Krawalle im Jugendknast in Ebrach

Im Jugendgefängnis in Ebrach (Landkreis Bamberg) haben sieben Häftlinge randaliert und Feuer gelegt. Verletzt wurde niemand, es entstand jedoch erheblicher Sachschaden. Der stellvertretende Gefängnisleiter Ralf Hafner sagte der Deutschen Presse-Agentur, er gehe „grob geschätzt“ von einem Schaden in Höhe von mehreren 10 000 Euro aus. „Wir müssen da jetzt wohl renovieren.“ Wir haben in der Justizvollzugsanstalt Bayreuth nachgefragt: Wie reagieren die Beamten in solchen Fällen?

 
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Die Häftlinge im Alter zwischen 18 und 21 Jahren hätten am Dienstagabend zunächst Matratzen und Wäsche in Brand gesteckt. Die Gruppe aus überwiegend deutschen Staatsangehörigen habe dann Essen an die Wände geworfen, eine Kloschüssel und eine Überwachungskamera zerstört, eine Dusche unter Wasser gesetzt und eine gepanzerte Tür zersplittert. Der Trakt, in dem insgesamt 21 jugendliche Straftäter untergebracht waren, sei derzeit nicht mehr nutzbar. Zunächst war von 18 Randalierern die Rede gewesen.

"Halligalli"

Die Hintergründe für „das Halligalli“ sind Hafner zufolge völlig unklar. Gegen zwei der Randalierer sei eine interne Untersuchung gelaufen, weil sie andere Häftlinge drangsaliert haben sollen. Er glaube aber nicht, dass die jungen Männer von dem Verfahren etwas gewusst hätten, sagte der stellvertretende Gefängnischef. „Und selbst wenn, rastet man deswegen nicht derart aus.“

Kripo und Staatsanwaltschaft hätten die Ermittlungen übernommen, sagte eine Polizeisprecherin in Bayreuth. „Mögliche Tatbestände“ seien der Verdacht auf versuchte schwere Brandstiftung und der Verdacht auf Gefangenenmeuterei. Das müsse aber erst in den laufenden Ermittlungen geprüft werden.

100 Polizisten im Einsatz

Nach etwa 90 Minuten konnten elf Häftlinge, die nichts mit der Randale zu tun hatten, den Bereich verlassen. Rund vier Stunden verhandelten speziell geschulte Polizisten mit den sieben Störern und überredeten sie schließlich, ihren Widerstand aufzugeben. Sie wurden zwischenzeitlich auf andere Haftanstalten in Bayern verteilt, unter anderem in Würzburg, Nürnberg und Aschaffenburg. Allein 100 Polizisten aus Ober- und Unterfranken waren nach Ebrach geeilt. Dazu kamen Einsatzkräfte von Feuerwehr und Rettungsdienst.

Im Gefängnis Ebrach, einer ehemaligen Klosteranlage, gibt es nach Angaben des Justizministeriums 312 Haftplätze für männliche jugendliche Straftäter bis maximal 24 Jahren. Es ist das größte der insgesamt drei bayerischen Jugendgefängnisse.

 

Drei Fragen an Maria-Anna Kerscher, Stellvertretende Leiterin der Justizvollzugsanstalten Bayreuth und Hof:

Wie oft passiert es, dass sich Häftlinge weigern, in ihre Zellen zurückzugehen?

Maria-Anna Kerscher: So etwas passiert nur ganz selten. Meistens sind es dann einzelne Häftlinge, die sich widersetzen. Aber auch das ist eine absolute Ausnahmesituation.

Was passiert, wenn ein Häftling nicht in seine Zelle zurückgehen will?

Kerscher: Das ist vom Einzelfall abhängig. Wenn sich ein Häftling weigert, in seine Zelle zurückzukehren, versucht man natürlich,  Gespräche zu führen und auf den Häftling einzuwirken. Wenn das nicht funktioniert, gibt es spezielle Einsatzpläne, die dann in Kraft treten.

Die Häftlinge in Ebrach hatten einen Gegenstand angezündet: Wie reagieren Sie, wenn’s brennt?

Kerscher: Bei kleinen Bränden, versucht man, das Feuer selbst zu löschen. Wenn größere Brände ausbrechen, wird die Feuerwehr gerufen. Auch in diesem Fall gibt es spezielle Ensatz- und gegebenenfalls Evakuierungspläne.

red

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