Kulturausschuss macht Dampf

von Michael Weiser
Ist das noch Kultur oder schon Freikörperkultur? Über Fragen wie der nach der Kulturfähigkeit der von SixxPaxx in der Stadthalle muss sich irgendwann das Stadthallenmanagement den Kopf zerbrechen. Foto: Andreas Harbach/Archiv Foto: red

Noch immer gibt es kein Konzept, wie die Stadthalle künftig bespielt werden soll. Jetzt wird es dem Kulturausschuss offenbar mulmig: In der Sitzung am Montag drückten die Stadträte auf die Tube, für 50.000 Euro soll nun ein Konzept her.

 
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Gabriele Röhler vetrat gestern Kulturreferent Fabian Kern vorm Kulturausschuss, und der Umstand, dass sie am Sitzungstag Geburtstag feierte, dürfte sich als praktisch erwiesen haben. Erstens durfte sich die Kulturamtschefin so gleich mal die Glückwünsche des Gremiums abholen. Und zweitens zerstreute sich so gleich mal jene Spannung, die sich durchaus im Sitzungssaal hätte aufbauen können.

Die Sache ist nämlich die: Während die Sanierungsarbeiten an der Bayreuther Stadthalle offenbar noch immer im Zeitplan liegen, droht beim Betriebskonzept die Zeit davonzulaufen. Es sollte von Fortschritten berichtet werden, so stand es auf der Tagesordnung; stattdessen hat man jetzt erst einmal die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass es irgendwann nächstes Jahr weitergehen kann. Der Kulturausschluss beschloss, 50.000 Euro in den Haushalt 2018 einzustellen - damit dann endlich ein Betriebskonzept erstellt werden kann.

Welche Form ist die beste?

Ende 2019 sollen die Arbeiten an der Stadthalle abgeschlossen sein, danach soll mit dem Ball der Stadt der Betrieb aufgenommen werden. Klar ist, was die Voraussetzung für die Förderung der Sanierungs- und Umbaumaßnahmen ist: Zu mindestens 80 Prozent soll die Stadthalle kulturell genutzt werden. Wer das Programm aber organisiert, ist hingegen alles andere als gewiss. Die Bayreuth Marketing und Tourismus-Gesellschaft? Eine eigene Gesellschaft? Oder doch eine eigene Dienststelle mit einem Geschäftsführer, der für ein ansprechendes und hochklassiges Programm sorgt, wie es die CSU bereits in einem eigenen Antrag gefordert hat?

Gut zwei Jahre sind es also noch, bis man nicht nur eine Betriebsstruktur gefunden, sondern auch noch ein Programm entwickelt haben muss, das weit über die Stadtgrenzen hinaus das Publikum in die Stadthalle lockt. Das ist, genau genommen, nicht wenig Zeit - es ist sehr wenig Zeit. So wenig, dass sich einige Stadträte regelrecht alarmiert äußerten. "Spät, sehr spät" sei man dran, monierte Stefan Schlags von den Grünen, "es muss schnell gehen, sehr schnell."

"Enges Zeitfenster"

Auch SPD-Fraktionschef Thomas Bauske sieht die Stadt im Verzug. Man müsse schließlich Veranstaltungen planen, den Kartenverkauf starten und einiges mehr. "Anfang 2018 brauchen wir fast schon den Fahrplan." Von einem "sehr engen" Zeitfenster sprach CSU-Fraktionschef Stefan Specht, der überdies eine Betriebsform anmahnte, mit der die "Reibungsverluste" der Vergangenheit vermieden werden könnten. Im Antrag der CSU ist von einer "Dienststelle ,Geschäftsführung Stadthalle' unter dem Dach des Kulturreferats die Rede.

Diskussion über Zuschüsse

Wie wichtig sowohl Programmplanung als auch professionelle Geschäftsführung sind: Als hätten sie's sich selber demonstrieren wollen, berieten die Stadträte anschließend über Zuschüsse. Ein eindrucksvoller und interessanter Punkt sind diese "Zuschüsse aus den Bereichen Kultur- und Heimatpflege", schon weil die Liste der Zuschussempfänger ganz gut abbildet, wie vielfältig das kulurelle Leben in der Stadt ist.

Die Tücken des Anträgeschreibens

Zu sehen sind aber auch die Tücken des Papierkrams. Das Iwalewahaus etwa hatte insgesamt 19.000 Euro beantragt, was der Kulturausschuss ohnehin nicht in voller Höhe bewilligt hätte. Das Iwalewahaus hatte allerdings auch noch die Fristen verstreichen lassen - was Bürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe und so manchen Stadtrat zumindest leicht verstimmte. Man einigte sich auf einen Zuschuss, allerdings - quasi mit pädagogischem Hintergedanken - leicht gekürzt.

Ebenfalls die Frist verschusselt hatte der Verein Schoko e.V., der Geld für seine Gedenkarbeit an der Leuschner-Gedenkstätte benötigt. "Da haben wir es allerdings ausschließlich mit Ehrenamtlichen zu tun", sagte Gabriele Röhler, um Verständnis werbend. Mit Erfolg: Schoko erhält Geld, die Summe wird nicht, wie von Stefan Specht angeregt, auf die Förderung für die Leuschner-Stiftung aufgeschlagen.

Was vermutlich ohnehin die engagierte Gegenrede von Stephan Müller von der Bayreuther Gemeinschaft provoziert hätte. Man zahle viel Geld an die Leuschner-Stiftung, sagte er mit Nachdruck, es sei Zeit für einen Nachweis, was dafür "konkret geleistet" werde.

Auch das Zentrum bekam Kritik ab. Etwa von Gabriele Röhler, die den Vorschlag einer Reduzierung der Zuschüsse so begründete: "Ich sehe zu wenig Mehrwert für Bayreuth." Stefan Schlags kritisierte das Zentrum als einen der "größten Zuschussempfänger" mit magerer Bilanz, Stephan Müller empfahl dem Zentrum "dringend", mehr "eigene Kulturarbeit zu machen".

Ist es danach vorstellbar, dass die Stadthalle künftig mit einer Zufallsbespielung am Laufen gehalten wird? Kaum. Mit dem Betriebskonzept wird man sich also ganz schön beeilen müssen.

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