Kulmbacher hält Dividende stabil

Von Roland Töpfer
 Foto: red

Viel Bewegung bei der Kulmbacher Brauerei AG: Nach der Verkleinerung des Vorstands von drei auf zwei Köpfe kommt nun auch ein neuer Aufsichtsratschef: Klaus N. Naeve löst Roland Tobias ab. Die Dividende bleibt mit einem Euro je Aktie stabil, beschloss die Hauptversammlung in Kulmbach.

 
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Der Wechsel an der Aufsichtsratsspitze erfolgt vor dem Hintergrund, dass die Paulaner Brauerei Gruppe (München), mit 63,8 Prozent Hauptaktionär der Kulmbacher und der bisherige Paulaner-Chef Tobias künftig getrennte Wege gehen. Als Grund für die Trennung – der gebürtige Oberfranke Tobias war seit 2009 Vorsitzender der Geschäftsführung – werden unterschiedliche Auffassungen über geplante Veränderungen der Führungsebene genannt. Naeve ist Chef der Josef Schörghuber Stiftung und war bereits bisher Mitglied des Kulmbacher-Aufsichtsrats.

Die vierköpfige Paulaner-Führung wird auf sechs Mitglieder der Geschäftsführung aufgestockt. Interessant dabei: Der Anfang März 2017 von Kulmbach nach München gewechselte frühere Technik-Vorstand der Kulmbacher, Jörg Lehmann, übernimmt die Interims-Führung bei der Paulaner. Nach Lehmanns Weggang wird die Kulmbacher Gruppe von Markus Stodden (Sprecher des Vorstands) und Otto Zejmon geführt. Stodden, der sich bisher auf Vertrieb und Marketing konzentrierte, ist nun auch für Logistik, Einkauf und Recht zuständig. Finanzvorstand Zejmon übernahm Produktion und Technik zusätzlich.

Unterm Strich eine Million weniger

Die Kulmbacher Gruppe konnte im Geschäftsjahr 2017, wie von dieser Zeitung bereits ausführlich berichtet, ihren operativen Gewinn (Ebit) bei stagnierendem Umsatz (219,8 nach 220,7 Millionen Euro im Vorjahr)  von 10,0 auf 10,5 Mio. Euro steigern. Unterm Strich blieben allerdings mit 7,4 Mio. Euro eine Million weniger als im Vorjahr (8,4 Mio.).  Der Getränkeabsatz stagnierte bei 3,1 (3,2) Millionen Hektoliter.

Stodden sprach auf der Hauptversammlung von einem „sehr guten operativen Ergebnis“. Dies vor dem Hintergrund, dass der Bierverbrauch pro Kopf in Deutschland 2017 mit 101 Litern ein historisches Tief erreicht habe. Noch Ende der 1980er Jahre trank jeder Deutsche im Schnitt 142 Liter Bier.

Pilsmarkt aus den Fugen

Der Pilsmarkt sei vollkommen aus den Fugen geraten. 70 bis 90 Prozent der nationalen Fernsehbiere würden mit Hilfe von Preisaktionen verkauft. Stodden: „Das soll auch in Zukunft nicht unser Weg sein.“ Dazu braucht es aber auch hohe Investitionen, die im letzten Jahr von 19,1 auf 20,8 Millionen Euro gestiegen sind. Das meiste Geld ging in technische Anlagen  und Maschinen sowie Mehrweggebinde. Die neue Bügelanlage in Kulmbach schafft bis zu 55.000 Flaschen die Stunde, die alte lag noch bei 30.000.

Ende 2017 hatte die Kulmbacher Gruppe 916 Mitarbeiter, das sind 36 mehr als im Vorjahr. Der Anstieg geht vor allem auf das Konto des Markgrafen-Getränkevertriebs, wo im Zuge von Übernahmen Marktleiter übernommen wurden.

Besonders erfolgreich war wieder Mönchshof, deutscher Bügelflaschen-Marktführer. Laut Stodden kommt mittlerweile jedes fünfte in Deutschland getrunkene Bier in der Bügelverschlussflasche von Mönchshof. Das „Edelherb“ ist mit zwölf Prozent Anteil Marktführer in Nordbayern.

Alkoholfreies läuft gut

Auch Alkoholfreies läuft gut. Stodden: „In nur fünf Jahren hat sich der Absatz unserer alkoholfreien Biere verdoppelt.“ Die Hofer Tochter Scherdel konnte ihren Absatz nicht ganz halten. Auch EKU musste Absatzverluste hinnehmen, was Stodden vor allem auf einen Rückzug in China zurückführte, wo man den Preiskampf deutscher Brauereien nicht mehr mitmachen wolle. Bei Braustolz in Chemnitz wird nicht mehr gebraut, „weil es wirtschaftlich nicht mehr sinnvoll war“. Die Produktion wurde nach Plauen (Sternquell) verlagert.

Das neue Geschäftsjahr ist gut angelaufen, sagte Stodden im Gespräch mit dieser Zeitung am Rande der Hauptversammlung. Weitere Übernahmen wollte er nicht ausschließen. Den Markt habe er „immer im Fokus“. Das immer üppiger werdende Angebot wird weiter erweitert. Man habe ein großes Reservoir an alten Rezepten. „Es wird weitergehen.“ Die Vergütung des bis Ende Februar drei- und dann zweiköpfigen Vorstands betrug 1,07 (1,17) Millionen Euro.

Die Aktionäre zeigten sich mit dem Geschäftsverlauf und der Dividende zufrieden. Ein Euro je Aktie, „das passt“, meinte der Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz. Nach vielen mageren Jahren habe die Kulmbacher ihre Dividendenpolitik nun geändert. Das sei sehr erfreulich, aber es gelte auch: „Höher geht immer.“