Landkreis Kulmbach schrumpft

Von Stefan Linß
Die Bilanz bleibt negativ. Im Raum Kulmbach sinkt die Bevölkerungszahl. Foto: Stefan Linß Foto: red

Im Landkreis Kulmbach wohnen knapp 72.000 Menschen. Dies ist ein Rückgang um 8,7 Prozent gegenüber dem Jahr 2000

 
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Diesmal haben die Statistiker ungewöhnlich lange gebraucht, um alle Wegzüge und Zuzüge, Sterbefälle und Geburten von der kleinsten Gemeinde bis zur Bundesebene auszuwerten. Nach dem Warten folgt in Kulmbach die Ernüchterung. Denn die offiziellen Zahlen, die das bayerische Landesamt für Statistik nun bekannt gegeben hat, bedeuten für den Landkreis einen historischen Tiefpunkt.

Die Bevölkerungszahl ist zum Stichtag 31. Dezember 2016 auf 71.993 gefallen. Vom Jahr 2000 an hat der Raum Kulmbach damit fast 8,7 Prozent seiner Einwohner verloren. Im Vergleich zu 1950 beträgt der Rückgang 16,1 Prozent. Auch wenn die großen Ballungsräume etwas an Strahlkraft verloren haben, zieht es junge Menschen nach wie vor in die Ferne.

Junge Menschen wandern ab

Nie war die eigene Universität wichtiger. „Der neue Campus wird Kulmbach einen gewaltigen Vorteil bringen“, sagt Rüdiger Köhler. Der Geschäftsleitende Beamte im Landratsamt sieht die Abwanderung junger Menschen als eines der Hauptprobleme für den Bevölkerungsschwund. Rund drei Viertel eines Abiturjahrgangs verlassen ihre Heimat, um woanders ein Studium zu beginnen. „Die allerwenigsten davon kommen zurück“, stellt Köhler fest.

Er wünscht sich, dass junge Menschen ihre Zukunft im Landkreis Kulmbach sehen. Nicht zuletzt, um dem Fachkräftemangel zu begegnen. In der Summe sei es prinzipiell besser, wenn die Zahl der Einwohner steigt. Die Kommunen profitieren dann von Steuereinnahmen ihrer Bürger, erklärt Rüdiger Köhler.

Zahlreiche Herausforderungen

Zwar werden die Ausgleichszahlungen bei sinkender Bevölkerung entsprechend angepasst. Trotzdem stelle die demografische Entwicklung den Landkreis vor zahlreiche Herausforderungen, die bewältigt werden müssen.

Ein Beispiel sind die Schulen. Wenn die Kinder immer weniger werden, können sich die kleinen Dorfschulen nicht mehr halten. Auch auf den Kreistag hat die negative Bevölkerungsentwicklung Auswirkungen. Die Zahl der Mitglieder muss nun gesenkt werden. Von aktuell 60 Repräsentanten wird das Gremium nach der nächsten Wahl auf 50 Kreisräte verkleinert.

Zwar ist die Geburtenrate im Raum Kulmbach glücklicherweise zuletzt wieder gestiegen. Aber die Zahl der Sterbefälle liegt immer noch darüber. Gleichzeitig gibt es mehr Wegzüge als Zuzüge. Neu aufgenommene Flüchtlinge haben den Rückgang der Bevölkerungszahl höchstens ein bisschen verlangsamt. „Die Trendwende haben wir noch nicht erreicht“, sagt der Geschäftsleitende Beamte. „Das geht auch nicht von heute auf morgen.“

Im Keller

Aber es gibt Hoffnung, dass der Landkreis allmählich auf dem Tiefstwert angekommen ist. Die Metropolen und Ballungsräume platzen aus allen Nähten, sagt Rüdiger Köhler. Die ersten hätten längst erkannt, dass die ländlicheren Regionen nicht nur lebenswert sind, sondern nicht zuletzt auch wesentlich günstigere Lebenshaltungskosten bieten. Die digitale Revolution könnte dazu beitragen, dass ein Umdenken stattfindet.

Beim Blick auf die nackten Zahlen lässt sich davon allerdings noch nichts erkennen. Der Raum Kulmbach hat 71.993 Einwohner. Im Vergleich zum Vorjahr war das am Stichtag 31. Dezember 2016 ein Minus von 475. In den beiden größten oberfränkischen Städten leben damit jeweils mehr Menschen als im gesamten Landkreis Kulmbach. Bamberg hat mittlerweile mehr als 75.700 und Bayreuth über 73.000 Einwohner. Guttenberg ist mit Abstand die kleinste Gemeinde im Landkreis Kulmbach und erstmals unter die 500-Einwohner-Marke gerutscht. 488 Menschen leben noch im Ort.

Auch Stadt verliert

Auch die Stadt Kulmbach verliert konstant Einwohner. Allerdings bewegen sich die Verluste weiterhin auf einem niedrigen Niveau. Nach den jüngsten Zahlen waren in Kulmbach Ende 2016 noch 25.853 Menschen gemeldet. Das sind 80 weniger als im Vorjahr.

Großer Gewinner ist einmal mehr die Gemeinde Himmelkron. Dank der Nähe zur Autobahn und der wirtschaftlichen Entwicklung steigt die Bevölkerungszahl seit Jahren. Das jüngste Plus von 16 lässt Himmelkron auf 3496 Einwohner wachsen.

Kupferberg hält sich tapfer über der 1000-Einwohner-Marke. Die Stadt verzeichnet einen Anstieg um zwölf Bürger auf insgesamt 1042. Mit der Ausnahme von Harsdorf, Trebgast und Untersteinach fällt in allen anderen Städten und Gemeinden des Landkreises die Bilanz negativ aus.

 

Die Einwohnerzahlen

Landkreis Kulmbach 71.993 -475
Grafengehaig 878 -9
Guttenberg 488 -13
Harsdorf 984 +4
Himmelkron 3496 +16
Kasendorf 2431 -36
Ködnitz 1571 -24
Kulmbach 25.853 -80
Kupferberg 1042 +12
Ludwigschorgast 982 -3
Mainleus 6467 -28
Marktleugast 3159 -25
Marktschorgast 1405 -13
Neudrossenfeld 3767 -13
Neuenmarkt 2997 -19
Presseck 1844 -25
Rugendorf 1007 -19
Stadtsteinach 3139 -90
Thurnau 4122 -61
Trebgast 1611 +23
Untersteinach 1838 +1
Wirsberg 1808 -34
Wonsees 1104 -21

475 Einwohner hat der Landkreis Kulmbach im Vergleich zum Vorjahr 
verloren. Die Bevölkerungszahl lag zum Stichtag 31. Dezember 2016 bei 
71.993. Das bayerische Landesamt für Statistik hat aktuell die 
offiziellen Zahlen auf Basis des Zensus veröffentlicht. Bis auf 
Harsdorf, Himmelkron, Kupferberg, Trebgast und Untersteinach verzeichnen 
alle Kommunen einen Rückgang.

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