschner.

Bayreuth muss sich was überlegen

Man wird über die Stiftung diskutieren müssen. Das Gutachten, auf das sich die Oberfrankenstiftung beruft, ebenso wie Hasibethers Rechnungen müssen dabei auf den Tisch. Es könnte eine schmerzliche Diskussion werden, weil das Andenken an redliche Männer zum Gegenstand des Abwägens zu werden droht. Bayreuth muss diese Diskussion dennoch führen, mutig, klar und stressresistent. Mit der ernsten Absicht, einen sinnvollen Rahmen für die Auseinandersetzung mit dem Hitlerwahnsinn zu schaffen.

michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de