Kulmbach wird zur Hochburg der Genießer

Von Gerd Emich
Hochwertige Zutaten aus regionaler Produktion boten Sternekoch Felix Schneider (rechts) und sein Sous-Chef Thomas Prosiegel (Zweiter von links).Foto: Gerd Emich Foto: red

Mit seinen Schwerpunkten Bier, Brot und Gewürzen ist der traditionsreiche Mönchshof in der Blaich ja bereits ein wichtiger Bestandteil des Lebensmittelstandortes Kulmbach. Mit der Einweihung der bayerischen Genussakademie wird diese Rolle noch einmal deutlich aufgewertet. Im Hof vor den Museen zeigte die erste Riege der Sommeliers bei der Feier auch gleich die Vielfalt der kulinarischen Köstlichkeiten aus den Regionen des Freistaates.

 
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Die Akademie ist eine der drei Säulen der Anfang des Jahres gestarteten „Premiumstrategie“ des Münchener Kabinetts. Angesiedelt wurde sie beim Cluster Ernährung im Kulmbacher Kompetenzzentrum für Ernährung (KErn). „Zwar hätte es in Bayern, der Heimat der Genüsse, viele tolle Standorte gegeben“, erläuterte Staatsminister Helmut Brunner. „Kulmbach hat aber etwas Besonderes an sich. Die alte Markgrafenstadt im Herzen der Genussregion Oberfranken punktet mit ihren traditionell starken Netzwerken des Ernährungshandwerks und der Ernährungswirtschaft.“

Ritterschlag für Kulmbach

Einen „Ritterschlag“ nannte Brunner die jüngste Entscheidung, in der Bierstadt eine eigenständige Fakultät der Universität Bayreuth einzurichten, ebenfalls mit dem Schwerpunkt Lebensmittel und Gesundheit. Und er sprach am Dienstag auch schon von einer Vision, die vor allem Oberbürgermeister Henry Schramm aufhorchen ließ: Akademie und Hochschule sollen zu einem großen „Genusscampus Bayern“ weiterentwickelt werden. Ein „FoodLab“ gehört ohnehin zur Akademie, in dem kreativ zu neuen Methoden und Produkten geforscht werden soll.

Dass sowohl bei den Verbrauchern als auch bei den Produzenten noch kräftig die Werbetrommel für Bayerns kulinarische Vielfalt gerührt werden muss, steht für den Minister außer Frage: „Genuss steht zwar ganz oben auf der Beliebtheitsskala. Trotzdem haben die meisten Verbraucher die heimischen Produkte zu wenig im Blick, vor allem, weil ihnen das Hintergrundwissen fehlt.“

Weg von den Massenprodukten

Hier setzt die Arbeit der Genussakademie an, zuerst bei den Profis der Branche. Später sollen die Kurs- und Workshopangebote auch auf weite Teile der Bevölkerung und jüngere Zielgruppen ausgedehnt werden. Das Motto „Weg von den Massenprodukten“ bekommt neben der Akademie auch zwei weitere Standbeine. Gemeinsam mit der Wirtschaft des Freistaates sind spezielle Wertschöpfungsketten für regionale Produkte geplant und im kommenden Jahr sollen 100 Genussorte mit eigenständiger kulinarischer Tradition ausgezeichnet werden.

Mit der Weiterbildung von Genussexperten hat das KErn bereits einige Erfahrung, die jetzt in die Akademie einfließt. Es gab in den vergangenen Jahren schon mehrere sehr gefragte Kurse für Sommeliers der Sparten Käse, Edelbrände und Gewürze. Zu letzterem Thema haben die Teilnehmer der vierten Auflage jüngst ihre Zertifikate erhalten. Ergänzt wird das Angebot jetzt durch Bier und Wasser durch die Gräfelfinger Doemens-Academy sowie Wein durch die IHK Würzburg-Schweinfurt.

Akademie benötigt mehr Fachkräfte

Die neue Genussakademie bietet auch einheimischen Fachkräften zahlreiche Beschäftigungsmöglichkeiten, erläuterte der Leiter des KErn, Rainer Prischenk: „Viele Mitarbeiter werden wohl vom zweiten Standort in Freising nicht hierher zur Kulmbacher Zentrale wechseln. Wir brauchen also personelle Verstärkung.“

„Vor zehn Jahren habe ich mir nicht vorstellen können, was sich heute hier tut“, ergänzte Simon Reitmeier. Der aus dem Fichtelgebirge stammende Geschäftsführer des „Clusters Ernährung“ übernimmt auch die Leitung der Genussakademie und damit die Weiterentwicklung der Bildungs- und Qualifizierungsmaßnahmen.

Fast Food ist auf dem Rückzug

Lokalmatador Alexander Herrmann verteilte mit seinem Team ein Sortiment „fränkischer Tapas“. Der Wirsberger outete sich als glühender Fan der neuen Einrichtung am Mönchshof. „Die Zeit für diese Akademie ist reif. Die Menschen sind gerade dabei, ihr Konsumverhalten wieder zu ändern. Fast Food ist eindeutig auf dem Rückzug, und wir sollten Herz und Hirn ansprechen, um Produzenten wie Verbrauchern Haltung beizubringen.“

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