Kultureferent? Ein Missverständnis!

Von Michael Weiser
Ein herber Rückschlag: Fabian Kerns Projekt der Rotmainhalle als Ersatzspielstätte scheiterte. Szene aus dem Informationsgespräch. Foto: Ronald Wittek/Archiv Foto: red

Der Kulturreferent wird Anfang nächsten Jahres seinen Schreibtisch räumen. Und nun? Die Stadt und die Oberbürgermeisterin haben mit dem Scheitern díeses Projekts jedenfalls ein Problem. Die Frage ist ohnehin: Was wollte man nur voneinander, die Stadt und der Kulturreferent?

 
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Es gab, so geht die Mär, in Bayreuth tatsächlich mal einen Kulturreferenten, der über Macht und Einfluss verfügte, mehr, als seine Vorgänger besessen hatten und seine Nachfolger besitzen sollten. Dieser Mann hieß Hans Walter Wild und war im Hauptberuf Oberbürgermeister der Stadt Bayreuth. Kultur, das waren für den Macher Wild vor allem die Festspiele. Und um die kümmerte er sich halt mit.

Das ist lange her, und man kann sagen, es hat sich seitdem für die Kultur in Bayreuth nichts verbessert. Genaugenommen ist es auf manchen Gebieten sogar schlechter geworden. Sagen wir’s mal so: Bayreuths Kultur bleibt konsequent unter ihren Möglichkeiten.

Ein echter Referent für die Kulturstadt

Dem wollte die Stadt vor gut drei Jahren abhelfen. So wie es Brigitte Merk-Erbe im Wahlkampf versprochen hatte: Einen Kulturreferenten für die Kulturstadt Bayreuth, Man schrieb den Job also aus, einen richtigen Vollzeit-Job, nicht nur den eines halben Kulturreferenten, einer, wie Carsten Hillgruber einer gewesen war, im Amt des Sozialreferenten. 180 Menschen bewarben sich um die Stelle, es durfte in aller Ruhe ausgesiebt werden, am Ende blieb der eine übrig, der das Gros die Stadträte mit seiner Vita als bewährter Kulturmanager und mit einer blendenden Vorstellungsrede überzeugt hatte: Fabian Kern.

Bei der Vorstellung war man noch heiß begeistert voneinander, Brigitte Merk-Erbe zählte viele Aufgaben des Neuen auf, der Neue wiederum lud sich noch einiges auf. Ein Spielstättenkonzept, Haus Wahnfried, Impulse im Tourismus, Landesgartenschau, Markgräfliches Opernhaus, eine Neuordnung der Museumslandschaft: Das war Fabian Kern von der Stadt und ihrer Oberbürgermeisterin vorgegeben. Ein Nutzungskonzept für die Stadthalle der Zukunft lud sich Kern dann noch selber auf, noch dazu das Kennenlernen der örtlichen Szene, ihrer Akteure, des Publikums, um alles aufs beste zu vernetzen.

Was hat die Stadt von ihrem Kulturreferenten erwartet?

Jetzt, zweieinhalb Jahre später, ist das Verhältnis abgekühlt. Mehr noch: Es wird bald kein Verhältnis mehr sein. Der Stadtrat hat gegen die Verlängerung von Kerns Vertrag gestimmt. Kern wird nicht aus konkreten Gründen abgesägt, man hat sich nur nicht mehr für ihn entschieden.  Was die Frage nahelegt, was der Stadtrat eigentlich jemals von einem Kulturreferenten erwartet hat.

Nur bei zwei Fraktionen ist die Position wirklich klar. Die Grünen haben klargemacht, dass sie die Nichtverlängerung für einen Fehler halten, einen wirklich dummen Fehler sogar. Die SPD wiederum hat unterstrichen, dass sie niemals einen eigenen Kulturreferenten gewollt hatte und auch keinen mehr will. Und die anderen? Wollten auch keinen ganz normalen Referenten. Es musste offenbar ein Wundertäter sein. Einer, der die vielen Kulturbaustellen der Stadt auch in Zeiten knapper Kassen wuppt, der die zerklüftete Kulturlandschaft voranbringt, ohne irgendjemandem der wichtigen und weniger wichtigen Kulturveranstalter wehzutun. Und ohne die Interessen der Stadträte zu berühren, die mit irgendeinem oder mehreren dieser Veranstalter zu tun haben. Kurz: Kern sollte binnen kurzer Zeit alles retten, was seit Jahrzehnten in der Bayreuther Kulturpolitik schief gelaufen war.

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Hätte Kern selbst verlängert?

Kern hat nicht alles richtig gemacht, er hat manchmal schlecht kommuniziert, man darf annehmen, dass das auch einem gewissen Misstrauen entsprang - was man unbedingt verstehen kann. Er hätte auch mehr Konzerte und Vernissagen besuchen dürfen, um das Vertrauen der Künstler und Veranstalter zu gewinnen. Er hätte sich entschiedener zu Bayreuth bekennen können.

Kostete ihn das den Rüpckhalt? Genügt so etwas? Die Verpflichtung der Berliner Philharmoniker zur Eröffnung des Markgräflichen Opernhauses war ein richtiger Erfolg. Die Rotmainhalle als Ersatzspielstätte wäre sogar noch wichtiger gewesen. Dass das nicht geklappt hat, lag an einer Gruppe von Blockierern. Und daran, dass Stadtrat und Verwaltung nicht entschlossen genug dafür warben.

Kern war kein Wundertäter, im Gegenteil, schon bald war er auf einem typisch Bayreuther Boden angekommen - dem der unerfreulichen Tatsachen. Kern wirkte immer frustrierter, alleingelassen, abgeschnitten von Informationen, er reagierte dünnhäutig auf Kritik. Man darf annehmen, dass er seinen Vertrag ohnehin nicht verlängert hätte.

Das Problem der Oberbürgermeisterin

Die Oberbürgermeisterin hat nun ein Problem. Das Projekt des Kulturreferenten war ihres gewesen. Nun ist es gescheitert, auch deswegen, weil es von Anfang an an Unterstützung für Kern fehlte. Zu wenig Personal, zu wenige Mittel, ein Kulturamt, das weit entfernt vom Rathausbüro Kerns ist - die Liste der Mängel ist lang. Auch die Stadt hat ein Problem. Denn Bayreuth wird sich schwertun, nochmals jemanden für den Job zu finden, bei drei Pleiten in den vergangenen zehn Jahren. Ein Kultureferent wird auch politisch kaum mehr durchzusetzen sein. Es bleiben Fragen. Etwa, wie es dann mit Markgräflichen Opernhaus und Stadthalle weitergehen wird: Soll die renovierte Halle etwa ebenso lieblos bespielt werden wie bislang? Nach dem Motto: Wir nehmen, was kommt?

Man wird halt erst mal weiterwursteln. Das hat noch niemanden wehgetan. Und das ist genau genommen das Problem.

michael.weiser@nordbayerischer-kurier.de