Kulturverein: Musikalischer Abschiedsgruß

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Ein letztes Mal zu Gast beim Kulturverein: die Camerata Bamberg. Das Programm reicht von der Wiener Klassik zum Wiener Walzer. Foto: red Foto: red

Über zwanzig Jahre garantierte der Verein Kultur in Thurnau, was sein Name verspricht: Ein Kulturangebot außerhalb der Stadt, gestaltet von professionellen Künstlern in Thurnau. Alle Freunde und Förderer lädt der Kulturverein am Sonntag, 10. Juni, um 17 Uhr zu einem letzten, kostenlosen Klassikabend mit der Camerata Bamberg ein.

 
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Das Abschlusskonzert ist überschrieben mit dem Titel „Musikalische Hochsprache und musikalischer Dialekt – von der Wiener Klassik zum Wiener Walzer“. Den Menschen in der Region kulturelle Hochgenüsse zu ermöglichen, das war seit seiner Gründung der Leitgedanke des Vereins.

Der Kulturverein war am 5. Februar 1997 gegründet worden. Alle der damals 32 Anwesenden wurden Mitglieder. Eng mit dem Verein verbunden war der Berliner Wolfgang Ziller. Der erste Vorsitzende des Kulturvereins war Sänger an der Komischen Oper in Berlin und Mitglied im Bayreuther Festspielchor. Und durch Letzteres knüpfte er Kontakte nach Thurnau.

Konzerte, Filme, Kabarett und Lesungen

Ziller verfügte über ein großes künstlerisches Netzwerk. So gelang es ihm, überregional bekannte Künstler nach Thurnau zu lotsen. Fester Bestandteil des Programms war klassische Musik. Aber nicht nur: „Es wurden auch Filme gezeigt, in denen es zum Beispiel um Bildende Kunst ging“, erinnert sich Michaela Sell an ein Vorführung über Niki de Saint Phalle. Michaela Sell und ihr Mann Gerd setzten sich von Anfang für Kultur in Thurnau ein. Wer eine Kulturveranstaltung besuchte, traf die beiden, ob am Einlass oder am Ausschank. „Ich habe wirklich immer die Kasse gemacht“, sagt Gerd Sell. „Nur dann nicht, wenn wir mal im Urlaub waren.“ Doch nun ist Sell zusammen mit dem letzten Vorsitzenden Eberhard Beier einer der Liquidatoren des Vereins. Denn nachdem die Vereinsarbeit zwei Jahre ruhte, beschloss die Mitgliederversammlung am 30. November 2017 die Auflösung. „Für das Abschlusskonzert lösen wir unsere finanziellen Reserven auf“, sagt Beier.

Das Schloss als Spielstätte

Von 2005 bis 2017 stand er als Nachfolger von Wolfgang Ziller dem Verein vor. Kammer- und Solistenkonzerte, Kabarett, Folklore, Puppentheater, Dichterlesungen: Beier führte die bunte Mischung an gehobenen Kulturangeboten fort. Jährlich war überdies ein traditionelles Weihnachtskonzert in der Laurentiuskirche. Andere Künstler traten im Kutschenhaus und im Ahnensaal von Schloss Thurnau auf.

Doch inzwischen ist der Ingenieur Beier 79 Jahre alt. Niemand war bereit, in seine Fußstapfen zu treten. Der Vorstand sei bereits überaltert gewesen. „Früher sagte man, in Kulmbach ist nichts los, lasst uns nach Thurnau fahren. Aber jetzt haben wir eher wieder ein Überangebot an kulturellen Veranstaltungen“, sagt Beier. Zu seinen besten Zeiten hatte der Verein 180 Mitglieder, am Ende waren es noch 150.

Höhere Ausgaben, weniger Einnahmen

Steigende Kosten für Mieten, Gagen und Instrumente, Ausgaben für Gema, Künstlersozialkasse und Übernachtungen: Das alles habe der ehrenamtlich organisierte Kulturverein zuletzt nicht mehr stemmen können. Der Großteil der Besucher sei stets aus Kulmbach und Bayreuth gekommen. „Der Anteil der Thurnauer lag vielleicht bei zehn Prozent.“

Am kommenden Wochenende haben sie noch einmal die Gelegenheit, ein Konzert von Kultur in Thurnau zu erleben. Das Kammerorchester der Bamberger Symphoniker spielt Werke von Haydn, Mozart und Stamitz sowie Ländler, Polkas und Walzer von Schubert, Lanner und Strauß. Eintritt fürs Kutschenhaus wird nicht verlangt. „Wir fühlen uns ja der Kultur verpflichtet“, sagt Beier, dem eine gewisse Erleichterung anzumerken ist, dass das Kapitel Kulturverein Ende des Jahres endgültig beendet ist.

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