Nur bei zwei Fraktionen ist die Position wirklich klar. Die Grünen haben klargemacht, dass sie die Nichtverlängerung für einen Fehler halten, einen wirklich dummen Fehler sogar. Die SPD wiederum hat unterstrichen, dass sie niemals einen eigenen Kulturreferenten gewollt hatte und auch keinen mehr will. Und die anderen? Wollten auch keinen ganz normalen Referenten. Es musste offenbar ein Wundertäter sein. Einer, der die vielen Kulturbaustellen der Stadt auch in Zeiten knapper Kassen wuppt, der die zerklüftete Kulturlandschaft voranbringt, ohne irgendjemandem der wichtigen und weniger wichtigen Kulturveranstalter wehzutun. Und ohne die Interessen der Stadträte zu berühren, die mit irgendeinem oder mehreren dieser Veranstalter zu tun haben. Kurz: Kern sollte binnen kurzer Zeit alles retten, was seit Jahrzehnten in der Bayreuther Kulturpolitik schief gelaufen war.
Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar zum Historischen Museum Lesen Sie dazu auch unseren Kommentar zum Historischen Museum
Hätte Kern selbst verlängert?
Kern hat nicht alles richtig gemacht, er hat manchmal schlecht kommuniziert, man darf annehmen, dass das auch einem gewissen Misstrauen entsprang - was man unbedingt verstehen kann. Er hätte auch mehr Konzerte und Vernissagen besuchen dürfen, um das Vertrauen der Künstler und Veranstalter zu gewinnen. Er hätte sich entschiedener zu Bayreuth bekennen können.
Kostete ihn das den Rüpckhalt? Genügt so etwas? Die Verpflichtung der Berliner Philharmoniker zur Eröffnung des Markgräflichen Opernhauses war ein richtiger Erfolg. Die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte wäre sogar noch wichtiger gewesen. Dass das nicht geklappt hat, lag an einer Gruppe von Blockierern. Und daran, dass Stadtrat und Verwaltung nicht entschlossen genug dafür warben.
Kern war kein Wundertäter, im Gegenteil, schon bald war er auf einem typisch Bayreuther Boden angekommen - dem der unerfreulichen Tatsachen. Kern wirkte immer frustrierter, alleingelassen, abgeschnitten von Informationen, er reagierte dünnhäutig auf Kritik. Man darf annehmen, dass er seinen Vertrag ohnehin nicht verlängert hätte.
Das Problem der Oberbürgermeisterin
Die Oberbürgermeisterin hat nun ein Problem. Das Projekt des Kulturreferenten war ihres gewesen. Nun ist es gescheitert, auch deswegen, weil es von Anfang an an Unterstützung für Kern fehlte. Zu wenig Personal, zu wenige Mittel, ein Kulturamt, das weit entfernt vom Rathausbüro Kerns ist - die Liste der Mängel ist lang. Auch die Stadt hat ein Problem. Denn Bayreuth wird sich schwertun, nochmals jemanden für den Job zu finden, bei drei Pleiten in den vergangenen zehn Jahren. Ein Kultureferent wird auch politisch kaum mehr durchzusetzen sein. Es bleiben Fragen. Etwa, wie es dann mit Markgräflichen Opernhaus und Stadthalle weitergehen wird: Soll die renovierte Halle etwa ebenso lieblos bespielt werden wie bislang? Nach dem Motto: Wir nehmen, was kommt?
Man wird halt erst mal weiterwursteln. Das hat noch niemanden wehgetan. Und das ist genau genommen das Problem.
michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de