Kulmbach-Kronach: Bankenfusion perfekt

Von Sabine Raithel
Die Zentrale der bisherigen Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt soll auch nach der Fusion mit der Kulmbacher Bank zur VR-Bank Oberfranken Mitte als Hauptstelle dienen. Hauptsitz der neuen Genossenschaftsbank wird jedoch Kulmbach. Foto: Frank Wunderatsch Foto: red

Die Fusion der Kulmbacher Bank und der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt ist beschlossene Sache. Die Aufsichtsräte haben grünes Licht dafür gegeben, dass zum 1. Januar die neue VR-Bank Oberfranken Mitte entstehen kann.

 
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Die Verantwortlichen erhoffen sich von der Maßnahme vor allem wieder mehr Wettbewerbsfähigkeit bei weniger Kostendruck. Kulmbach, als die größere der beiden Banken – 2015 hatte sie eine Bilanzsumme in Höhe von 709,9 Millionen Euro – wird dabei die kleinere Genossenschaftsbank Kronach-Ludwigsstadt juristisch übernehmen. Diese hatte eine Bilanzsumme von nur 427,8 Millionen Euro. Dennoch sei es eine Verbindung auf Augenhöhe, betonten Vorstände und Aufsichtsratsvorsitzende gestern in Kronach.

Vertrauensvolle Kontakte

„Die zwei Banken pflegen seit Jahren vertrauensvolle Kontakte und die geschäftspolitische Ausrichtung passt sehr gut zusammen“, betonte der Kronacher Vorstand Jürgen Möhrle. Und sein Kulmbacher Kollege Stephan Ringwald unterstrich: „Es ist eine Fusion von zwei Partnern mit identischen Herausforderungen in einer Region. Die Verhandlungen waren intensiv, partnerschaftlich und sehr konstruktiv.“ Soll wohl heißen: Es ist nicht nur eine Zweckgemeinschaft, die hier geschlossen wird, sondern eine Liebesheirat.

Große Herausforderungen

Die Herausforderungen, denen sich die beiden Bankhäuser bislang als Einzelkämpfer stellen mussten, sind vielfältig: Niedrigzinsphase, erodierende Erlöse, steigende Kosten, höhere Anforderungen an die Eigenkapitalbasis sowie ein wachsender Regulierungsdruck, der mit einem erheblichen Personalaufwand verbunden ist. Dazu der demografische Wandel und die Konkurrenz der Internet-Finanzdienstleister. Mithilfe von Fusionen wollen die Banken ihre Kräfte bündeln, um sich im Markt zu behaupten, den Kostendruck herauszunehmen und flexibler auf neue Herausforderungen reagieren zu können.

250 Mitarbeiter

Zusammenschlüsse liegen also aus gutem Grund bei den Regionalbanken im Trend. Von den 26 oberfränkischen VR-Banken sind 16 in Fusionsgesprächen; über 70 sind es im gesamten genossenschaftlichen Bereich. Die Banken streben Unternehmensgrößen von über einer Milliarde Euro Bilanzsumme an, um größere Synergie- und Skaleneffekte zu erreichen. Durch die Fusion verfügt die neue VR-Bank Oberfranken Mitte über eine Bilanzsumme von knapp 1,14 Milliarden Euro – bei 29 Bankstellen, 66 000 Kunden, davon rund 29 000 Mitglieder, und rund 250 Mitarbeiter.

Neue Höchstkreditgrenzen

„Es entsteht eine wirtschaftlich starke Genossenschaftsbank“, betont Stephan Ringwald. Das erhöhte Eigenkapital schaffe zudem Raum für neue Höchstkreditgrenzen. Gesetzliche Anforderungen an die Eigenmittelausstattung würden künftig besser erfüllt. Die Bank sei damit langfristig ein zuverlässiger Finanzierungspartner, insbesondere für den Mittelstand.

Doppelarbeiten vermeiden

„Wir stellen uns noch effizienter auf und erreichen durch fusionsbedingte Synergiepotenziale eine Verbesserung der Kostenstruktur“, erklärte Ringwald. Indem Doppelarbeiten vermieden würden, könnten Kosten steigender Regulierung kompensiert werden. Auch wollen die beiden Banken die ähnlichen Strukturen der Geldhäuser nutzen und Sachkosten senken.

Den Vorstand des neuen Bankhauses werden die bisherigen Kulmbacher Vorstände Dieter Bordihn und Stephan Ringwald bilden. Die bisherigen Vorstandsmitglieder der Raiffeisen-Volksbank Kronach-Ludwigsstadt Georg Feder und Hans Jürgen Möhrle werden zu Generalbevollmächtigten mit Prokura berufen.

Weitere Zusammenschlüsse möglich

Ob nun das Ende der Fahnenstange erreicht sei, ließ der neue Vorstand offen. Möglich sei, dass es künftig zu weiteren Zusammenschlüssen kommen werde, um im schwieriger werdenden Umfeld zu bestehen. Denn auch mittelfristig sei keine Veränderung auf dem Zinsmarkt zu erwarten und die Ertragslage bleibe schwierig.

Keine Einschnitte beim Personal

Juristischer Sitz der neuen Genossenschaftsbank ist Kulmbach. Die Standorte Kronach und Kulmbach bleiben als Hauptstellen erhalten. Das Filialnetz beider Banken weist keinerlei Überschneidungen auf und soll deshalb auf absehbare Zeit unverändert bleiben. Auch im Bereich Personal soll es fusionsbedingt keine Veränderungen geben. In den nächsten fünf Jahren werden allerdings rund 20 Stellen, die aufgrund der altersbedingten Fluktuation frei werden, nicht neu besetzt.

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