Krematorium: Fremde Körperteile verbrannt

Ein Leichnam wird in einem Ofen eines Krematoriums in Berlin verbrannt. Mitarbeiter des Krematoriums in Regensburg sollen bei Feuerbestattungen auch Leichenteile anderer Menschen mitverbrannt haben. Foto: Steffen Kugler/dpa Foto: red

Bei Feuerbestattungen sollte nur die Asche des Verstorbenen in der Urne stecken. Manche Bestatter nutzen die Trauerfälle aber skrupellos aus. In Regensburg sollen Mitarbeiter des Krematoriums auch fremde Körperteile und Gewebeproben beigemischt haben.

 
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Mitarbeiter des Krematoriums im bayerischen Regensburg sollen bei Feuerbestattungen auch Körperteile anderer Menschen mitverbrannt haben. Die Staatsanwaltschaft ermittelt gegen sie wegen Verstößen gegen das Abfallwirtschaftsgesetz und möglicher Störung der Totenruhe in rund 200 Fällen, teilte die Behörde am Mittwoch mit. Am Dienstag waren die Räume des Krematoriums durchsucht und Unterlagen sichergestellt worden.

«Die Körperteile stammen nicht von anderen Leichen, sondern vermutlich von medizinischen Eingriffen wie Amputationen oder Entnahme von Gewebe sowie Blutproben», erläuterte Oberstaatsanwalt Theo Ziegler. Diese hätten als Sondermüll entsorgt werden müssen. Das Motiv ist laut Ziegler noch unklar, könnte aber Bereicherung gewesen sein. Auch die Herkunft der zugefügten Körperteile müsse noch ermittelt werden, betonte Ziegler. Die Fälle hatten sich in den Jahren 2011 bis Mai 2015 ereignet.

«Sollten sich die Vorwürfe bestätigen, handelt es sich eindeutig um eine Störung der Totenruhe», sagte der Sprecher des Bundesverbandes Deutscher Bestatter, Oliver Wirthmann, in Düsseldorf. Ein solcher Vorgang sei indiskutabel und könne mit nichts gerechtfertigt werden.

Weitere Fälle in anderen Krematorien

Er verweist auf die ethischen Grundsätze der Feuerbestattung. Demnach muss jede Einäscherung einzeln durchgeführt werden, so dass keine Vermischung von Aschen stattfindet. Zudem dürfen in einem Krematorium ausschließlich menschliche sterbliche Überreste eingeäschert werden.

Vier Mitarbeiter im Regensburger Krematorium sollen zudem im Vorjahr in zwei Fällen Spenden in unbekannter Höhe für sich selbst verwendet haben. Darüber hinaus sollen zwei Urnen als normale Päckchen versandt, den Hinterbliebenen aber ein um 40 Euro höherer Preis für einen Urnenspezialversand in Rechnung gestellt worden sein. Diese Fälle beurteilt die Staatsanwaltschaft als Betrug.

In der Vergangenheit hatten immer wieder Bestatter Trauerfälle skrupellos ausgenutzt. In Nürnberg hatten Mitarbeiter eines Krematoriums bei der Einäscherung anfallendes Zahngold an einen Juwelier verkauft und dafür rund 130.000 Euro kassiert. In Gießen soll ein Bestatter in einem Krematorium Särge geöffnet und den Schmuck gestohlen haben. Im rheinland-pfälzischen Bad Kreuznach hatte ein Bestatter die Urnen statt mit der Asche der Toten mit Sand gefüllt.

dpa

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