Konzerte, Auszeichnungen und CD: Seit 50 Jahren spielt Regionalkantor Georg Schäffner Orgel Er spielt seit 50 Jahren Orgel

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Regionalkantor Georg Schäffner spielt seit 50 Jahren Orgel und ist Hauptorganist in der Basilika Gößweinstein. Foto: Ralf Münch Foto: red

„Die Musik ist für mich Lebensinhalt erster Prägung, ist Hobby und Beruf gleichzeitig“, beschreibt es Regionalkantor Georg Schäffner. Seit 50 Jahren spielt der 64-jährige Gößweinsteiner Orgel, Ende nächsten Jahres geht er in den Ruhestand. „Mit einem sehr weinenden Auge“, wie er sagt.

 
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Eigentlich sollte Schäffner ja das elterliche Schuhgeschäft übernehmen, eine kaufmännische Ausbildung machen. Aber es kam anders. Ab sechs Jahren erhielt er wie seine drei Geschwister Klavierunterricht. Die Lehrerin kam einmal die Woche mit dem Postbus zum Unterricht. „Unsere Mutter hat sehr aufs Üben geschaut“, erinnert er sich. Unter einer Stunde am Tag war nichts drin und bei der Lehrerin hat sie sich nach den Fortschritten erkundigt. Für Schäffner war das aber keine Belastung, von seinen älteren Geschwistern war er das gewohnt und motiviert.

In die Pedale stemmen

Dann ist sein Vater für den örtlichen Organisten Hans Steinmetz eingesprungen und auch Georg Schäffner durfte spielen. Ab 1963 hat er am Harmonium die Gottesdienste begleitet. „Aber ich musste mich ganz schön in die Pedale reinstemmen, denn ich war noch klein“, erzählt er lachend. 1967 hat er dann mit dem Orgelspiel begonnen. „Mein Vater hat die Pedale gespielt und ich oben die Manuale.“ Werktags hat er schon um 6.30 Uhr den Gottesdienst begleitet – vor der Schule. Aber das war okay. „Bei uns zu Hause ging es religiös nicht lasch zu, wir sind jeden Tag in die Kirche gegangen und ab sechs Jahren war ich Ministrant“, so Schäffner.

Mit der Reifeprüfung abgeschlossen

Beim ehemaligen Pegnitzer Bezirkskantor Roland Weiss hat er dann Orgelunterricht bekommen. Ein Problem, dass Weiss ja evangelisch ist, gab es nicht. „Die Musik ist die gleiche, nur die Liturgie ist anders“, sagt er. Von 1969 bis 1973 studierte er an der Fachakademie für Kirchenmusik und Musikerziehung, schloss diese mit der B-Prüfung, der Reifeprüfung ab. Seine Geschwister machten etwas anderes, zwei wurden Lehrer, eine Schwester arbeitete bei einem Bankinstitut.

Ab 1973 schuf das Ordinariat viele neue Kirchenmusikstellen, eben auch in Gößweinstein und Schäffner wurde Regionalkantor. Die Hälfte seiner Stelle gehört dem Orgelspiel in der Basilika und dem Kirchenchor, die andere Hälfte der Ausbildung des Orgelnachwuchses. Aber es werden immer weniger Schüler, hat er festgestellt, der Bezug zur Kirche ist nicht mehr so da.

Schöne Basilika und tolle Orgel

Von 1981 bis 1983 hat er die Tätigkeit in Gößweinstein unterbrochen und studierte in München an der Musikhochschule. Hier legte er das Staatsdiplom ab. Schäffner hatte auswärts ein paar Stellenangebote, aber irgendwie kam er von Gößweinstein nicht weg. Die Heimatverbundenheit war groß, die Basilika schön, eine tolle Orgel. 1980 rief er dann die Gößweinsteiner Basilikakonzerte ins Leben, die immer eine große Resonanz hatten. Seit 2013 organisiert sie die Gemeinde, aber er spielt immer noch mit, berät bei der Auswahl der Künstler.

Schäffner hat auch schon einige CD eingespielt und Auszeichnungen erhalten. Von der Päpstlichen Musikhochschule in Rom erhielt er das Baccalaureat, vom Landkreis Forchheim den Kulturpreis und zuletzt 2011 den Kulturpreis der Oberfrankenstiftung. Deutschland- und europaweit hat er Konzerte gegeben, einmal war er sogar für mehrere Auftritte in Kanada, Toronto.

Täglich zwei Stunden üben

Was ist so ein richtig schweres Stück für ihn? „Die Toccata-Fuge von Bach“, sagt Schäffner. Schwer, aber Bach-Musik spielt er auch am liebsten. Mindestens zwei Stunden täglich übt der Kantor. Entweder zu Hause auf einer elektronischen Sakralorgel oder eben in der Basilika, wenn es darum geht, den Klang bei den Stücken einzustellen.

Auch seine drei Töchter haben das Klavierspielen gelernt. „Kirchenmusik ist kein familienfreundlicher Beruf“, stellt Schäffner klar. Immer wenn andere frei haben, muss er ran.

Frauen im Prieseramt

Der Glaube ist ihm bei seiner Tätigkeit wichtig. „Er ist Hilfe für das Leben“, sagt der 64-Jährige. Aber er sieht auch vieles in der katholischen Kirche kritisch, stellt das Zölibat in Frage, kann sich Frauen im Priesteramt vorstellen. Was macht er, wenn er in Ruhestand geht, gehen muss? „Ich denke, dass ich noch aushilfsweise wo spielen werde“, sagt Schäffner. Ansonsten will er sich der Kirchen- und Heimatgeschichte widmen, in Archive gehen. „Da gibt es noch viel Brachliegendes“, so der Kantor.

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